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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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um etwas von einer Frau zu bekom- men«, triumphierte Beckingham und verteidigte damit seine Gründe für eine Heirat.
    »Nein, ganz sicher nicht in dem Sinn, den Ihr andeutet, Becking- ham. Ich würde eine Frau nur für die eine Sache heiraten, die sie mir geben und die ich allein unmöglich haben kann, nämlich einen Er- ben für meinen Namen und meinen Besitz. Alles andere würde sie von mir bekommen. Sie könnte, im wahrsten Sinn des Wortes, nackt wie ein neugeborenes Kind zu mir kommen. Aber ich würde ihr nicht vorgaukeln, daß ich in sie verliebt bin - ich glaube, das ist der Unterschied zwischen uns. Täuschung ist nicht meine Stärke.«
    Der Marquis hob sein Glas und trank auf Sir Jason, der ihm mit hochrotem Gesicht gegenübersaß, dann wandte er seine Aufmerk- samkeit wieder dem Feuer zu.
    Sir Jason starrte auf das Profil des Marquis, in seinen hellen Au- gen brannte Haß. Er hat schlechte Laune, spekulierte Sir Jason und trommelte nervös mit seinen beringten Fingern, während er über ein passendes Ende für den Marquis nachdachte - Mord wäre ein Ausweg...

Elysia spürte den kalten Luftzug durch ihren wollenen Mantel, als
    sie die schwere Eichentür des Gasthofes aufstieß. Der Regen tropfte
    durch den schmalen Spalt der Tür, als wolle er sich auch vor der
    Heftigkeit des Sturmes draußen schützen.
    »Mach die gottverdammte Tür zu, oder willst du uns alle ersäu-
    fen?« klang eine drohende Stimme aus einem hochlehnigen Sessel,
    der vor dem großen, hellbrennenden Feuer stand.
    Elysia versuchte, die schwere Türe zu schließen, aber sie war zu
    schwach, um gegen den Sturm, der draußen tobte, anzukämpfen.
    Die Tür flog ihr aus der Hand und schlug gegen die Wand, während
    ein neuer eisiger Regenguß in den Raum strömte.
    »Verdammt noch mal! Bist du so dumm, oder versuchst du, uns
    zu deinem Vergnügen in Eisklötze zu verwandeln? Und wo ist der
    Wirt?« drohte die Stimme wieder.
    Eine große Gestalt stand aus einem der Sessel, die vor dem Feuer
    standen, auf und kam drohend auf Elysia zu, die immer noch mit
    der Tür kämpfte. Sie fühlte, wie ihre Kräfte sie verließen. Sie war seit
    dem frühen Morgen mit der Postkutsche unterwegs gewesen und
    war jetzt am Ende.
    Die Fahrt in der hin- und herschaukelnden Postkutsche war ihr
    wie eine Ewigkeit vorgekommen. Durch die schlammigen Straßen
    und die Wolkenbrüche war sie nur sehr langsam vorwärts gekom-
    men. Elysia war zwischen einer fetten Bauersfrau, die nach Stall
    roch, und einem lustigen Pfarrer, der seine Weihen wohl bei Bac-
    chus empfangen hatte, eingeklemmt gewesen. Er hatte fortwährend
    gerülpst und sich dann kichernd entschuldigt. Die Bauersfrau hatte
    geschnarcht, und jetzt war Elysia am Ende ihrer Kräfte und stand
    diesem aufgebrachten Gentleman hilflos gegenüber.
    »Meine liebe junge Frau, wärt Ihr wohl so nett, Euch von der Tür
    wegzubewegen, damit ich sie zumachen kann, oder wollt Ihr lieber in diesem höllischen Zug stehen, bis wir beide erfrieren?« Elysia spürte, wie zwei kräftige Hände ihre Ellbogen packten und

sie beiseite schoben, während die Tür mit einem Knall geschlossen wurde.
    Ohne auf weitere Zeichen seines Unmuts zu warten, schritt Ely- sia weiter ins Zimmer auf den Platz zu, den der zornige Herr gerade verlassen hatte, und stellte sich vor das prasselnde Feuer. Sie streckte ihre kalten, schlanken Hände der Wärme entgegen. Die Ka- puze ihres Umhangs verbarg ihr Gesicht vor dem auffallend geklei- deten Herrn im anderen Sessel. Ein Dandy aus London, dachte sie verächtlich. Sie hörte den anderen Herrn zu seinem Sessel zurück- kehren, und ohne ihn eines Blickes zu würdigen, wärmte sie sich weiter am Feuer.
    Tibbitts kam eilfertig herein. Er hatte im Keller nach seinem be- sten Rum gesucht, während die Postkutsche angekommen war. Er sah eine Gestalt vor dem Feuer stehen, in einen dunkelblauen Um- hang gehüllt, der in der Hitze dampfte und eilte auf sie zu.
    »Willkommen in Wayfarers Rest«, strahlte er, als sich die Gestalt zu ihm umdrehte. »Wie kann ich Euch zu Diensten sein, Miss?« wollte er nach Wirtemanier wissen und dachte dabei, daß, nach dem Mantel zu schließen, nicht viel Trinkgeld bei ihr zu holen war.
    »Ich möchte für heute nacht eine Unterkunft, weil ich morgen früh nach London weiterfahren will«, antwortete Elysia und nahm die Kapuze vom Kopf und den Umhang von den Schultern.
    Sir Jason und Lord Trevegne waren beide still dagesessen und hatten in die Flammen gestarrt, bis die

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