Durch Himmel und Hoelle
wäre sie viel besser drangewesen als mit irgendeinem Dorftrottel, dachte er eingebildet.
Aber dieser Trevegne hatte sich eingemischt, alles zerstört und ihn dabei in London lächerlich gemacht. Man hatte ihn darauf auf- merksam gemacht, daß Catherine Bellington das Mündel von Lord Trevegne war, der ihr Vermögen verwaltete, und daß sie nur mit dessen Einverständnis heiraten konnte. Andere Mitgiftjäger, mit denen er befreundet war, hatten ihn gewarnt, daß es keinen Zweck haben würde, teures Geld in so ein Unterfangen zu investieren. Und außerdem war der Teufel los, wenn man sich dabei auch noch Lord Trevegne zum Feind machte.
Sie hatten guten Grund für ihre Angst, denn Lord Trevegnes Ruf war nicht auf Hörensagen oder Übertreibung aufgebaut. Sir Jason hatte ihn dabei beobachtet, wie er sein schwarzgoldenes Phaeton mit dem perfekten Paar Araberhengsten am Zügel mit unnachahm- lichem Geschick lenkte. Es wurde gemunkelt, Lord Trevegne hätte ein paar Tropfen arabisches Blut in seinen Adern, womit man sich sein unerhörtes Verständnis für Pferde zu erklären glaubte. Man
hatte manchmal das Gefühl, als würde eine Seelenverwandtschaft bestehen.
Lord Trevegnes Freunde nannten ihn Luzifer, und er lachte nur dabei und widersprach nicht. Sir Jason hatte von anderen ge- hört, daß Lord Trevegne gar kein Sterblicher war und daß man ihn den Prinzen des Teufels nannte, weil er unglaubliches Glück im Spiel hatte. Nicht viele von Lord Jasons Bekannten spielten oder wetteten mit ihm, weil er nie verlor. Kiebitze schworen, daß Seine Lordschaft die Karten hypnotisierte und daß der eigenartig geformte Goldring an seinem kleinen Finger ihm magische Kräfte verlieh.
Jason glaubte, Lord Trevegne hätte es fertig gebracht, seine Glückssträhne beim Kartenspiel zu unterbrechen. Er fühlte, wie der Boden unter seinen Füßen schwankte, und nichts, was er tat, brachte ihm Glück. Die Dinge müßten einen anderen Verlauf neh- men. Er konsultierte bei einer Glückssträhne sogar eine Zigeunerin, um sich von den Sternen sein Glück bestätigen zu lassen. Die Zigeu- ner kampierten vor der Stadt, als er hinausritt, um sich von einer übelriechenden, zahnlosen alten Vettel aus der Hand lesen zu las- sen. Die betrügerische Zigeunerin war teuer genug gewesen, aber sie hatte ihm seine Zukunft im schönsten Licht erscheinen lassen und ihm bestätigt, daß Fortuna seine Weggenossin war. Sie hatte ihm vorhergesagt, daß vor seinem Sieg eine Frau, rot wie Feuer, auftau- chen würde, und dann noch irgend etwas Unverständliches über eine drohende schwarze Wolke und ein schreckliches Unglück ge- faselt. Er glaubte nicht an diese vage Geschichte von Tod und Un- glück, weil er gerade eine Glückssträhne hatte, und eine Frau wie Feuer hatte er auch noch nicht getroffen. Aber der Sieg ließ auf sich warten, er hatte nur Pech, auch nichts Endgültiges wie ein Todesfall passierte, obwohl er zugeben mußte, daß er in Zeiten wie diesen fast willkommen gewesen wäre.
Lord Trevegne. Immer oben, immer der Sieger. Sir Jason konnte
sich nicht erinnern, Trevegne einmal nicht erfolgreich gesehen zu haben, ob es sich nun um Frauen oder Karten handelte. Viele Frauen hatten sich unglücklich in ihn verliebt. Sir Jason kannte ei- nige hochgestellte Damen, die, würde sich die Gelegenheit bieten, sofort in sein Bett gesprungen wären.
Er gewann die Herzen der begehrtesten Schönheiten Londons und Europas, aber sobald sie ihm hörig waren, verlor er das Inter- esse, und bald langweilten ihn ihre Liebeserklärungen. Er blieb Junggeselle und drehte ihnen allen seinen breiten Rücken zu, was ihn um so begehrenswerter machte. Warum Trevegne nicht vor der Schönheit und dem Reichtum mancher dieser Frauen kapitulierte, konnte Jason nicht verstehen. Wäre er an Trevegnes Stelle gewesen, hätte er längst ein Vermögen und vielleicht auch noch ein Schloß oder ein Château aus einer Ehe mit einer ausländischen Prinzessin oder Baroneß.
Bei Gott, Trevegne war wirklich nicht normal, so etwas auszu- schlagen. Wenn es nur eine Möglichkeit gäbe, Trevegne - natürlich ohne sich selber in Gefahr zu begeben - zu besiegen. Er dachte gar nicht daran, sich von Trevegne, der ein hervorragender Schütze war, herausfordern zu lassen. Nein, er sollte nicht erfahren, daß er in Sir Jason Beckingham einen Todfeind hatte. Es war viel besser, den noblen Marquis glauben zu lassen, daß der Joker ihm wohlge- sinnt wäre. Die Rache würde süß wie Honigseim auf seiner
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