Durch Himmel und Hoelle
Flammen und verließ den Raum.
Sie unterhielten sich eine Weile über Belangloses, diskutierten die Vorzüge von Hahnenkämpfen und überlegten, wer in London der beste Boxer sei und ob Napoleon die geheiligte Küste Englands an- greifen würde, bis Sir Jason die Banalitäten zuviel wurden und er plötzlich sagte:
»Ich hätte gedacht, Ihr würdet mit Eurem Mündel Catherine Bel- lington nach Norden fahren.« Sir Jason hielt einen Moment inne, als würde er nachdenken. » . . . Nein, sie heißt ja nicht mehr Bellington? Ich glaube, ich habe irgendwo gehört, daß sie kürzlich geheiratet hat, aber ich fürchte, ich habe mir den Namen des glücklichen Bräu- tigams nicht gemerkt.«
»Ja, Catherine ist jetzt verheiratet, und ich reise nicht mit ihr, weil ich bezweifle, daß mich der glückliche Bräutigam bei den Flitterwo- chen dabei haben möchte.«
»Ich hatte keine Ahnung, daß sie verlobt war, als sie in London war. Sie ist doch noch ziemlich jung. Wir hatten eine Verabredung zu einer Theatergesellschaft, als man mir plötzlich mitteilte, daß sie nicht kommen könnte, weil sie London verlassen hatte. Ohne Er- klärung, ohne Grund. Eine sehr schnelle Abreise, fast als hätte ein Zauberspruch sie verschwinden lassen«, fuhr Sir Jason beharrlich fort. Es schien fast, als würde ihn ein Dämon antreiben, etwas zu sa- gen, was er später bereuen würde.
»Sie war in Gefahr - nicht durch Zauber, sondern durch Glücks- ritter, die sich in der Gesellschaft breitmachen«, erklärte Trevegne barsch und nahm einen Schluck Brandy. Seine goldenen Augen wurden schmal und wachsam, als er Sir Jason direkt in die Augen sah. »Ich habe nur eine Versuchung außer Reichweite gebracht. Es
war eigentlich gar nicht notwendig, da jemand, der Catherine ohne mein Einverständnis geheiratet hätte, nie ihr Vermögen in die Hand bekommen hätte - und das wäre natürlich seinen Absichten zuwi- dergelaufen. Er hätte dann nämlich mit mir, ihrem Vormund, ver- handeln müssen, und ich nehme diese Aufgabe sehr ernst.«
»Und Catherine - hätte man ihr nicht erlauben sollen, ihren Gat- ten zu wählen? Was wäre geschehen, wenn sie sich in London in je- manden verliebt hätte, der ihre Neigung erwiderte? Es wäre doch möglich, daß nicht nur ihr Vermögen einen Mann angezogen hätte. Sie ist doch eine sehr hübsche junge Frau.«
»Was bringt Euch auf den Gedanken, daß sich Catherine den Mann, den sie heiratete, nicht selbst ausgesucht hat?« fragte Lord Trevegne, was Sir Jason anscheinend sehr erstaunte. »Sie war seit ih- rer Jugendzeit in ihren jetzigen Ehemann verliebt, und beide woll- ten unbedingt heiraten. Catherine sollte nur erst das Londoner Le- ben kennenlernen, ehe sie sich aufs Land zurückzog und zur >Land- pomeranze< wurde, um sie selbst zu zitieren. Es ist nicht zu leugnen, daß sie sehr attraktiv ist, aber ich glaube, wir alle kennen die Namen derer, die von so einer Verbindung profitieren würden, und wissen von ihren früheren Versuchen, sich irgendeine reiche Erbin zu an- geln. Aber ich verstehe nicht, warum wir uns darüber unterhalten, da Catherine nie zu haben war und jetzt, seit sie einen Mann hat, erst recht nicht.«
»Wir Ihr wünscht, aber rein hypothetisch - was wäre geschehen, wenn sie diesen Mann nicht hätte heiraten wollen, wenn sie einen anderen geliebt hätte? Hättet Ihr sie zur Ehe gezwungen, wenn ihr diese Verbindung widerstrebt hätte?«
»Hätte Catherine nicht heiraten wollen, ich hätte sie nicht dazu gezwungen. Aber der junge Mann, Beardsley, kam für mich und für sie in Frage. Er lebt auf dem benachbarten Gut, und dadurch wer- den beide Güter zu einem großen Besitz vereinigt. Es war natürlich eine glückliche Fügung, daß sie sich lieben. Eventuell hätte ich sonst
einen anderen passenden jungen Mann als zukünftigen Ehemann ausgesucht, wenn sie nicht vorher ihre Wahl mit meiner Zustim- mung getroffen hätte. Aber warum besteht Ihr denn auf einer Lie- besheirat? Nur wenige Leute in meinem Bekanntenkreis - und ich nehme an, auch in Eurem - haben aus Liebe geheiratet. Eigentlich stelle ich ernsthaft in Frage, ob Ihr es je in Betracht gezogen habt oder wißt, was es bedeutet«, spöttelte Lord Trevegne.
»Wollt Ihr damit sagen, Ihr würdet nie aus Liebe heiraten?« warf Sir Jason dem Marquis vor.
»Was ich sagen will ist, daß ich bezweifle, daß etwas wie Liebe existiert. Wenn ich heirate, dann, um einen Erben zu bekommen, nicht weil ich eine Frau liebe.«
»Dann würdet Ihr heiraten,
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