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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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bekam ein schlechtes Gewissen wegen meines Ausbruchs, aber ich brachte es nicht über mich, in die Küche zurückzukehren, um mich zu entschuldigen.
    Boyd wählte genau diesen Augenblick, um mein Ohr zu lecken.
    Wenigstens zieht der Chow-Chow meine Integrität nicht in Zweifel, dachte ich.
    »Fahren wir.«
    Während der Fahrt nach Bryson City beantwortete ich Anruf um Anruf auf meinem Handy; jeder kam von einem Reporter. Nach sieben »Kein Kommentar« schaltete ich es aus.
    Boyd wechselte zwischen seinem Platz in der Mitte und dem linken hinteren Fenster hin und her und reagierte mit demselben tiefen Knurren auf Autos, Fußgänger und andere Tiere. Nach einer Weile hörte er auf, jedem zu demonstrieren, was für ein Kerl er war, und starrte nur friedlich nach draußen, während die Bilder und die Geräusche der Berge an uns vorbeizogen.
    Ich fand alles, was ich brauchte, in einem Ingles-Supermarkt am Südrand der Stadt. Herbal Essence und Gillette Good News für mich, Kubbles N’Bites für Boyd. Ich spendierte ihm sogar noch eine Schachtel Milkbone-Jumbos.
    Ein wenig aufgeheitert, weil ich die Rasierer bekommen hatte, beschloss ich, einen Ausflug zu machen.
    Knapp fünf Kilometer hinter Bryson City wird aus der Everett Street eine Panoramastraße, die sich über dem Nordufer des Lake Fontana durch den Great Smoky Mountains National Park windet. Offiziell heißt dieser Highway Lakeview Drive. Die Einheimischen nennen ihn nur die Straße nach Nirgendwo.
    In den 1940ern führte eine zweispurige Teerstraße von Bryson City an den Flüssen Tuckasegee und Little Tennessee vorbei zum Deals Gap in der Nähe der Staatsgrenze von Tennessee. Da man erkannte, dass das Aufstauen des Lake Fontana den Highway überfluten würde, versprach die TDA eine neue Straße entlang des Nordufers. 1943 wurde mit den Bauarbeiten begonnen, und sogar ein vierhundert Meter langer Tunnel wurde noch gegraben. Dann hörte plötzlich alles auf, und Swain County saß da mit einer Straße, einem Tunnel nach Nirgendwo und mit verletztem Stolz, weil es in der universellen Ordnung der Dinge so wenig zählte.
    »Willst du eine Spazierfahrt machen, Junge?«
    Boyd zeigte seine Begeisterung, indem er mir die Schnauze auf die rechte Schulter legte und meine Wange leckte. Eine Sache, die ich an ihm sehr bewunderte, war sein liebenswürdiges Wesen.
    Die Fahrt war schön und der Tunnel ein perfektes Denkmal für staatliche Torheit. Boyd gefiel es, von einem Ende zum anderen zu laufen, während ich in der Mitte stand und ihm zuschaute.
    Obwohl mich der Ausflug etwas aufheiterte, war meine Stimmungsverbesserung nur von kurzer Dauer. Kurz nachdem ich den Nationalpark wieder verlassen hatte, gab mein Motor ein merkwürdiges Klingeln von sich. Drei Kilometer vor der Stadtgrenze klingelte er noch einmal, krachte heftig und verlegte sich dann auf ein andauerndes lautes, ratschendes Geräusch.
    Ich fuhr aufs Bankett, schaltete den Motor ab, legte die Arme ums Lenkrad und stützte die Stirn darauf. Meine vorübergehende Aufheiterung ging nun wieder unter in Verzagtheit und Angst.
    War dies eine normale Panne, oder hatte sich jemand an meinem Auto zu schaffen gemacht?
    Boyd legte mir die Schnauze auf die Schulter, wie um anzudeuten, dass auch er diese Frage beunruhigend und nicht völlig paranoid fand.
    Ein paar Minuten lang saßen wir so da, bis Boyd plötzlich knurrte, ohne den Kopf zu heben. Ich ignorierte ihn, weil ich annahm, er habe ein Eichhörnchen oder einen Chevy entdeckt. Doch plötzlich sprang er auf und kläffte dreimal laut, in einem Mazda ein beeindruckendes Geräusch.
    Als ich den Kopf hob, sah ich einen Mann, der sich von der Straße her meinem Auto näherte. Er war klein, vielleicht eins achtundfünfzig, und hatte straff nach hinten gekämmte dunkle Haare. Er trug einen schwarzen, maßgeschneiderten Anzug, der aber wahrscheinlich Anfang der Sechziger neu gewesen war.
    Am Auto hob der Mann die Hand, um an die Scheibe zu klopfen, zog sie aber wieder zurück, als Boyd noch einmal kläffte.
    »Ganz ruhig, Junge.«
    Auf der anderen Straßenseite sah ich einen alten Pick-up mit geöffneter Fahrertür auf dem Bankett stehen. Der Transporter sah leer aus.
    »Wollen wir doch mal hören, was der Gentleman zu sagen hat.«
    Ich kurbelte das Fenster ein Stück herunter.
    »Sind Sie krank, Ma’am?« Die Stimme war tief und volltönend und klang, als würde sie aus einem viel mächtigeren Körper kommen. Der Mann hatte eine Hakennase und intensiv blickende dunkle

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