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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Stuhl hatte sie aus ihren Gedanken geschreckt. Alex saß bewe- gungslos in der dunklen Zimmerecke. Sie hatte ihn bei ihrem Ein- tritt nicht bemerkt. Wie lange saß er schon hier?

»Wo bist du gewesen?« fragte er sie endlich mit eiskalter Stimme.
    Sie konnte nicht sprechen. Ihre Stimme war eingefroren, und sie konnte ihre Augen nicht von dem goldenen Blick abwenden, der sich in ihr Gehirn bohrte und ihre Gedanken las.
    »Hast du denn keine Ausrede für mich vorbereitet? Ich glaube wirklich, daß ich ein Recht habe, es zu erfahren. Schließlich bin ich dein Mann. Oder hast du das schon wieder vergessen? Vielleicht meinst du, ich sollte nicht erfahren, wo sich meine Frau mitten in der Nacht herumtreibt. Das Rendezvous muß ziemlich wichtig ge- wesen sein, wenn du dich bei dieser Kälte hinausschleichst, um deine Verabredung einzuhalten.«
    Er stand auf und kam auf sie zu wie ein Panther, der sein Opfer anschleicht. Elysia spürte seinen Zorn, als er vor ihr stehen blieb und ihr den Fluchtweg versperrte. Er blickte sie mit kaum verborge- ner Verachtung an.
    »War es das wirklich wert?« Er kräuselte verächtlich seine Lip- pen, als sein Blick beleidigend an ihr herunter glitt. »Hat dich dein Liebhaber in die Arme geschlossen und deinen fröstelnden Körper mit der Hitze des seinen erwärmt?«
    Er drehte sich zornig um, als könne er ihren Anblick nicht mehr ertragen, und marschierte vor dem hell brennenden Feuer, das seine Wut noch zu steigern schien, auf und ab. Plötzlich blieb er stehen und sah Elysia an. »Und? Hast du keine Ausreden, keine süßen Lü- gen, um mich zu täuschen?« stieß er hervor. »Oder willst du hier stehen und frech zugeben, daß du bei einem Liebhaber warst?«
    »Ich habe weder Lügen noch Ausreden. Ich habe nichts zu sagen. Du kannst glauben, was du willst. Ich möchte dich nur warnen, daß der Schein manchmal trügt. Und die Wahrheit ist nicht immer das, was wir sehen«, erwiderte Elysia ruhig. Es war ihr unmöglich, ihm die Wahrheit zu sagen, ohne das Versprechen, das sie Ian gegeben hatte, zu brechen. Alex mußte ihr entweder vertrauen oder sie der Untreue bezichtigen.

»Du warnst mich?« wiederholte er ungläubig. »Ihr sagt die Wahrheit, Madame - Ihr seid wirklich nicht das, wofür Euch die Leute halten. Ihr seid keine unschuldige junge Maid, die zu süß und fein ist, um ein Wässerchen trüben zu können.« Er lachte grausam. »Täuschung und Intrige fallen Euch sehr leicht. Ihr seid wie alle Frauen. Ihr sucht das Abenteuer gestohlener Küsse und betrügt Eu- ren Ehemann. Ihr verspottet alle echten Gefühle. Eure Falschheit und Eure Schauspielerei hat meine Augen mit Blindheit geschla- gen.« Er wandte sich von ihr ab. Seine Miene drückte die Selbstver- achtung aus, die er wegen seiner Gutgläubigkeit empfand. Er warf ihr plötzlich ein dünnes Blatt Papier vor die Füße. »Ich glaube nicht, daß ich diesen Ian kenne - einer Eurer Liebhaber aus dem Norden vielleicht? Oder seid Ihr damals nur nach London gefahren, um ihn zu treffen? Die Geschichte von der grausamen Tante und der An- stellung, die Ihr in London suchen wolltet, war das auch eine Erfin- dung? Vielleicht habt Ihr das ganze Theater mit Sir Jason geplant. War ich wirklich so ein Gimpel, der so leicht in die Falle gegangen ist? Madame, ich muß Euch gratulieren, Ihr spielt die Rolle des un- schuldigen Mädchens, als wärt Ihr dazu geboren.«
    »Ihr solltet es besser wissen als jeder andere, daß Ihr der erste und einzige Mann wart, der mich je besessen hat«, sagte Elysia endlich zu ihrer Verteidigung.
    Alex' Hände ballten sich zu Fäusten. In seiner Wange zuckte ein Muskel, so als wäre er nicht mehr imstande, die brennende Wut, die sich in ihm angestaut hatte, zu bremsen. Er wandte sich von Elysia ab, deren grüne Augen ihn eines Verbrechens bezichtigten. An sei- nem Hals traten die Sehnen hervor, als er sich im Zimmer umsah und sein Blick auf die kleine Porzellanpuppe fiel, die ihn mit ihrem aufgemalten Lächeln zu verspotten schien und an weibliche Tücken und Treulosigkeit erinnerte, die er nie hätte vergessen dürfen. Er wollte sie zu einem Nichts zerschlagen. Seine Hand griff nach ihr, und trotz des verzweifelten Schreis hinter ihm ergriff er die kleine

Figur, die alles vorstellte, was ihn anekelte. Er schmiß sie auf den Boden, wo sie in tausend Scherben liegenblieb.
    Elysia drängte sich an ihm vorbei und sank auf die Knie, ohne auf die Scherben zu achten. Sie bückte sich über ihre Puppe und hob ein Stück

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