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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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arrogant vorstreckte. »Ich bemitleide wirklich Eure Frau, wenn Ihr diese Meinung vom weiblichen Geschlecht habt. Aber, wie ich schon einmal sagte, ich erwarte von jemandem aus Euren Kreisen nichts anderes. Der Londoner Gentleman - ha! Gentleman! Eure kindischen Ansichten werden nur von Eurer Ei- telkeit übertroffen, und ich persönlich glaube, daß Frauen ohne Eure egoistische Präsenz ein besseres Leben haben und Euer ganzes Geschlecht verachten sollten.«
    Elysia hielt atemlos inne, selbst erschrocken von ihrem Beneh- men und von ihrem Ausbruch gegenüber dem erstaunten Marquis. Er wirkte beinahe verlegen, und sie bezweifelte, ob ihm das zuvor passiert war. Aber sie wollte sich nicht dafür entschuldigen, daß sie sich gegen seine Beleidigungen zur Wehr gesetzt hatte.
    »Touché«, sagte Sir Jason erheitert. Er hatte die Auseinanderset- zung sehr genossen. Er klatschte begeistert in die Hände, was Elysia beschämt erröten ließ. »Gut, gut, da habt Ihr aber dem Marquis eine ordentliche Abfuhr erteilt. Das ist bis jetzt noch keinem gelungen, möchte ich wetten, oder Mylord?« lächelte Sir Jason. »Ihr werdet mir verzeihen, Miss Demarice, daß ich auch dem verhaßten Ge- schlecht angehöre, und mir erlauben, weiterhin Eure vergnügliche Gesellschaft zu genießen«, bat Sir Jason mit einem Zwinkern in sei- nen blauen Augen. »Habt Ihr jemals Miss Demarices Eltern ken- nengelernt, Trevegne?« fragte er und drehte sich zu dem Marquis um, als die Spannung sich allmählich legte.

»Ich hatte das Vergnügen, Eure Eltern ein- oder zweimal zu tref- fen, wenn mich meine Erinnerung nicht trügt. Sie kamen nicht häu- fig nach London, glaube ich.« Lord Trevegne hielt inne. »Aber an Eure Mutter kann ich mich sehr gut erinnern. Ihr habt dieselbe Haarfarbe.«
    Der Marquis starrte sie dabei so an, daß Elysia das Gefühl hatte, es wäre ein Verbrechen, eine solche Haarfarbe zu haben. Sie spielte zärtlich mit einer Haarlocke und dachte, daß es sie nicht interes- sierte, ob sie diesem widerlichen Mann gefiel oder nicht.
    Dankbar entschuldigte sie sich, als Tibbitts ihr Abendessen brachte und es auf den großen Tisch stellte. Elysia setzte sich und begann, hungrig den Auflauf aus Täubchen, eine Scheibe Rind- fleisch und frische grüne Erbsen zu essen, die für sie angerichtet wa- ren. Es erschien ihr wie ein Festessen nach den einfachen, unappetit- lichen Mahlzeiten bei Tante Agatha.
    Tante Agatha. Sie überlegte, was sie wohl jetzt machte. Wahr- scheinlich verfluchte sie ihre Nichte mit jedem Atemzug ihres dür- ren, knochigen Körpers, dachte Elysia spöttisch. Aber ihre Belusti- gung war nur von kurzer Dauer. Sie erinnerte sich an die Kraft die- ser langen, dürren Finger, und wie sie ihre Schultern erbarmungslos geschüttelt hatten, und stellte sich vor, welche Strafen auf sie warten würden, wenn Agatha sie jemals wieder finden sollte.
    Sie starrte auf den heißen Taubenauflauf und nagte nervös an ih- rer Unterlippe, während sie überlegte, ob sie das Richtige getan hatte. Ob sie wirklich imstande war, eine Anstellung in London...
    »Schmeckt es nicht?« fragte eine belustigte Stimme. Elysia hob den Kopf und sah das lächelnde Gesicht von Sir Jason. Er war an- scheinend doch ganz nett, trotz seiner Angeberei und seiner auffal- lenden Kleidung. Obwohl sie den arroganten Marquis verab- scheute, mußte sie zugeben, daß er mehr nach ihrem Geschmack ge- kleidet war. Er trug einen beigen Reitrock und rehlederne Beinklei- der, die seine muskulösen Schenkel über den glänzend polierten

schwarzen Hessenstiefeln betonten. Niemand würde ihn für einen Dandy halten, dachte sie. Seine Kleidung und sein schlechtes Be- nehmen bezeugten es.
    »Mmmmm, es ist wirklich delikat«, sagte Elysia mit einem Seuf- zer. »Ich weiß zwar, daß es nicht sehr damenhaft ist alles aufzues- sen, aber ich bin am Verhungern.«
    Sir Jason saß da und starrte Elysia an, als würde er einen Geist oder eine außerordentliche Vision sehen.
    »Ihr seid doch sicher nicht allein auf der Welt, jetzt da Eure Eltern tot sind?« fragte Sir Jason. »Ihr müßt doch noch andere Verwandte haben, die Euch aufgenommen haben und jetzt sehr in Sorge sind, weil Ihr allein unterwegs seid?«
    »Ja, ich habe Verwandte«, meinte Elysia beiläufig, aß den Auflauf und wünschte, daß Sir Jason etwas weniger freundlich und neugie- rig wäre. Je weniger man über Tante Agatha sagte, desto besser. Sir Jason schien sich mit ihren Antworten zufriedenzugeben. Er stand auf,

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