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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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passiert war. Er hätte sie gehen lassen, wenn sie es von ihm verlangt hätte, aber das hatte sie nicht. Sie hatte sich gewünscht, bei ihm zu sein. Er hatte geschworen, daß er sie dazu bringen würde, ihn zu begehren, und das hatte sie getan - so sehr, daß sie Schmerzen empfunden hatte. Sie hätte nie gedacht, daß eine Frau solcher Gefühle fähig war. Vielleicht war dieses Begehren, das sie so tief in ihrem Innersten spürte, nicht richtig. Liebe konnte es nicht sein - Liebe war anders. Dazu gehörte Kameradschaft und Wärme und Freundschaft. Wenn sie ineinander verliebt wären, hätten sie miteinander gelacht und ge- redet, bis jeder alles über den anderen wußte. Was wußte sie schon von ihrem Mann? Eigentlich nichts. Er war reich, er hatte einen Bruder, war Waise und gab zu, daß er einen miserablen Ruf hatte. Er konnte grausam, sarkastisch, zynisch sein und war ungeheuer jähzornig. Das war nicht der Mann, von dem sie immer geträumt hatte. Diese neuen, widersprüchlichen Gefühle verwirrten sie.
    Elysia nahm die zarte Porzellantasse und nippte daran. Sie schnitt eine Grimasse und stellte die inzwischen kalte Schokolade zurück aufs Tablett, ehe sie aus dem Bett stieg, das Bettjäckchen auszog und ihren schlanken, nackten Körper im Spiegel betrachtete. Sie hatte

sich nicht verändert - abgesehen von ein paar bläulich violetten Flecken auf ihren Schultern und Brüsten. Sie spürte Muskeln, von deren Existenz sie nichts geahnt hatte, als sie durchs Zimmer ging. Ihr Blick wanderte immer wieder unwillkürlich zu der geschlosse- nen Tür. Sie erinnerte sich vage daran, wie er sie in den kühlen Mor- genstunden hochgehoben und sie leise vor sich hingeschimpft hatte, weil sie von einem herrlich warmen Bett in ein nur halb so warmes gelegt wurde. Jetzt war sie dankbar, daß Alex sie in ihr eigenes Bett gebracht hatte.
    Sie läutete Lucy, wickelte sich fest in ihren Morgenmantel, ging zum Fenster und schaute auf die See, die immer noch aufgewühlt war vom gestrigen Sturm. Riesige Wellen schleuderten die kleinen Fischerboote aus dem Dorf wie Spielzeug herum.
    Wie konnte sie Alex in die Augen sehen? Was würde er denken... nach allem? Sie verdrängte die intimen Details von gestern nacht. Sie konnte sich nur allzu gut sein spöttisches Lächeln und dieses trium- phierende Funkeln in seinen Augen vorstellen. Sie würde es nicht ertragen können, wenn er etwas sagte, was das, was zwischen ihnen passiert war, in den Schmutz zog.
    Elysias Blick schweifte besorgt in die Ferne, und sie fragte sich, wie sie ihr nächstes Treffen erfolgreich gestalten konnte. Sollte sie Gleichgültigkeit vortäuschen - kühle Verachtung - und so tun, als würde sie das kalt lassen, was ihr ganzes Leben aus den Angeln ge- hoben hatte? Sie war jetzt kein unschuldiges Mädchen mehr. Sie war eine Frau - Alex' Frau -, und er war ein sehr anspruchsvoller Lieb- haber.
    Etwas bewegte sich in der Ferne auf der Straße und erregte Ely- sias Aufmerksamkeit. Eine rotgelbe Kutsche raste die Straße ent- lang. Die beiden temperamentvollen Braunen wurden von einem sehr beschäftigten Gentleman gelenkt, der versuchte, sie zu zügeln, als sie in den Hof jagten. Weiter weg sah Elysia ein weiteres Gefährt, das langsam die zerfurchte Straße entlangrollte. Dem ersten Gentle-

man mit der auffälligen Kutsche war es gelungen, sein Gespann mit Hilfe zweier Stallburschen zum Stehen zu bringen. Er sah sich jetzt nervös um und lief unentschlossen hin und her.
    Elysia ging schnell zu ihrem Schrank, riß das erstbeste Kleid her- aus und zog sich rasch an, weil sie unbedingt erfahren wollte, was da draußen vorging. Mit Lucys fähiger Hilfe war Elysia in zehn Mi- nuten angezogen und auf dem Weg nach unten. Das Haar hatte sie mit einem gelben Band zu einem Lockenpferdeschwanz gebunden, und sie trug ein gelbes Musselinkleid mit passenden Schuhen, dazu einen geblümten Schal, den sie locker über die Schulter geworfen hatte.
    In der großen Halle herrschte hektisches Treiben. Elysia rief Browne etwas zu. Aber Browne hatte scheinbar seine übliche Ge- lassenheit verloren. Er rannte einfach an ihr vorbei, mit zerzausten weißen Haaren, die in Büscheln vom Kopf abstanden, und mur- melte Unverständliches vor sich hin.
    Etwas Furchtbares mußte passiert sein, wenn Browne so die Be- herrschung verlor. Das war ihm wahrscheinlich in den letzten fünf- zig Jahren nicht passiert. Der einzig mögliche Grund dafür war, daß dem Marquis etwas zugestoßen war. Alex war sicher

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