Durch Himmel und Hoelle
ist, und ist übermütig und nervös, wenn er sich in der Nähe aufhält. Man will dieser Person gefallen, ihn glücklich machen. Du bist eifersüchtig auf andere, mit denen er zusammen ist.
Aber das wichtigste ist, daß seine Gesundheit, sein Glück und sein Wohlbefinden dir mehr am Herzen liegen als deins - für ihn ist kein Opfer zu groß. Du sorgst dich um ihn, hast Angst um ihn«, fuhr Elysia hastig fort, verwirrt von der Erkenntnis ihrer Gefühle für Alex, die bis jetzt verborgen gewesen waren und die sie sich jetzt zö- gernd eingestehen mußte.
»Nichts darf ihm passieren, was ihn dir entreißen würde, sonst kannst du nicht mehr weiterleben.«
Elysia verstummte schockiert von der Wahrheit, die ihr verwirr- ter und geplagter Geist ihr unwillkürlich preisgegeben hatte. Sie liebte Alex, wiederholte sie fassungslos in Gedanken. Wie war das nur passiert? Sie hatte ihn verachtet und gehaßt. Sie wäre ihm entflo- hen, wenn sie die Gelegenheit gehabt hätte. Jetzt würde sie mit Freuden die Tür ihres Gefängnisses abschließen und den Schlüssel wegwerfen. Als sie ihn verletzt glaubte, hatte sie sich wie eine Beses- sene oder wie eine sehr verliebte Frau aufgeführt. Da war ihr die Wahrheit enthüllt worden, aber sie war zu blind gewesen, sie zu er- kennen. Sie hatte gedacht, es wäre Begierde, nicht Liebe. Sie hatte geglaubt, Liebe würde es für sie nicht geben.
Bei dem Gedanken an Alex wurde sie blaß. Was nutzten diese Gefühle ihr schon? Sie würden sie nur quälen, denn ihre Liebe wurde nicht erwidert. Er begehrte sie, ja, aber sie bedeutete ihm nichts - zumindest nicht so viel, wie sie sich wünschte. Während ih- rer gemeinsamen Nacht hatte er ihr kein einziges Mal seine Liebe gestanden. Er hatte Koseworte geflüstert, die sie erregt hatten, aber nie von Liebe gesprochen. Sie war nur eine seiner vielen Frauen, die- jenige, die ihn gerade im Augenblick faszinierte. Er würde ihrer bald überdrüssig werden, genau wie es bei Lady Woodley und vie- len anderen schönen Frauen geschehen war. Würde sie es ertragen können, wenn er sich einer anderen Frau zuwandte, nach London ging und sie in Westerley allein zurückließ? Nein, das könnte sie nicht ertragen, und es wäre noch viel schlimmer, wenn er wüßte,
daß sie ihn liebte. Wie amüsant für ihn - noch ein gebrochenes Herz! Elysia fragte sich, ob es ihre Verachtung und ihr offensichtli- cher Haß auf ihn gewesen waren, die ihn gereizt hatten. Ihn, der Be- wunderung immer erwartet und bekommen hatte. Wenn Sie sich weiter gegen ihn sträubte, würde er ihrer nicht müde werden, zu- mindest nicht so schnell. Und vielleicht würde es ihr gelingen, seine Liebe zu gewinnen. Aber wie sollte sie sich verstellen, nachdem sie ihm gegenüber total kapituliert hatte und jetzt wußte, daß sie ihn wider jede Vernunft liebte? Seinen goldenen Augen entging nichts. Zwar war ein Teil der Feindseligkeit aus ihrer Beziehung ver- schwunden, aber sie stand immer noch auf sehr wackligem Boden. Bewaffnete Neutralität wäre wohl die beste Bezeichnung dafür. Sie neckten sich und übten sarkastischen Schlagabtausch, aber mit einer gewissen Freundlichkeit. Eine neue Phase ihrer Beziehung hatte be- gonnen, aber die konnte nur allzu leicht zerschmettert werden.
Alex durfte nie erfahren, daß sie ihn liebte, das schwor sich Elysia - niemals, außer er erwiderte ihre Liebe. Sie durfte sich keine Blö- ßen geben und sich verletzen lassen. Sie würde das Spiel nach ihren eigenen Regeln zu Ende spielen, gleichgültig wie es ausging.
»Elysia, Elysia«, rief Louisa besorgt. »Dir fehlt doch nichts, du bist so blaß. Bist du etwa krank?«
»Nein, mir geht es gut«, erwiderte Elysia mit dumpfer Stimme. So gut, wie es einem eben mit gebrochenem Herzen geht, dachte sie niedergeschlagen.
»Weißt du, genauso wie du es gesagt hast, hab' ich mir die Liebe vorgestellt. Oh, genauso fühle ich mich!« Louisa vergewisserte sich mit einem kurzen Blick über die Schulter, daß sie allein waren, und fuhr dann in vertraulichem Ton fort. »Ich habe den wunderbarsten aller Männer kennengelernt, Elysia. Er ist groß und sieht gut aus - und er hat die schönsten blauen Augen und rostrote Haare.« Ihre Augen strahlten bei dem Gedanken an ihn, und ihre Wangen röte- ten sich.
»Er heißt David Friday, und er ist der gütigste, sanfteste Mensch auf der Welt. Ich habe ihn vor zwei Wochen kennengelernt. Ich war reiten, und Dove fing an zu lahmen. Wir waren nicht weit vom Stall, also ist der Diener
Weitere Kostenlose Bücher