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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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leisen, dunklen Töne einer sehr weiblichen Stimme sie aus ihren Gedanken hochschreckten. Sie klang sehr kultiviert und auf eine unbewußte Art verführerisch. Sie sahen beide auf, als die Frau ihren Umhang ablegte und ihr perfektes Profil, mit einer geraden, schmalen Nase und einem wohlpropor- tionierten Mund zum Vorschein kam. Aber beider Augen wurden, wie Motten vom Licht, von ihren rotgoldenen Locken angezogen, die im Schein des Feuers aufleuchteten.
    Sir Jason stand schnell auf, verbeugte sich und sagte mit seiner

charmantesten Stimme: »Wenn Ihr mir die Unhöflichkeit verzeihen könntet, Euch einfach stehen zu lassen, würde ich Euch jetzt mit Vergnügen meinen Stuhl anbieten und mich vorstellen. Sir Jason Beckingham, zu Euren Diensten.«
    »Vielen Dank«, erwiderte Elysia kühl und setzte sich in seinen Sessel vor dem Feuer. »Ich bin sehr erschöpft und durchgefroren bis ins Mark.« Sie zitterte und warf Sir Jason, der immer noch neben ih- rem Stuhl stand und sie amüsiert betrachtete, einen fragenden Blick aus ihren strahlendgrünen Augen zu.
    »Tibbitts«, kommandierte Sir Jason, »bringt dieser jungen Dame etwas Warmes zu trinken und dann etwas zu essen. Beeilt Euch, Mann!« forderte er Tibbitts auf, der schweigend dagestanden hatte und seine Meinung über seinen späten Gast rapide änderte, als er ihr Gesicht sah. Ihrer Kleidung nach hatte sie sicher nicht viel Geld in der Tasche, aber sie war etwas Besseres, das war sicher, und konnte darum eine komfortablere Unterkunft erwarten, als er ursprünglich geplant hatte. Besonders wenn der Herr dafür zahlen, würde. Au- ßerdem könnte sie eine dieser exzentrischen Adeligen sein, die sich aus Spaß als Dienstmädchen verkleideten. Waren nicht erst letzte Woche ein Trupp junger Adliger, die wie Kutschleute angezogen waren, mit einer Postkutsche in seinem Gasthof gelandet? Sie hatten die ganze Nacht gezecht und am nächsten Morgen hätten sie fast die Postkutsche samt Insassen umgeworfen, kaum daß sie losgefahren waren. Nein, mit der da würde er nichts riskieren. Die würde er an- ständig behandeln.
    Sir Jason holte sich einen Stuhl und wollte sich gerade hinsetzen, als er plötzlich innehielt. »Wie dumm von mir«, stöhnte er reumü- tig, »was werdet Ihr von meinem Benehmen halten? Erlaubt mir, daß ich Euch mit uns bekannt mache«, entschuldigte er sich und deutete auf den Mann, der Elysia so schlecht behandelt hatte und der während ihrer Unterhaltung stumm dagesessen war, »Lord Tre- vegne, der Marquis von St. Fleur, und Ihr seid Miss...?«

»Miss Elysia Demarice«, sie streckte Sir Jason ihre Hand mit den langen, schmalen Fingern entgegen und dann Lord Trevegne, der sich langsam erhoben hatte.
    »Miss Demarice«, murmelte er, nahm ihre Hand und beugte sich elegant darüber. Elysia zog schnell ihre Hand weg, als sie fühlte, wie die Berührung seiner starken Finger ihren ganzen Körper erbeben ließ. Diese Hände konnten grausam sein, ging es ihr durch den Kopf, während sie wie hypnotisiert auf den seltsamen goldenen Ring an seinem kleinen Finger starrte, der das Gold seiner Augen reflektierte - eigenartige Augen unter schweren Lidern. Sie schie- nen ihre geheimsten Gedanken zu lesen.
    »So, Miss, hier habe ich einen guten Grog für Euch, da könnt Ihr Euch aufwärmen«, unterbrach Tibbitts die Unterhaltung und zer- störte damit den Zauber, der Elysia in Bann geschlagen hatte. Er reichte Elysia den dampfenden Becher und sah sich mit grimmigem Blick um. »Habt Ihr kein Gepäck, Miss?«
    »Nein, ich habe keins — außer dieser Tasche«, erwiderte Elysia und deutete auf die Strohtasche, die ziemlich verloren neben der Tür stand. »Ich reise mit leichtem Gepäck«, fügte sie mit einem klei- nen Lächeln hinzu, bei dem Gedanken an ihre ganzen irdischen Be- sitztümer, die ordentlich in dieser Tasche verstaut waren. Tibbitts zuckte mit den Achseln und ging mit der Tasche hinaus.
    »Ihr habt wenig Gepäck und reist bei so scheußlichem Wetter, Miss Demarice«, sagte der Marquis leise, »daß man versucht ist, sich darüber zu wundern. Ihr seid doch nicht etwa eine dieser anstren- genden Damen, die von zu Hause weglaufen und von einer Meute hysterischer Verwandten verfolgt werden? Ich zittere bei dem Ge- danken, hier im Gasthof gestellt und als Komplize verdächtigt oder - Gott bewahre - für den zukünftigen Bräutigam gehalten zu wer- den«, sagte er spöttisch und nahm eine Prise Schnupftabak.
    »Das, Mylord, ist meine Sache und geht Euch gar nichts

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