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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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jetzt. Hoffentlich auf bald. Hier ist es ziemlich öde ohne deine böse Zunge, Alex.«
    Lord Denet verließ das Zimmer, seine Schritte hallten die Treppe hinunter, bis Lord Trevegne endlich Stimmen und die Tür zuschla- gen hörte. Er goß sich noch einen Brandy ein und blickte verdrieß- lich auf das Blumenmuster des Aubussonteppichs zu seinen Füßen. Sein Mund bildete eine schmale, strenge Linie, und sein Körper war gespannt wie eine Sehne. Er würde am nächsten Morgen gemächlich in Richtung Küste abreisen. Er hatte keine Eile, außer vielleicht aus London wegzukommen.
    Er hatte George fast die ganze Wahrheit gesagt. London lang- weilte ihn, die endlose Runde der Clubs, Parties und Bälle, dasselbe dumme Geschwätz und die ausdruckslosen Gesichter, Nacht für Nacht. Er wollte seinen Kopf wieder klar kriegen, von dem Nebel befreien, den die Nächte, die er beim Spielen und Trinken verbracht hatte, hervorgerufen hatten. Er wollte von den zerstörerischen, um- schlingenden Fangarmen der Londoner Gesellschaft loskommen. Er war ruhelos, als würde etwas in seinem Leben fehlen. Und als würde er etwas suchen, aber er war sich nicht sicher, was es war; zur Hölle, alles was er wirklich brauchte, war ein klarer Kopf - er war von dem lustigen Leben hier wie trunken. Was er brauchte, war frisches, klares Quellwasser, um die Bitterkeit wegzuspülen.
    Das konnte er auf dem Land finden, wo das Unerwartete gesche- hen konnte, das ihn dazu bringen konnte, seine ganzen Fähigkeiten zu entfalten. Er brauchte etwas, das seinen Appetit nach der mono- tonen Routine des Stadtlebens anregte.
    Alex fühlte, wie sein Blut schneller durch die Adern rann bei dem Gedanken an die offene Landschaft, die Hochmoore und die schroffe Küste von Cornwall und an Sheik, seinen arabischen Hengst, mit dem er wie der Wind durch die Gegend reiten konnte.
    »Du bist erschreckend früh wach, alter Junge«, tönte es schlep- pend von der Tür her.

»Das könnte ich von dir auch sagen, Peter«, antwortete Lord Tre- vegne und schickte einen mißbilligenden Blick zu seinem jüngeren Bruder, der leise ins Zimmer gekommen war. »Wo kommst du denn so früh her? Du siehst aus wie eine Leiche«, stellte Alex fest, als er seinem Bruder zuschaute, der sich aus der Flasche einen großen Brandy eingoß.
    Peter warf sich in einen Sessel und versuchte, ruhig zu wirken, es fiel ihm aber schwer, seine Aufregung vor den goldenen Augen sei- nes Bruders zu verbergen.
    »Du kannst es ruhig erzählen, Peter, ich werde es sowieso früh genug erfahren«, seufzte Alex resigniert.
    »Du wirst nie darauf kommen, Alex, aber ich habe Teddies Zeit um drei Minuten unterboten!« rief er aus, nicht mehr imstande, seine Begeisterung im Zaum zu halten.
    »Wirklich?« Alex wirkte gelangweilt. »Ich bitte dich, sag mir wo- bei? Ich bin kein Hellseher.«
    »Ich habe seine Zeit unterboten, von Vauxhall Garden nach Re- gents Park - und das auch noch während der verkehrsreichsten Zeit! Seine Schwarzen konnten meinen Braunen nicht das Wasser rei- chen. Er hat die ganze Strecke nur meinen Staub gesehen. Niemals hat mich jemand mit einem böseren Blick angeschaut. Natürlich hat er einen Haufen Geld verloren, das kann ich dir sagen!« meinte er selbstzufrieden und nahm noch einen Schluck von seinem Brandy, der ihm aber in die falsche Kehle geriet. Er mußte so stark husten, daß ihm die Tränen über die Wangen liefen.
    Lord Trevegne klopfte seinen Bruder auf den Rücken und ver- barg ein Grinsen, als sich Peter aufrichtete und sich heimlich die Tränen wegwischte.
    »Mit dem schnellen Austrinken von dem Brandy kannst du kei- nen Rekord brechen, mein Junge. Und außerdem ist das einer mei- ner besten, also bremse dich ein wenig, wenn nicht dir zuliebe, dann wenigstens um meine Gefühle als Gentleman zu schonen, der nicht

gern zuschaut, wenn man seinen guten Brandy hinuntergießt wie ei- nen Humpen Bier.«
    »Verzeihung, Alex, aber ich hatte einen Mordsdurst zu stillen«, sagte Peter reumütig und nahm einen kleinen Schluck aus seinem Schwenker, während er versuchte, seine Haltung wiederzufinden. Er stand auf, ging zum Fenster und sah auf den Park jenseits der Straße. Die Sonne, die hereinschien, schimmerte auf seinem schwar- zen Haar und ließ einzelne Strähnen rot aufleuchten. Er drehte sich um und grinste lausbübisch, ehe er ganz beiläufig sagte: »Ich möchte mir gern deine Schwarzen borgen. Die kann nichts schla- gen.« Seine blauen Augen zwinkerten, als er beobachtete, wie sein

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