Durch Himmel und Hoelle
versuchen?«
»Das hat damit nichts zu tun, und außerdem habe ich vier Brüder, die ihr Bestes tun, daß die Kinderzimmer voll bleiben, und jetzt bin ich zu alt, um noch einen Haushalt mit einer Frau zu gründen.« Er runzelte die Stirn, als ob dieser Gedanke zu schmerzlich sei, um ihm weiter nachzuhängen. »Aber ich war immer diskret, wenn ich ein Verhältnis mit einer Frau hatte, was du, wenn ich das hinzufügen darf, nicht bist. Ich glaube sogar, dir gefällt es, wenn du ins Gerede kommst. Du bist ja nicht mit einer Bettgenossin zufrieden. Nein, du mußt ein halbes Dutzend an der Hand haben, die sich um deine Aufmerksamkeit streiten, und mit deinen Geschenken in jeder Spielhölle zwischen London und Paris prahlen. Aber nicht einmal das befriedigt dich, du triffst dich auch noch mit gewissen Damen der Gesellschaft, die du genauso behandelst wie deine anderen Lieb- chen. Es wird geklatscht, daß man dich nach deiner letzten Affäre mit Lady Mariana aus Almacks hinauswerfen will. Das geht einfach nicht!« erhitzte sich George.
»Diese gackernden Hühner in Almacks können mir gestohlen bleiben«, sagte Lord Trevegne angewidert.
»Und was ist mit Peter? Welches Vorbild bist du für ihn?«
»Weißt du, George, wenn du nicht so ein alter Freund wärst, müßte ich dich jetzt wegen der Freiheiten, die du dir an diesem Morgen erlaubt hast, zum Duell fordern. Keiner hat es je gewagt, so mit mir zu sprechen.« Seine Stimme klang hart, die goldschimmern- den Augen wurden dunkel.
»Ich tue nur meine Pflicht, wie ich sie sehe«, sagte George ein we- nig zu forsch und warf dann einen prüfenden Blick auf den Marquis. »Und vielleicht ist es an der Zeit, daß dir jemand die Meinung sagt. Es tut dir ganz gut, wenn dich mal einer ausschimpft.«
Der Marquis lachte amüsiert. »Glaubst du das wirklich, George? Den Mann habe ich noch nicht getroffen.«
»Vielleicht wird's gar kein Mann sein...« George zwinkerte. »Vielleicht wirst du deinen Meister in einem Weibsteufel finden, der dich mit einem Blick aus verführerischen Augen, die nur Verach- tung für dich haben, in die Knie zwingt. Und wenn du nicht vor- sichtig bist, wirst du sie verlieren - das einzige in deinem Leben, was du begehrst, ohne es kaufen oder gewinnen zu können«, schloß George und wurde rot, während er Lord Trevegne verlegen und von seiner eigenen Leidenschaft überrascht betrachtete.
»Na, so was, ich hatte ja keine Ahnung, daß du unter die Wahrsa- ger gegangen bist, George. Du glaubst also, daß ich einen Ausbund an Tugend - nein«, höhnte Lord Trevegne, »einen Weibsteufel treffe, der mir einen Korb gibt.« Er lachte mit zurückgeworfenem Kopf. »Ich hoffe, ich muß auf dieses Zusammentreffen nicht zu lange warten. Wenn deine Weissagung stimmt, sehe ich dem Ereig- nis mit großer Erwartung entgegen. Es verspricht, eine leiden- schaftliche Affäre zu werden - bleib bloß in sicherer Entfernung, George, oder die Funken, die dann fliegen, werden dich auch noch in Brand setzen.«
George konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen und warf resi- gniert die Hände hoch. »Du bist ein Teufel, Alex. Du spottest über alles - dir ist nichts heilig. Aber, ich sage dir, wärst du verheiratet und hättest einen Hausstand, würden die Leute aufhören zu reden. Eine Ehefrau macht sogar den schlimmsten Schurken respektabel.«
»Wenn ich je heirate, dann wirklich nicht, um einen Haufen neu- gieriger Klatschtanten zu beruhigen, die ihre spitzen Nasen in die Angelegenheiten anderer stecken«, antwortete Lord Trevegne mit einem schiefen Lächeln und spielte immer noch den Beleidigten. »Daß du mich so wenig achtest und für einen Schurken hältst, also wirklich! Soll ich in Sack und Asche Buße tun und mich in ein Ehe- bett legen als Wiedergutmachung für meine Ausschweifungen?«
»So war das nicht gemeint«, rief George erschüttert aus. »Ich ver- achte dich doch nicht, Alex. Du bist ein Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle. Dein Name ist überall geachtet - um ehrlich zu sein, ich habe niemals etwas Schlechtes über den Namen Trevegne sagen hö- ren. Es gibt keinen ehrenhafteren Mann als dich, Alex - aber du hast den Ruf eines Wüstlings; einer der nur seinen Vergnügungen nach- geht. Man hat ja nichts dagegen - aber mußt du immer Erfolg ha- ben? Die neidischen und eifersüchtigen, weniger erfolgreichen Ga- lane haben mit ihrem Getratsche Almacks Aufmerksamkeit auf dich gelenkt.«
»Ich kann andere nicht daran hindern zu reden, noch kann ich mein Leben vom
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