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Durch Himmel und Hoelle

Durch Himmel und Hoelle

Titel: Durch Himmel und Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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er selbst reichlich davon genossen.
    »Wohl kaum. Ihr beleidigt mich, Lord Tanvil, denn ich trinke nur, was mein Vater eingelagert hat und mein Großvater vor ihm. Könnt Ihr Euch vorstellen, daß ich etwas Jüngeres trinke? Ihr ver- letzt mich zutiefst«, erwiderte Alex scheinbar beleidigt.
    »Trevegne wäre wahrscheinlich so unverschämt, Napoleon zu ei- ner Kostprobe des besten Cognacs von Ludwig XVI. einzuladen. Hat Eure Familie nicht eine Kiste aus Versailles bekommen?«
    »Aber laßt es Prinny ja nicht wissen, sonst wird ihn Seine König- liche Hoheit für sich selbst beanspruchen«, sagte Lord Trevegne und fügte noch hinzu: »Und an dem Tag, an dem Napoleon zum Dinner in Carlton House Platz nimmt, werde ich jedem hier eine Flasche von diesem ausgezeichneten Cognac schenken.« Das wurde mit lautem Beifall begrüßt.
    »Also, meiner Meinung nach ist dieses ganze Gerede von Inva- sion und Schmugglern sowieso nur ein Sturm im Wasserglas«, tönte der Squire in das Schweigen, nachdem das Gelächter verstummt war. »Es kann ja gar nicht so viele Schmuggler geben, wie die Leute behaupten - Ammenmärchen sind das. So wie die Leute reden, möchte man ja meinen, jeder ist ein Schmuggler. Da könnte ja sogar ich einer sein.« Er lachte über diese absurde Vorstellung.
    »Bei Eurem Orientierungssinn würdet Ihr wahrscheinlich in Marseilles landen statt in Dover«, warf jemand ein, und der ganze Tisch lachte.

Danach wechselten die Gesprächsthemen so schnell wie die vie- len Gerichte, die aufgetragen wurden. Elysia bezweifelte, daß sie überhaupt etwas probiert hätte, wenn der Comte und Alex sie nicht so eifrig versorgt hätten, so rasch wurden die riesigen Platten mit Rindfleisch, Kalbfleisch und Fisch mit den verschiedensten Saucen und Gelees herumgereicht, kaum daß die cremigen Suppen gegessen und die Teller abgeräumt waren. Es gab Beigerichte von Wild und Geflügel, Dutzende von Gemüsesorten und Salate wurden aufge- tragen, und die Mahlzeit wurde mit saftigem Genueser Kuchen mit Mokkafüllung und kleinen Schokoladesouffles beendet. Zu jedem Gang wurde der passende Wein gereicht. Die Kristallkelche waren immer randvoll, trotz der eifrigen Bemühungen der Gäste, sie im- mer wieder zu leeren.
    Schließlich zog sich Elysia äußerst gesättigt mit den anderen Da- men aus dem Bankettsaal zurück. Sie überließen die Herren ihrem Portwein und den Zigarren.
    Elysia ließ sich ein kleines Glas Madeira reichen und lauschte schweigend dem frivolen Geplapper der Frauen, die sich kichernd schlüpfrige Geschichten von ihren Freunden und sicher auch über sie, das neueste heiße Thema, erzählten. Sie fühlte sich von den an- deren isoliert. Es waren wirklich nicht die Art von Leuten, die bei ihren Eltern verkehrt hatten. Es war ein recht gewöhnlicher Haufen - nicht die gesellschaftliche Elite von London, stellte sie fest. Sie wußte, daß Alex mit ihr hergekommen war, damit sie diese Leute aus London kennenlernte. Er wollte sicherstellen, daß alles über sie auf dem schnellsten Weg nach London getragen würde, diesmal wahrheitsgemäß, und daß alle falschen Gerüchte, die man über sie verbreitet hatte, im Keim erstickt würden. Der Marquis verkehrte gesellschaftlich selten, wenn überhaupt, mit dem Squire und seinen Mitläufern.
    Elysia schaute sich nach Louisa um und sah, daß sie in die Fänge einer massigen, matronenhaft aussehenden Frau am hinteren Ende

des Zimmers geraten war. Louisa bemerkte Elysias Blick und lä- chelte ihr zu. Dann schnitt sie eine Grimasse und wandte sich wie- der der Frau zu, die ihr Lorgnon wie einen Degen schwang. Elysia wanderte zu einer Vitrine mit Porzellan und betrachtete sie schein- bar interessiert, während sie einem Gespräch zwischen zwei sehr auffällig angezogenen jungen Frauen aus London lauschte.
    »Kannst du dir das vorstellen - eine Rothaarige! Ist doch gar nicht in Mode«, sagte die junge Dame mit den blonden Locken und dem Puppengesicht und warf einen zufriedenen Blick in den Spiegel.
    »Ich weiß, und dann noch so überraschend«, erwiderte ihre mol- lige Freundin in vertraulichem Ton. »Und uns hat man gesagt, wir könnten täglich mit der Verlobung von Lady Woodley und dem Marquis rechnen. John hat sogar behauptet, kein Mann könnte ihr widerstehen, nicht mal Lord Trevegne.«
    »Sie muß ja vor Wut kochen.« Die Blonde kicherte schadenfroh. »Ich meine, schließlich hat sie dauernd von diesen Smaragden gere- det, und wie gut sie ihr stehen würden.« Sie warf Elysia

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