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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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steif und tat weh von den Anstrengungen des gestrigen Tages und dem kalten Boden, auf dem sie während der langen Nachtstunden gelegen hatte.
    Sie aß ihre letzten Vorräte, während ein schwaches Licht über den wolkenverhangenen Himmel wanderte und ihn von Schwarz in

Grau verwandelte. In der Ferne grollte Donner. Sie packte ihre Ta- sche und ging durch die Bäume, bis sie ihr Ziel, die Straße, die den Wald durchschnitt und geradeaus nach London führte, erreichte. Sie entdeckte in der Ferne eine Kreuzung und ging schnell darauf zu, während der Regen stärker wurde und in eisigen Strömen über ihr Gesicht lief.

Geliebte, verdammte, verwirrende Stadt, Lebwohl! Deine Narren werd' ich nicht mehr ärgern Dies Jahr, ihr Kritiker, könnt ihr in Frieden leben, Ihr Huren, ruhet sanft!
    Pope
    3. K APITEL
    Sonnenlicht strömte durch die hohen Fenster auf den grünen Filz des Tisches, auf dem gerade die letzte Karte ausgespielt worden war und der Sieger seinen Gewinn einstrich.
    »Na, das war's dann wohl. Nach diesen Karten bin ich ein Bett- ler«, erklärte einer der jungen Männer und versuchte, seine Nieder- geschlagenheit darüber zu verbergen, daß er mehr verloren hatte, als er sich leisten konnte. Er strich den weichen Samt seiner neuen Jacke glatt und überlegte, wie er seine Schulden bezahlen sollte. Charles haßte es, seinen Vater um Vorschuß zu bitten, und außer- dem bezweifelte er, daß sich der gestrenge Herr noch einmal zu ei- nem Geldgeschenk erweichen lassen würde.
    »Du hast heute nacht eine Glückssträhne gehabt, Trevegne, aber die hast du ja immer«, meinte Lord Danvers und nahm einen or- dentlichen Schluck Brandy. »Wenn man den Gerüchten glauben darf, spielst du mit dem Teufel, und langsam glaube ich auch daran«, murrte er, während er im Geist seine Verluste zusammenzählte.
    Er lehnte sich in dem kleinen, vergoldeten Stuhl zurück und mu- sterte die anderen. Seine Krawatte war zerknittert und schief, seine blaue Brokatweste offen, damit sein Bauch Platz hatte und über den engen Bund seiner Kniehose hängen konnte. »Wie wär's denn mit

noch einem Spielchen?« fragte er begierig-das Spielfieber war stär- ker als der Gedanke an seine leeren Taschen.
    »Ich bin mehr als bereit, Euch Eure Verluste wettmachen zu las- sen, meine Herren«, erwiderte Lord Trevegne mit gelangweilter Stimme und schüttelte seine Spitzenmanschetten mit einer geübten Drehung seines Handgelenks aus. Er musterte die Runde der Spie- ler stumm und mit einem amüsierten Blick in seinen braunen Augen der Reihe nach.
    Der jüngste Herr schaute sich nervös um, rutschte auf seinem Stuhl hin und her und versuchte, seinen Mut zusammenzunehmen, um einzugestehen, daß er pleite war. Er murmelte dann endlich »zu müde« und lehnte sich erleichtert zurück, weil er eine so schwierige Entscheidung getroffen hatte.
    »Wirklich, lieber Charles? Das tut mir aber leid«, sagte Lord Tre- vegne mitfühlend, mit einem zynischen Zug um seinen sinnlichen Mund.
    Charles Lackton errötete bis zu seinem roten Haaransatz und warf einen ärgerlichen Blick auf die lässig hingestreckte Figur Seiner Lordschaft. Ärger und Bewunderung für den Mann hielten sich bei ihm die Waage. Seit er denken konnte, hatte er Lord Trevegne be- wundert, die Geschichten von Trevegnes Eskapaden hatten seine Phantasie beflügelt, bis der Lord für ihn zu einer Legende geworden war.
    Charles wurde durch das Geräusch des Kartenmischens aus sei- nen Gedanken geschreckt. Die Herren hatten sich zu einem letzten Spiel entschieden. Er beobachtete fasziniert, wie Lord Trevegnes lange, schmale Hände die Karten schnell und geschickt verteilten. Der goldene Ring, den dieser an seinem kleinen Finger trug, blitzte geheimnisvoll und blendete seine vergißmeinnichtblauen Augen, die harmlos wie die eines Kindes wirkten. Er beobachtete fasziniert den unbeteiligten Gesichtsausdruck Seiner Lordschaft, als er die Karten ausspielte. Anscheinend interessierte ihn nicht, ob er ge-

wann oder verlor, obwohl die Einsätze so hoch waren, daß Charles tief Luft holte und froh war, nicht an diesem letzten Spiel beteiligt zu sein. Das ganze Spiel war ein wenig zu gewagt für ihn gewesen. Er hatte in den meisten Clubs um kleinere Einsätze gespielt und die Einladung zu diesem Spiel bei Trevegne nur bekommen, weil er mit dem jüngeren Bruder Seiner Lordschaft befreundet war.
    Es war ganz ruhig im Zimmer, nur das Atmen der zwei Männer, die bequem in ihren Ledersesseln beim Kamin saßen, war zu

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