Durch Himmel und Hoelle
wird mich über deine Genesung auf dem lau- fenden halten...«
»Aber ich bin eigentlich schon wieder ganz gesund, Ian«, unter- brach ihn Elysia.
»Du bist immer noch schwach, und ich will nicht, daß du deine Sicherheit aufs Spiel setzt. Ich kenne dein Temperament, Elysia, darum warne ich dich. Diese Leute sind gefährlich, und sie würden keinen Augenblick zögern, dich verschwinden zu lassen, wenn du ihnen im Weg stehst. Darum mußt du Jims alles, was du herausfin- dest, berichten, verstehst du mich, Elysia?«
»Ja, Ian«, versprach Elysia zögernd. »Ich werde vorsichtig sein.«
Ian schien ihre Antwort zu beruhigen. »Nun verstehst du besser als vorher, warum meine Identität geheim bleiben muß. Niemand
darf etwas über mich und meinen Auftrag erfahren, weil wir nicht sicher wissen, wer unsere Freunde sind. Du mußt jetzt gehen, bevor du dich erkältest. Es ist schrecklich für mich, daß du auch nur die leiseste Ahnung von dieser Geschichte hast. Gott weiß, um wieviel wohler mir wäre, wenn du sicher oben im Norden wärst und nichts mit der ganzen Sache zu tun hättest«, fügte Ian besorgt hinzu.
»Mach dir um mich keine Sorgen, Ian. Mir wird nichts geschehen, du hast viel zuviel andere Probleme, um dir auch noch Gedanken über meine Sicherheit zu machen«, sagte Elysia mit Nachdruck. »Außerdem würden sie davor zurückschrecken, einer Marquise was anzutun. Ich bin nicht in Gefahr. Aber was ist mit Louisa? Ich habe sie liebgewonnen, und ich bin sicher, daß sie nichts mit der Sa- che zu tun hat.«
»Natürlich nicht - sie ist so unschuldig wie ein neugeborenes Kind!« Ian wirkte bedrückt. »Ich mache mir um sie auch Sorgen, aber was kann ich tun?« Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. »Sie wird auf jeden Fall darunter leiden müssen, es gibt bei dieser Sa- che nur eine Lösung, und dabei wird ihr Name in den Dreck gezo- gen.« Ian blickte Elysia an, die unbeweglich neben ihm stand. »Paß auf sie auf, bitte. Sie wird jemanden brauchen, dem sie vertraut, der sie aufnimmt und...« Er hielt inne, angeekelt von der Rolle, die er spielen mußte, » . . . meine Anwesenheit wird ihr dann wohl zuwider sein.«
»Ich werde auf sie aufpassen, Ian, aber ich glaube, du tust Louisa unrecht. Wenn sie die ganze Wahrheit erfährt, wird sie dich nicht hassen.«
»Geh jetzt, meine Liebe«, flüsterte Ian. Er hatte sich mit dem Kurs, dem er folgen mußte, abgefunden.
Sie küßte ihn schnell, zog ihre Kapuze hoch und verließ leise die Stallungen. Jims bestand darauf, sie sicher zum Haus zu geleiten.
»Jims«, bat Elysia ihn, als sie an der Seitentür standen, »paß auf ihn auf. Er wird deine Hilfe notwendiger brauchen als ich.«
»Nur die Ruhe, Miss Elysia. Ihr sagt, ich soll auf Master Ian auf- passen, und er will, daß ich auf Euch aufpasse. Ihr beide wißt, daß Ihr sowieso nie das tut, was ich Euch sage. Ihr macht immer, was Ihr wollt. Ihr seid ja beide so dickköpfig, und nichts, was ich sagen kann, würde Euch von etwas abhalten«, beschwerte er sich.
»Armer Jims, wir haben dich immer sehr geärgert, oder?« fragte Elysia reumütig.
»Das kann ich wirklich nicht leugnen.« Jims grinste. Er hatte es ja nie anders gewollt. »Ihr wißt, ich kann die Zahmen nicht leiden, ich mag die Aufsässigen, die mit dem Teufel im Leib.«
»Auch wenn's schwer ist, Jims, achte auf Ian, bitte«, flüsterte sie, ehe sie hinter der schmalen Tür verschwand.
Elysia fröstelte, sie legte ihr Cape ab, warf es aufs Bett und ging dann zum Kamin, um sich aufzuwärmen. Im Schein des Feuers zeichnete sich ihr schlanker Körper unter dem dünnen Batistnacht- hemd ab, als sie davorstand und sich die Hände rieb.
Annie hatte sie auf ihr Klopfen eingelassen. Die Magd hatte ihre Erleichterung nicht verbergen können, als sie Elysia sah.
Elysia versuchte, ihres Frösteins Herr zu werden, das, wie sie ver- mutete, mehr von Nervosität als von der Kälte herrührte, während sie grübelnd in die Flammen starrte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie Ian helfen konnte. Sie wußte nicht, wo sie anfangen sollte - oder wo sie etwas beobachten oder erlauschen konnte. Jetzt, da sie die Wahr- heit kannte, würde ihr jede Handlung, so unschuldig sie auch sein mochte, verdächtig vorkommen. Und Louisa? Wie würde es ihr er- gehen, wenn Ian alles ans Tageslicht gebracht hatte? Sie wollte nicht daran glauben, daß Ian recht hatte mit seiner Annahme, Louisa würde ihn verachten.
Elysia drehte sich um. Ein Geräusch wie von einem quietschen- den
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