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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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gekostet, ihn in Form zu bringen. Ich habe ihn selbst gepflegt, bin sogar früh aufgestanden, um ihn zu füttern. Nach dem Fressen mußte er in einem Korb mit Stroh schwitzen. Und am Abend muß man ihn dann aus dem Korb nehmen und ihm den Kopf und die Au- gen mit der Zunge ablecken«, fuhr er fort, bis entsetzte Zwischen- rufe ihn verstummen ließen.
    »Großer Gott! Du hast doch nicht etwa wirklich den verdamm- ten Vogel abgeleckt?« fragte Alex erstaunt.
    »Natürlich nicht!« rief Peter empört. »Wofür hältst du mich denn? Ich bin doch nicht verrückt! Hab's einen der Stallburschen machen lassen.«
    »Dieses Mal falle ich nicht darauf rein«, sagte der Comte. »Ihr macht Witze.«
    »Nein, ich fürchte, Comte, daß Peter es ernst meint. Er scherzt mitnichten. Und ich bin immer wieder erstaunt, mit welcher Lei- denschaft er sich in Dinge stürzt, wenn er einmal etwas anfängt«, sagte Alex resigniert.
    »Mon Dieu«, rief der Comte und schüttelte verständnislos seinen braunen Lockenkopf. »Ah, Ihr Engländer. Aber ich muß mich jetzt verabschieden«, sagte er mit einem reumütigen Blick auf Elysia. »Ich hoffe, ich werde bald wieder das Vergnügen Eurer Gesellschaft haben, wenn Ihr wieder ganz genesen seid.« Er küßte ihre Hand, aber seine dunklen Augen waren auf ihren Mund gerichtet. »Je suis enchanté.«
    »Danke für die wunderbaren Rosen, Monsieur le Comte«, dankte ihm Elysia liebenswürdig und entzog ihm ihre Hand, da sie Alex' wütenden Blick bemerkt hatte.
    »Komischer Kerl ist das«, stellte Peter fest, nachdem sich die Tür hinter Alex und dem Franzosen geschlossen hatte. »Ich verstehe dieses französische Kauderwelsch nicht. Außerdem hat der Bursche

keinen Sinn für Humor.« Peter erhob sich widerwillig und ging zur Tür. »Ich werde besser auch gehen. Ich fühle mich noch nicht ganz wohl.« Er schaute Charles an. »Kommst du?«
    »Gleich.« Charles zögerte und sah verlegen zu Boden.
    Peter blieb an der Tür stehen. »Wißt Ihr, Elysia, Ihr seid in Ord- nung. Hätte nie gedacht, daß ich mit jemandem zurechtkomme, den Alex heiratet. Allein bei dem Gedanken, wer das sein könnte, wurde mir ganz zweierlei. Ich kannte keine Frau, die ich Schwägerin nen- nen wollte, bei Gott. Aber Ihr seid ein Vollblut«, murmelte er schüchtern. Er war es nicht gewohnt, Gefühle zu zeigen, und ver- ließ hastig den Raum.
    Charles räusperte sich und trat nervös von einem Fuß auf den an- deren. Er zog ein kleines Stück Papier aus seinem Rock und ließ es in Elysias Schoß fallen. Dann sagte er mit hochrotem Kopf: »Ich beuge mich nicht vor Poeten und so weiter. Bin kein Gelehrter, das kann mir keiner vorwerfen, aber... Ich mußte das einfach für Euch schreiben. Fragt mich bitte nicht, wie ich das fertiggebracht habe, das weiß ich selbst nicht. Ist mir noch nie passiert.« Die neue Erfah- rung schien ihm zu denken zu geben.
    Elysia entfaltete das Papier und las das hastig hingekritzelte Ge- dicht:
    Grüne, grüne Augen, grün wie das Gras Rotgoldenes Haar, hell wie die Sonne Weiche, weiche Haut, weich wie ein Has' Unsere singenden Herzen eins, welche Wonne.
    Sie schaute zu dem jungen Mann auf, der verlegen vor ihr stand und ängstlich auf ihre Reaktion wartete. »Charles... das ist das Netteste, was je jemand für mich getan hat. Ich werde es mir immer be- wahren. Danke, lieber Charles.« Elysia stand auf und gab Charles spontan einen Kuß auf seine puterrote Wange. In diesem Augen-

blick öffnete sich die Tür zum Salon, und Alex kam herein. Er blieb wie angewurzelt stehen, als er die scheinbare Umarmung von Charles und Elysia sah.
    Charles verbeugte sich und entfernte sich hastig angesichts der grimmigen Haltung des Marquis. Sein Herz sang tatsächlich, als er strahlend die Tür schloß und im Glücksrausch den Gang entlang stolzierte. Die kichernden Hausmädchen, die ihm erstaunt nachsa- hen, bemerkte er gar nicht.
    »So, so. Ich hatte ja keine Ahnung, daß du deine Küsse so freigie- big verteilst. Oder liegt es einfach daran, daß du sie mir nicht gönnst?« fragte Alex sarkastisch. »Ich war der Annahme, du hättest einmal gesagt, du wärst sehr wählerisch. Ich wußte nicht, daß dir der Sinn nach Knaben steht, die noch grün hinter den Ohren sind.«
    Er ging rasch zu ihr und baute sich vor ihr auf. »Ich hatte den Ein- druck, offensichtlich fälschlicherweise, daß du die Küsse und Zärt- lichkeiten eines echten Mannes vorziehst.« Alex riß sie an sich. »Daß du sie erwidert hast, als er dich das

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