Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
gestorben war, erhielt er ein offizielles Staatsbegräbnis. La Direction des Communications der Sûreté du Québec hatte mit Hilfe des CPIC-Systems in Kanada und des NCIC-Systems in den Vereinigten Staaten jede Polizeieinheit Nordamerikas informiert. Eine Ehrenwache flankierte den Sarg im Bestattungsinstitut. Von dort wurde der Leichnam zur Kirche und von der Kirche zum Friedhof begleitet.
Ich hatte zwar eine große Menge Trauergäste erwartet, war aber erstaunt über die Masse von Leuten, die kamen. Neben Bertrands Familie und Freunden, seinen Kollegen von der SQ, Angehörigen der CUM und vielen aus dem Gerichtsmedizinischen Institut hatte offensichtlich jede Polizeieinheit in Kanada und viele in den USA Vertreter geschickt. Reporter und TV-Teams waren von französischen und englischen Medien entsandt worden.
Zur Mittagszeit lagen Bertrands wenige Überreste in der Erde im Friedhof Notre-Dames-des-Neiges, und Ryan und ich fuhren den Berg hinunter in Richtung Centre-ville.
»Wann fliegst du wieder zurück?«, fragte er, während er aus der Côte-des-Neiges in die Rue St.-Mathieu einbog.
»Elf Uhr fünfzig morgen Vormittag.«
»Ich hole dich um halb elf ab.«
»Wenn du es auf eine Stelle als mein Chauffeur abgesehen hast – die Bezahlung ist lausig.«
Der Witz stürzte sich zu Tode, bevor ich ihn ganz ausgesprochen hatte.
»Ich bin in derselben Maschine.«
»Warum?«
»Gestern Abend hat die Polizei von Charlotte einen zwielichtigen Typen aus Atlanta namens Pecan Billie Holmes eingebuchtet.«
Er zog eine Packung du Maurier’s aus der Tasche, klopfte sich auf dem Lenkrad eine heraus und steckte sie sich zwischen die Lippen. Nachdem er sie mit einer Hand angezündet hatte, zog er den Rauch ein und blies ihn durch die Nase wieder aus. Ich kurbelte mein Fenster herunter.
»Wies aussieht, hat Pecan eine Menge über einen gewissen telefonischen Tipp ans FBI zu sagen.«
25
Die nächsten paar Tage fühlten sich an wie eine Fahrt auf der Riesenachterbahn. Nach Wochen langsamen Ansteigens ging es plötzlich jäh nach unten. Doch die Fahrt war alles andere als amüsant.
Es war später Nachmittag, als wir in Charlotte landeten. In unserer Abwesenheit war der Herbst hereingebrochen, und ein kräftiger Wind zerrte an unseren Jacken, als wir zum Parkhaus gingen.
Wir fuhren direkt in die Innenstadt zum FBI-Büro an der Ecke Second und Tyron. McMahon war eben von Pecan Billie Holmes’ Verhör im Gefängnis zurückgekehrt.
»Holmes war randvoll mit Koks, als wir ihn gestern Abend einbuchteten, er kreischte und schrie und versprach, uns so ziemlich alles zu verraten bis hin zu einem Spiel, das seine Schulmannschaft in der vierten Klasse verpatzt hat.«
»Wer ist dieser Kerl?«, fragte Ryan.
»Ein achtunddreißigjähriger ewiger Verlierer. Hängt an den Rändern der Biker-Szene von Atlanta herum.«
»Hells Angels?«
McMahon nickte.
»Er ist kein Vollmitglied, hat weniger Hirn als ein Eis am Stiel. Der Club toleriert ihn, solange er ihnen nützt.«
»Was trieb Holmes in Charlotte?«
»War vermutlich hier für ein Mittagessen mit dem Rotary-Club«, sagte McMahon.
»Weiß Holmes wirklich, wer den anonymen Bombentipp abgegeben hat?«, fragte ich.
»Um vier in der Früh meinte Pecan, er könne durch Reden für sich was herausschinden. Deshalb rief der verhaftende Beamte uns an. Als ich ankam, hatten ein paar Stunden Schlaf seine Mitteilungsfreudigkeit schon deutlich gedämpft.«
McMahon nahm eine Tasse von seinem Schreibtisch, schwenkte sie und betrachtete den Inhalt wie andere eine Stuhlprobe.
»Zum Glück war der Mistkerl zur Zeit seiner Verhaftung auf Bewährung wegen Scheckbetrügereien in ganz Atlanta. Wir konnten ihn überzeugen, dass eine umfassende Aussage in seinem Interesse sei.«
»Und?«
»Holmes schwört, dass er dabei war, als der Plan ausgeheckt wurde.«
»Wo?«
»In der Claremont Lounge mitten in Atlanta. Das ist ungefähr sechs Blocks von der Telefonzelle entfernt, von der der Anruf kam.«
McMahon stellte die Tasse ab.
»Holmes sagt, er hätte mit zwei Angels namens Harvey Poteet und Neal Tannahill getrunken und gekokst. Die Jungs redeten über Pepper Petricelli und den Absturz, als Poteet plötzlich meinte, es wäre cool, das FBI mit einer falschen Spur an der Nase herumzuführen.«
»Warum?«
»Besoffene Genialität. Falls Petricelli noch am Leben war, würde ein solches Gerücht ihn zum Schweigen bringen. Und falls er mit der Maschine abgestürzt war, wäre es eine Botschaft an die
Weitere Kostenlose Bücher