Durch Himmel und Hoelle
hängen, Orientteppichen und großen roten Ledersesseln. Ein riesi- ger Mahagonischreibtisch stand vor den hohen Fenstern. Auf seiner glatten polierten Platte stand ein goldener Habicht mit scharfem Schnabel, der als Beschwerer für einen Stapel Papiere diente. Ein fröhliches Feuer prasselte im Kamin.
Ohne jede Warnung packte Lord Trevegne Elysias anderen Arm und schüttelte sie, bis sie dachte, der Kopf würde ihr abfallen. Als seine Wut verebbt war, wandte Elysia ihm ihr tränenüberströmtes Gesicht zu. Ihr Mund zitterte erbärmlich.
»Solltest du dich je wieder einem meiner Befehle widersetzen, Elysia, prügle ich dich windelweich«, knurrte er mit heiserer Stimme.
»Ihr würdet es nicht wagen!« quiekte Elysia schockiert. Ihr Herz klopfte bis zum Hals.
»Es gibt nichts, was ich nicht wage. Treib es nicht zu bunt, denn ich bin am Ende meines Lateins. Ich habe ausdrücklich befohlen, daß du nicht ohne Begleitung ausreiten sollst. Das war keine Laune oder eine Schikane. Du kennst diese Gegend nicht, das Moor kann sehr gefährlich sein, und hier können auch noch andere unerwartete Gefahren lauern. Wir leben an der Küste, und wir befinden uns im Krieg mit Frankreich. Schmuggler und Spione und Gott weiß was noch für Gesindel können in den Buchten und Flußmündungen lauern.«
Elysia starrte ihn entsetzt und voller Schuldgefühle an. Er hatte ihr nur zu ihrem eigenen Schutz verboten, allein zu reiten. »Es tut mir leid, Lord... äh, Mylord«, stammelte Elysia verwirrt. Sie brachte seinen Vornamen einfach nicht über die Lippen.
»Mein Name ist Alex. A-L-E-X, und bei Gott, du wirst ihn ge- brauchen. Sag ihn. Sag jetzt meinen Namen.« Er schüttelte sie noch einmal bedrohlich.
»A-Alex«, murmelte Elysia leise und starrte ins Feuer.
»Ja, Alex, das war doch nicht so schwer, oder?« Er nahm seine Hände von ihren Schultern und wandte sich ab.
»Es tut mir wirklich leid, aber ich bin immer allein ausgeritten, und ich bin es nicht gewohnt, daß ein Diener hinter mir herzok- kelt«, versuchte sie, sich zu rechtfertigen.
»Hier wirst du nicht allein reiten. Du wirst tun, was ich sage, und meine Wünsche nicht in Frage stellen.«
»Wenn du mir den Grund gesagt hättest, warum ich nicht allein reiten soll, hätte ich deinen Rat befolgt«, erwiderte Elysia erbost. Ihre vorherige Unterwürfigkeit war bereits wieder vergessen.
»Ich habe es nicht nötig, dir Erklärungen abzugeben, meine Liebe. Du wirst meinen Befehlen gehorchen, egal warum ich sie gebe«, sagte der Marquis hochmütig und mit herausforderndem Blick.
»Mit anderen Worten, ich bin deine Sklavin, dein Besitz. Das werde ich nicht dulden! Ich habe auch einen Verstand und Gefühle, die mir wichtiger als deine Befehle sind!« verkündete Elysia wutent- brannt.
Lord Trevegne musterte sie aus zusammengekniffenen Augen und ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn ich kein Gentleman wäre, meine Liebe, würde ich dir jetzt eine Ohrfeige geben, aber ich will dein hübsches Gesicht nicht verunstalten.«
»O nein, tu dir keinen Zwang an, schlag mich. Das machst du doch immer - du drohst mir mit Gewalt. Seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, hast du nur eins im Sinn, mir körperliche Gewalt anzutun«, entgegnete sie herausfordernd.
»Meine Liebe, wenn du wüßtest, wonach mir der Sinn steht, seit wir uns zum ersten Mal begegnet sind, würdest du mich nicht dazu provozieren, meine Männlichkeit mit körperlicher Gewalt zu be- weisen. Die Methoden, mit denen ich dich zähmen möchte, würden dir nicht gefallen«, sagte er voller Verachtung. Seine goldenen Au- gen musterten ihren Körper, und das Feuer spiegelte sich in ihnen.
Elysia wich erschrocken einen Schritt zurück. Plötzlich wurde ihr Angst vor dem, was er andeutete. »Ich will dich nicht provozie- ren, aber du wirst feststellen müssen, daß ich keine Frau ohne Rück- grat bin, die den Befehlen ihres Gatten blind und ohne Rücksicht auf ihre eigenen Wünsche gehorcht. Und ich werde auch weiterhin so bleiben, gleichgültig wie sehr du auch versuchst, mich herumzu- kommandieren.«
»Ach wirklich, meine Liebe? Ich habe ja nicht geahnt, daß ich eine Anhängerin der Lehre von der Willensfreiheit geheiratet habe. Ein wirklich sehr aufschlußreiches Gespräch, das wir da führen. Ich bin erschüttert. Was werden bloß meine Freunde denken?« spottete er und setzte sich in einen der roten Ohrensessel. »Und ich war der irrigen Annahme, du wärst ein fügsames und gelehriges Frauenzim- mer, das mich als
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