Durch Himmel und Hoelle
erreichen wollten. Ihr ganzer Plan drohte zu scheitern, und sie versuchte ver- zweifelt, alles wieder in die richtige Bahn zu lenken.
»Können wir wirklich alles vergessen? Alex, wir könnten wieder dort anfangen, wo wir vor diesem törichten Streit aufgehört haben. Hier bin ich und biete dir -«
»Nein, es hat keinen Zweck, Mariana. Keiner von uns hat sich
verändert, und ich glaube, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, daß du dich nie ändern wirst. Außerdem ist das Feuer verloschen. Ich begehre dich nicht mehr. Ich wollte es nicht so direkt sagen, aber diese Unterredung nützt keinem von uns etwas.«
Lady Mariana stand wie gelähmt da, ihr schönes Gesicht drückte völlige Verwirrung aus. Immer war alles nach ihrem Willen gegan- gen, immer hatte sie bekommen, was sie wollte. Sie war die einzige Tochter ältlicher Eltern - verwöhnt und verhätschelt - und erwar- tete ständige Aufmerksamkeit und Zuwendungen von ihren Be- wunderern. Auf einem Landgut aufgewachsen, träumte sie von den Abenteuern und den Vergnügungen Londons, die sie von Zeit zu Zeit genießen durfte. In ihrer ersten Londoner Saison galt sie als die »Unvergleichliche« und heiratete den jungen Lord Woodley, um nicht mehr aufs Land und zu ihren Eltern zurückkehren zu müssen, die den Aufregungen Londons und den ewigen Gesellschaften nicht gewachsen waren. Nun war sie ein Mitglied des Adels, nicht länger nur Miss Mariana Greene, sondern Lady Mariana Woodley. In den ersten Jahren genoß das Paar London, lebte ungezügelt und extra- vagant - nur ihren Vergnügungen nachgehend statt miteinander zu leben, und ihr brach nicht das Herz, als ihr Mann völlig betrunken unter den Rädern seines umgestürzten Wagens ums Leben kam. Jetzt war einer weniger da, der das Geld ausgab, und sie mußte auf niemanden mehr Rücksicht nehmen.
Man nannte sie in London die Wilde Witwe Woodley, und sie ge- noß es, diesem Namen Ehre zu machen. Dann, nach Jahren seichter Liebschaften, lernte sie Lord Trevegne kennen und verliebte sich das erste Mal in ihrem Leben. Er war in London gewesen, als sie de- bütiert hatte, und sie konnte sich noch daran erinnern, wie sie sein dunkles, vitales Aussehen erregt hatte, aber dann war er verschwun- den. Sie dachte nicht mehr an ihn, bis sie ihn eines Abends wieder traf. Sie wußte sofort, daß sie ihn nie vergessen hatte, und zwischen ihnen entflammte Leidenschaft.
Von da an plante sie alles sehr sorgfältig, denn diesen Mann wollte sie haben. Sie bedauerte lediglich, daß er nur Marquis und kein Her- zog war. Aber sie gestattete ihrem Ehrgeiz, in der Flut seiner Lei- denschaft zu ertrinken, und wollte sich mit dem Titel einer einfa- chen Marquise zufriedengeben. Und da waren auch noch die Tre- vegne-Juwelen, ein wahrhaft königlicher Schatz, der ihre Enttäu- schung über den nicht allzu hohen Adelsstand gelindert hätte. Sie kannte seinen Abscheu vor der Ehe. Die Gerüchte wollten wissen, daß eine Frau ihn höchstens einen Monat fesseln konnte, aber Ma- riana war sich seiner Liebe und Begierde und ihrer Gewalt über Männer so sicher, daß sie nie daran zweifelte, daß er sie zu seiner Frau machen würde. Sie gab vor, sich vor einer zweiten Ehe zu fürchten und genau wie er darauf bedacht zu sein, ihre Freiheit zu behalten. Sie wollte ihn nicht erschrecken, schließlich hatte sie ge- nug Zeit, und sie wollte nichts tun, was sie später bereuen würde.
Sie ahnte, daß er andere Frauen hatte, doch sie empfand sie nicht als Bedrohung für ihre Zukunftspläne. Aber als die Zeit verging und er nie eine Heirat erwähnte, beschloß sie, ihn mit der Drohung, ihn wegen eines anderen zu verlassen, unter Druck zu setzen. Leider hatte er nicht so darauf reagiert, wie sie es erwartet hatte.
Es mußte immer noch sein trotziger Stolz sein, der ihn nicht auf ihre Wünsche eingehen ließ. Sie hatte vergessen, wie stolz er war. Sie betrachtete sein schönes Gesicht, die festen, sinnlichen Lippen, und fühlte Panik in sich aufsteigen bei dem Gedanken, ihn zu verlieren. Alex durfte sie nicht verlassen - der einzige Mann, in den sie sich je verliebt hatte. Sie hatte Dutzende von Liebhabern gehabt - alle so gut aussehend wie Alex -, aber Alex war anders. Vielleicht war es seine zeitweise Gleichgültigkeit oder seine Arroganz, die sie nie ver- gessen ließ, daß er ein Mann war. Er bettelte nie um etwas, er ließ ihr nie die Oberhand, dennoch glaubte sie, daß sie ihn in der Hand hätte. Er war ein feuriger Liebhaber, der ihr die Sinne
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