Durch Himmel und Hoelle
Trevegne stand in der Tür, die sein Arbeitszimmer mit der Bibliothek verband. Er lehnte ohne Jacke und Krawatte am Türpfo- sten, und der Feuerschein erleuchtete seine Hand mit dem halblee- ren Glas.
»Was haben wir denn da?« sagte er und kam ins Zimmer. »Ein mitternächtlicher Einbrecher in meiner Bibliothek?«
»Ich dachte, du wärst schon zu Bett gegangen«, sagte Elysia und hielt sich das dicke Buch schützend vor die Brust. Das seltsame Funkeln in seinen Augen machte ihr angst.
Er nahm ihr die zitternde Kerze aus der Hand und hielt sie vor ihr Gesicht. Sein Blick wanderte langsam zu ihrem offenen Haar, das
im Schein der Flamme schimmerte. »Die Tür war offen, und ich dachte, ich hätte ein Geräusch gehört, also habe ich nachgeschaut - und was finde ich? Meinen Blaustrumpf von Eheweib«, sagte er ver- ächtlich. »Konntest du nicht schlafen? Zu schade, aber bei diesem Hohn von Ehe hast du eben nur deine Bücher, die dich in den frü- hen Morgenstunden trösten können.«
»Die genügen mir vollkommen. Glaubst du, Männer sind die ein- zigen, denen Bildung zuteil wird? Frauen haben genauso das Recht, ihren Verstand zu gebrauchen.«
»Sie brauchen ihren Verstand nicht zu kultivieren, meine Liebe«, unterbrach er sie, »denn alles, was sie brauchen, um das zu kriegen, was sie wollen, sind ihre Körper.«
Elysia keuchte vor Wut und lief rot an. »Das ist eine Lüge!« zischte sie und ging wutentbrannt auf ihn zu. »Ihr Männer wollt, daß wir dumm und unwissend bleiben und nur für euer Vergnügen da sind. Frauen sollen euren Befehlen gehorchen, eure Kinder krie- gen und den Haushalt führen, und die Mätresse soll gehorchen und eure Wollust befriedigen. O ja, ihr wollt, daß wir dumm bleiben, denn wenn wir eine Ausbildung und eigene Rechte hätten, brauch- ten wir euch gar nicht mehr.«
Lord Trevegne starrte stumm Elysias weißes Gesicht an. Ihre Au- gen sprühten grüne Funken vor Zorn, und ihre Brüste bebten vor Erregung. Er warf sein inzwischen leeres Glas in den Kamin, wo es in tausend Scherben zersprang.
Elysia zuckte bei dem Geräusch zusammen, die Heftigkeit der Geste war ein Spiegel seiner Gefühle. Er löschte die Kerze, die er ihr abgenommen hatte, ließ sie auf den Boden fallen und packte Elysias Schultern mit seinen großen Händen.
»Du brauchst also keinen Mann?« fragte er bedrohlich, und sein Blick brannte sich in ihr verängstigtes Gesicht. »Es ist höchste Zeit, daß ich dir beibringe, wie sehr du uns brauchst, mich, um genau zu sein, denn du wirst nie einen anderen Mann kennenlernen, jetzt wo
du mir gehörst. Ich habe viel zu lange darauf gewartet, dir ein paar Lektionen zu erteilen, und dich kleines Luder gewähren lassen, deine Beleidigungen ungestraft über mich ergehen lassen, für die ich jeden anderen getötet hätte.« Sein Lachen war brutal. »Einen Hohn von Ehe hättest du gerne! Ich werde dir zeigen, meine Schneeköni- gin, wie die Wirklichkeit aussieht.«
Der Marquis riß sie an sich, ehe Elysia sich bewegen oder prote- stieren konnte. Er preßte ihren weichen Körper an sich, seine mus- kulösen Schenkel drückten sich gegen ihre Beine, und seine Hände strichen zärtlich über ihren Rücken und zogen sie noch näher an sich. Elysia versuchte, sich aus seinem eisenharten Griff zu befreien, aber er hielt sie nur noch fester, bis sie das Gefühl hatte, ein Teil von ihm zu sein. Sein geöffneter Mund teilte fordernd ihre Lippen, eine seiner Hände wanderte über ihre Schulter zum Ausschnitt ihrer Robe, glitt unter die Kante ihres Nachthemds, dessen hauchdünnes Material nur wenig Schutz vor seinen suchenden Fingern bot, und fand schließlich das warme weiche Fleisch ihrer Brüste.
Er hörte abrupt auf, hob Elysia in seine Arme und marschierte aus der Bibliothek, quer durch die große Halle und die breite Treppe hinauf. Elysia wehrte sich wie eine Besessene. Ihr war in- zwischen klargeworden, was er vorhatte, und sie wußte, daß ihn diesmal nichts und niemand daran hindern würde.
»Laß mich runter! Sonst schreie ich das ganze Haus zusammen«, drohte Elysia, als sie sich dem oberen Treppenabsatz näherten.
»Nur zu! Keiner wird es wagen einzugreifen. Ich bin hier der Herr - und dein Meister, meine Liebe. Ich habe das legale und mo- ralische Recht, alles mit dir zu machen, was mir gefällt.« Sein La- chen klang teuflisch in den Ohren der verängstigten Elysia.
Sie trommelte mit den Fäusten gegen seine Brust und seine Schul- tern und verpaßte ihm eine schallende
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