Durch Himmel und Hoelle
Stall zu, als Louisa plötzlich drei Reiter rasch auf sie zu- kommen sah.
»Bitte, helft mir!« schrie Louisa, aber der Wind riß ihren Schrei davon. Sie war sicher, daß sie sich keinen Augenblick länger auf Ariel halten konnte.
Der Reiter auf dem größten der drei Pferde zwang Ariel, einen Bogen zu machen und drängte ihn dann auf eine kreisförmige Bahn. Das andere Pferd war schneller und holte ihn ein, der Reiter beugte sich zu Louisa und nahm die Zügel aus ihren starren Fingern. Dann zügelte er die beiden Pferde souverän, bis sie endlich ganz zum Ste- hen kamen.
Louisa schob sich mit zitternder Hand ihren Hut aus den Augen und sah jetzt, wer ihr Retter war.
»Lord Trevegne!« rief sie erleichtert. Noch nie hatte der Anblick seines dunklen, arroganten Gesichtes sie so erfreut. »Oh, Gott sei Dank, daß Ihr da seid!«
»Was, zum Teufel, macht Ihr auf diesem Pferd, Louisa!« fragte Alex, während er den nervös tänzelnden Ariel zu beruhigen ver- suchte.
»Wo ist Elysia?« fragte Peter, der jetzt, dicht gefolgt von Jims, an- geritten kam und fassungslos die kleine Louisa Blackmore auf dem riesigen Pferd ansah.
»Sie werden s-sie umbringen, und ich h-habe nicht gewußt, was ich tun soll. Ich hatte solche A-Angst«, schluchzte sie.
»Sie umbringen?« rief der Marquis erstaunt. »Was, zur Hölle, plappert Ihr da?« Zuerst hatten Peter und Jims ihn abgefangen, weil sie auf der Suche nach Elysia waren, die in dem immer stärker wer- denden Nebel ohne Lakai unterwegs war. Und Peter hatte irres Zeug wie ein Betrunkener dahergeredet. Jims grummelte etwas von Arger und Verrat, und jetzt saß Louisa Blackmore auf Ariel, einem Pferd, das nicht einmal er reiten konnte, und schrie hysterisch, man würde Elysia ermorden. Wahrscheinlich war er im Begriff, seinen Verstand zu verlieren.
Er umklammerte Louisas bebende Schultern, um sie zu beruhi- gen. »Antwortet. Was meint Ihr mit diesem Mord?« Aber Louisa zitterte wie Espenlaub und brachte kein Wort mehr heraus. Alex verlor die Geduld und gab ihr eine schallende Ohrfeige, sehr zur Überraschung der beiden anderen.
»Gütiger Gott, Alex! Was, zum Teufel...« begann Peter.
»Wir haben jetzt keine Zeit für hysterische Anfälle. Was, wenn sie die Wahrheit sagt? Gott steh uns bei!« Alex und Peter starrten sich entsetzt an. »So«, sagte er zu Louisa, »jetzt sagt mir genau, was passiert ist.«
»Es ist Elysia«, stammelte sie schniefend. »Ich hab' sie in die Pa- gode gehen sehen.« Sie hielt inne, weil Jims sich an seinem Kautabak verschluckt hatte und würgte.
Alex sah ihn eindringlich an, und ihm entging Jims' ängstlicher Blick nicht. »Und was dann?« drängte er Louisa.
»Sie war furchtbar aufgeregt und hatte es eilig. Sie ist bis zur Tür gerannt, und ich bin ihr gefolgt, aber ich war zu Fuß, und es war ziemlich weit. Ich habe zehn Minuten gebraucht, bis ich dort war u-und...« Sie kämpfte erneut mit den Tränen.
»Und. . . weiter Louisa... Ihr müßt es mir erzählen«, drängte sie Alex sanft, aber hartnäckig.
»Und dann«, fuhr Louisa fort, etwas beruhigt durch die Gelas- senheit des Marquis, »habe ich gehört, wie diese beiden schrecklich aussehenden Männer gesagt haben, sie würden sie umbringen.« Sie wurde blaß, als sie sah, wie Lord Trevegnes Augen schmal wurden. Sein Gesicht war nur noch eine grimmige Maske.
»Diesmal geht's ihr echt an den Kragen, Euer Lordschaft«, sagte Jims mit zitternder Stimme.
»Kommt, wir müssen sofort los«, rief Peter und wendete sein Pferd.
Alex sah Jims eindringlich an. Der Mann wußte mehr, als er zu- gab, aber er hatte jetzt keine Zeit, das herauszufinden. »Steigt ab und wartet hier, Louisa, es ist zu gefährlich für Euch, Ariel noch weiter zu reiten. Es ist ein Wunder, daß Ihr ihn überhaupt besteigen konntet«, sagte Alex und beugte sich vor, um sie aus dem Sattel zu heben.
»Aber sie sind nicht mehr dort. Sie sind in den Geheimgang hin- untergegangen.«
Alex war entsetzt. »Geheimgang? Wo ist er? Schnell? Die Zeit verrinnt.«
»Hinter einem Wandpaneel in der Pagodenwand.«
»Dann werdet Ihr uns begleiten müssen, um uns zu zeigen, wo das Paneel ist.« Er hob sie rasch vor sich in den Sattel, nahm sie fest in den Arm. Dann galoppierten sie in Windeseile in die Richtung, aus der sie gekommen war.
»Hoffentlich kommen wir nicht zu spät«, rief Louisa und sah ängstlich auf den Boden, der unter ihr dahinflog. »Ich weiß auch nicht, wie man es öffnet.«
»Wir werden es schaffen... und ich bete zu
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