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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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einer Liste von sechs Namen.
    Zitternd in Slip und T-Shirt las ich den Kopf: Büro des Generalstaatsanwalts von Delaware. Empfänger: Special Agent Byron McMahon. Betreff: H&F, LLP.
    Es war die Liste der Teilhaber von H&F. McMahon hatte sie am Abend zuvor offensichtlich vergessen und sie mir später unter der Tür durchgeschoben. Ich las die Namen. Keiner sagte mir etwas.
    Durchgefroren steckte ich das Fax in die Außentasche meiner Computertasche, lief auf Zehenspitzen ins Bad und stieg unter die Dusche. Als ich nach dem Shampoo greifen wollte, erlebte ich die erste Niederlage des Tages.
    Verdammt. Ich hatte die Tüte mit meinen Einkäufen in Luke Bowmans Pick-up vergessen.
    Ich füllte meine leere Shampoo-Flasche mit Wasser und traktierte meine Haare mit einer schaumarmen Wäsche. Nachdem ich sie gefönt und Make-up aufgetragen hatte, zog ich Khakis und eine weiße Bluse an und kontrollierte mein Aussehen im Spiegel.
    Die Frau, die mir entgegenblickte, sah einigermaßen ordentlich, aber ein bisschen zu lässig aus. Ich streifte noch eine Strickjacke über, die ich oben zuknöpfte, wie Katy es mir eingeschärft hatte. Wollte doch nicht aussehen wie ein Trottel.
    Ich schaute mich noch einmal an. Modisch, aber geschäftsmäßig. Ich eilte nach unten.
    Da ich zu angespannt war für ein Frühstück, stürzte ich nur einen Kaffee hinunter, fütterte Boyd mit den Resten aus der Alpo-Tüte, musste vor Nervosität noch einmal aufs Klo und holte dann meine Tasche. Auf der Schwelle der Haustür hielt ich plötzlich jäh inne.
    Ich hatte kein Fahrzeug.
    Gut aussehend, aber mit Panik im Herzen stand ich auf der Schwelle, als die Tür plötzlich aufsprang und ein etwa siebzehnjähriger Junge herausgerannt kam. Sein Schädel war rasiert bis auf einen schmalen Streifen blau gefärbter Haare von der Stirn bis zum Nacken. Nase, Augenbrauen und Ohrläppchen protzten mit mehr Metall als ein Harley-Shop.
    Der junge Mann ignorierte mich, stürmte die Stufen hinunter und verschwand hinter dem Haus.
    Sekunden später tauchte Ryan auf und blies in eine dampfende Tasse.
    »Was ist los, Butterblümchen?«
    »Wer war denn dieser Junge?«
    »Der Nieten-Schlumpf?« Er nahm einen vorsichtigen Schluck. »Rubys Neffe Eli.«
    »Irres Styling. Ryan, ich bitte dich zwar nicht gerne, aber ich habe in zwanzig Minuten ein Treffen mit Tyrell, und mir ist eben erst wieder eingefallen, dass ich kein Auto habe.«
    Er steckte die Hand in die Tasche und warf mir seine Schlüssel zu.
    »Nimm meins. Ich fahre mit McMahon.«
    »Bist du sicher?«
    »Du stehst nicht im Mietvertrag. Also lass dich nicht verhaften.«
     
    In der Vergangenheit wurden die Angehörigenunterstützungs-Zentren immer in der Nähe der jeweiligen Unfallstellen eingerichtet, um den Transport von Daten und Unterlagen zu erleichtern. Doch man sah davon ab, als Psychologen erkannten, wie belastend diese Nähe zum Ort des Todes für die Angehörigen war.
    Das AUZ für TransSouth Air 228 befand sich im Sleep Inn in Bryson City. Zehn Zimmer waren dafür hergerichtet worden, indem man Betten und Kleiderschränke durch Schreibtische, Stühle, Telefone und Laptops ersetzt hatte. Hier waren die antemortalen Daten gesammelt, Besprechungen abgehalten und die Familien über Identifikationen informiert worden.
    Das war jetzt alles zu Ende. Bis auf zwei hatten alle Zimmer, in denen es bis vor kurzem noch von trauernden Angehörigen, NTSB-Personal, ME-Datensammlern und Vertretern des Roten Kreuzes gewimmelt hatte, ihre ursprüngliche Funktion zurückerhalten.
    Auch die Sicherheitsvorkehrungen waren nicht mehr so, wie sie einmal gewesen waren. Als ich auf den Parkplatz fuhr, sah ich Journalisten, die sich unterhielten und aus Styroporbechern tranken und offensichtlich auf eine Sensationsmeldung warteten.
    So beschäftigt war ich mit meinem pünktlichen Eintreffen, dass mir gar nicht in den Sinn kam, ich könnte die Sensation sein.
    Dann schulterte ein Kameramann seine Minicam.
    »Da ist sie.«
    Andere Kameras kamen hoch. Mikrofone schossen mir entgegen. Verschlüsse klickten wie Steinchen in einem Motorrasenmäher.
    »Warum haben Sie die Überreste entfernt?«
    »Haben Sie Katastrophenopfer-Pakete manipuliert?«
    »Dr. Brennan…«
    »Stimmt es, dass in Fällen, die Sie bearbeitet haben, Beweismittel fehlen?«
    »Doktor…«
    Blitzlichter blendeten mich. Mikrofone wurden mir ans Kinn, an die Stirn, an die Brust gestoßen. Körper drängten sich an mich, bewegten sich mit mir, wie ein Gewirr aus Algen, das an

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