Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
Holz nach und setzte mich mit dem schnurlosen Telefon aufs Sofa. Nachdem ich im Geist aufs Französische umgeschaltet hatte, rief ich LaManches Privatnummer an.
Mein Chef sagte, er sei froh, dass ich nach Montreal gekommen sei, trotz des traurigen Anlasses. Im Institut warteten zwei Anthropologiefälle.
»Letzte Woche wurde im Parc Nicholas-Veil eine in eine Decke gewickelte, nackte und verweste Frau gefunden.«
»Wo ist dieser Park?«
»Am äußersten Nordende der Stadt.«
»CUM?«
Die Communauté Urbaine de Montréal Police, die Stadtpolizei von Montreal, ist für alles zuständig, was auf Montreals Insel passiert.
» Oui . Sergent-Détective Luc Claudel.«
Claudel. Die hoch geachtete Bulldogge von einem Detective, der zwar notgedrungen mit mir arbeitete, aber dennoch seiner Überzeugung treu blieb, dass weibliche forensische Anthropologen bei der Polizeiarbeit keine große Hilfe sein konnten. Genau das, was ich brauchte.
»Ist sie schon identifiziert?«
»Es gibt eine indiziengestützte Identifikation, und ein Mann wurde verhaftet. Der Verdächtige behauptet, sie wäre gestürzt, aber Monsieur Claudel ist skeptisch. Ich hätte gern, dass Sie die Schädelverletzungen untersuchen.« LaManches Französisch, immer so korrekt.
»Ich erledige das morgen.«
Der zweite Fall war weniger dringend. Vor zwei Jahren war in der Nähe von Chicoutimi ein kleines Flugzeug abgestürzt, der Kopilot wurde nie gefunden. Vor einiger Zeit wurde in dieser Gegend ein Fragment eines Röhrenknochens gefunden. Könnte ich vielleicht bestimmen, ob dieser Knochen menschlich sei? Ich versicherte ihm, dass ich das könne.
LaManche dankte mir, erkundigte sich nach den Absturzermittlungen und brachte seine Trauer um Bertrand zum Ausdruck. Er fragte mich nicht nach meinen Problemen mit den Behörden. Die Nachricht war sicher schon bis zu ihm durchgedrungen, aber er war zu diskret, um ein so unerfreuliches Thema anzusprechen.
Die Telefonverkäufer ignorierte ich einfach.
Der Student hatte den benötigten Literaturhinweis längst erhalten.
Meine Freundin Isabelle hatte am vergangenen Samstag eine ihrer Abendeinladungen veranstaltet. Ich entschuldigte mich, dass ich ihren Anruf und die Dinnerparty verpasst hatte. Sie versicherte mir, dass es bald eine neue geben werde.
Ich hatte eben das Schnurlose in die Ladestation zurückgesteckt, als mein Handy klingelte. Ich rannte durchs Zimmer und kramte es aus meiner Tasche, wobei ich mir wieder einmal schwor, einen besseren Aufbewahrungsort zu finden. Es dauerte einen Augenblick, bis ich die Stimme erkannte.
»Anne?«
»Was treibst du denn?«, fragte sie.
»Den Weltfrieden voranbringen. Habe eben mit Kofi Annan telefoniert.«
»Wo bist du?«
»In Montreal.«
»Warum bist du denn wieder in Kanada?«
Ich erzählte ihr von Bertrand.
»Ist das der Grund, warum du so niedergeschlagen klingst?«
»Zum Teil. Bist du in Charlotte? Wie war London?«
»Was soll das heißen, zum Teil?«
»Das ist für dich nicht interessant.«
»Natürlich interessiert es mich. Was ist los?«
Ich schüttete ihr mein Herz aus. Zwanzig Minuten später holte ich Atem, ich weinte zwar nicht, war aber kurz davor.
»Die Sache mit dem Arthur-Anwesen und dem nicht identifizierten Fuß hat also nicht direkt mit der Beschwerde wegen deines Ermittlungsverhaltens zu tun?«
»Kann man so sagen. Ich glaube nicht, dass der Fuß jemandem in der Maschine gehörte. Das muss ich beweisen.«
»Du glaubst, er gehört diesem Mitchell, der seit Februar verschwunden ist?«
»Ja.«
»Und die NTSB weiß noch immer nicht, was den Absturz verursacht hat?«
»Nein.«
»Und du weißt über dieses Anwesen nur, dass ein Typ namens Livingstone es einem anderen namens Arthur zur Hochzeit geschenkt hat, der es wiederum einem Kerl namens Dashwood verkaufte?«
»Mhhm.«
»Aber der Grundbucheintrag lautete auf eine Investmentgruppe, nicht Dashwood?«
»H&F. In Delaware.«
»Und einige der Namen der Teilhaber entsprechen den Namen von Leuten, die starben, kurz bevor ältere Ortsansässige verschwanden.«
»Du bist gut.«
»Ich habe mir Notizen gemacht.«
»Klingt lächerlich, was?«
»Ja. Und du hast keine Ahnung, warum Davenport es auf dich abgesehen hat?«
»Nein.«
Stille summte zwischen zwei Ländern.
»Wir haben in England von einem Lord namens Dashwood gehört. Ein Freund von Benjamin Franklin, glaube ich.«
»Na, das dürfte meine Geschichte ja einen Riesenschritt voranbringen. Wie war denn London eigentlich?«
»Toll.
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