Durch Himmel und Hoelle
an und sagte dann: »Verzeiht bitte, aber wer seid Ihr?«
Elysia lächelte amüsiert. »Ich bin Lady Trevegne, und ich fürchte, daß ich auch nicht weiß, wer Ihr seid, also braucht Ihr Euch nicht zu entschuldigen.«
Er erhob sich rasch, wie ein beschämter Schuljunge. »Verzeiht, Lady Trevegne«, sagte er erstaunt. »Ich bin Charles Lackton, ein Freund der Familie, und es ist mir eine Ehre, Eure Bekanntschaft zu machen.« Er beugte sich formvollendet über ihre Hand, wobei eine rote Locke in seine Stirn rutschte.
»Hab's ganz vergessen. Es war ein echter Schock, von der Heirat Seiner Lordschaft zu hören. Das hat ganz London überrascht. Konnt's nicht glauben.«
»Ja, es war für alle eine ziemliche Überraschung«, stimmte Elysia zu, verriet aber nicht, daß auch sie zu den Überraschten gehörte. »Wie hat Peter sich denn verletzt? War es ein Jagdunfall?«
»Kein Unfall - ein Duell.«
»Ein Duell!« wiederholte Elysia entsetzt.
»Ja, Peter hat sich und Lord Trevegne alle Ehre gemacht. Ich bin stolz, sein Freund zu sein«, erklärte Charles begeistert.
»Aber warum? Was war der Anlaß für dieses Duell?« fragte Ely- sia neugierig.
»Ja, also... äh«, stammelte Charles verlegen. »Das kann man ei- gentlich einer Lady nicht erzählen. Aber es war eine Ehrenverlet- zung, die Satisfaktion verlangte. Ich war Peters Sekundant.«
»Und was ist mit dem Mann passiert, den er herausgefordert hat?«
»Tot.«
»Peter hat ihn getötet?« fragte Elysia ungläubig.
»Er mußte. Beckingham hat ihn betrogen. Er hat geschossen, be- vor zu Ende gezählt war«, berichtete Charles angewidert.
»Beckingham? Habt Ihr Beckingham gesagt?« fragte Elysia leise. »Doch nicht etwa Sir Jason Beckingham.«
»Ja, genau der - ein echter Außenseiter und ein Feigling. Es ist nicht schade um ihn, sag' ich!« sagte Charles voller Ekel.
Elysia stellte ihre Teetasse vorsichtig auf dem Tablett ab. Ihre Hand zitterte heftig. Sir Jason war also tot. Sie hatte ihn gehaßt, aber
den Tod hatte sie ihm nicht gewünscht. Sie war wirklich besorgt darüber gewesen, daß er die Umstände ihrer Hochzeit kannte. Ein skrupelloser Mensch wie Sir Jason konnte alles Mögliche mit einer solchen Information anrichten. Sie war dennoch überzeugt gewe- sen, daß Alex das alles geregelt hätte, oder etwa nicht? Schließlich und endlich hatte dieser junge Mann, Charles Lackton, gesagt, Sir Jason hätte betrogen und verfrüht geschossen. Alex hätte sehr leicht getötet werden können - oder verwundet, wie sein Bruder. Ja, es war wirklich das Beste - Gott möge ihr verzeihen -, daß Sir Jason keine Gefahr mehr für sie war.
»Wenn Sir Jason geschossen hat, bevor zu Ende gezählt worden war, wie Ihr, glaube ich, sagtet, wie ist es dann Peter gelungen, ihn zu erschießen?« fragte Elysia den stumm dasitzenden Charles, der sie mit offenem Mund anstarrte und puterrot anlief, als sie ihn dabei ertappte.
»Ja, also, Sir Jason hatte einen etwas unguten Ruf, was die Duelle betrifft, die er unter sehr merkwürdigen Umständen gewonnen hat. Wir haben also mit Betrug gerechnet, und ich riet Peter, mich zu be- obachten. Ich wollte ihm ein Zeichen geben, falls ich etwas Unre- elles bemerkte. Als sich Beckingham dann vor dem Ende des Zäh- lens umdrehte, konnte ich es nicht fassen, obwohl ich damit gerech- net hatte!« Charles warf Elysia einen verschämten Blick zu. »Des- halb . . . war ich etwas langsam, und Beckingham konnte abdrücken. Aber Peter hatte sich dank meiner Warnung schon gedreht, und so hat ihn die Kugel nur in die Schulter getroffen und nicht ins Herz, wie Beckingham es beabsichtigt hatte. Peter konnte trotzdem noch schießen. Beckingham war sofort tot. Aber wißt Ihr, es war ganz seltsam. Er hat sogar im Tod noch gelächelt.« Charles erschauderte.
Peter unterdrückte den Schrei, als ihn der Schmerz wie ein Pfeil durchbohrte. Alex und der Lakai legten ihn vorsichtig aufs Bett. »Ist alles in Ordnung, Peter?« fragte Alex besorgt und musterte
das Hemd seines Bruders, das sich grellrot färbte, da die Wunde wieder aufgebrochen war.
Peter machte einen armseligen Versuch zu lächeln, was in einer Grimasse endete. »Ich bin noch nicht tot - da gehört mehr dazu als ein Feigling und diese grobschlächtigen Lakaien.«
Er stöhnte, während Dany sein Hemd und den Verband auf- schnitt. Die Wunde sah gefährlich aus, aber es war ein glatter Durchschuß.
»Dany, was stocherst du denn da rum?« fragte er, als Dany seine Wunde abtastete. »Der Arzt hat das
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