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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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sagt, er hat Überreste, die zu keinem auf der Passagierliste passen.«
    Zu überrascht, um etwas zu sagen, starrte ich ihn an.
    »Nur vier Passagiere sind noch vermisst. Alle waren im hinteren linken Teil des Flugzeugs. Ihre Sitze waren so gut wie pulverisiert, es ist also zu erwarten, dass es ihren Benutzern nicht viel besser erging.«
    Ryan zog noch einmal an der Zigarette, blies den Rauch aus.
    »22 A und B waren von männlichen Studenten besetzt. Bertrand und Petricelli saßen dahinter in Reihe 23. Tyrell behauptet, er habe Gewebe, das zu keinem der vierundachtzig bereits identifizierten Passagiere passt und auch zu keinem dieser vier.«
    »Was ist das für Gewebe?«
    »Ein Schulterfragment mit einer großen Tätowierung.«
    »Jemand hätte sich die Tätowierung kurz vor dem Flug machen lassen können.«
    »Ein Teilstück eines Unterkiefers mit einer komplizierten Brücke.«
    »Fingerabdrücke«, fügte McMahon hinzu.
    Ich brauchte einen Augenblick, um das zu verdauen.
    »Was bedeutet das?«
    »Es könnte eine Menge bedeuten.«
    McMahon suchte Blickkontakt mit Cynthia und verlangte die Rechnung.
    »Vielleicht haben die Biker-Jungs einen Ersatzmann besorgt, und Petricelli hat tatsächlich am letzten Wochenende in New York ein Porterhouse-Steak genossen.« Ryans Stimme klang wie gehärteter Stahl.
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Wenn Petricelli nicht in dieser Maschine war, dann kann das zwei Dinge bedeuten. Entweder wurde Bertrand mit Geld oder Gewalt dazu überredet, die Seiten zu wechseln…«
    Ryan nahm einen letzten Zug und steckte die Kippe ebenfalls in den Kartoffelbrei.
    »… oder Bertrand wurde ermordet.«
     
    Als ich etwas später in meinem Zimmer war, genehmigte ich mir ein heißes Bad und meiner Haut eine Talkumpuderbehandlung. Nur mäßig entspannt, aber nach Geißblatt und Flieder duftend, setzte ich mich ins Bett, nahm die Knie an die Brust, zog die Decke darüber und schaltete mein Handy ein. Ich hatte siebzehn Anrufe verpasst. Da mir keine der Nummern bekannt war, löschte ich die Nachrichten und erledigte einen Anruf, den ich aufgeschoben hatte.
    Obwohl die Herbstferien zu Ende waren und das Semester tags zuvor wieder begonnen hatte, hatte ich, nachdem ich den Verwesungsfleck unter der Hofmauer gefunden hatte, eine Urlaubsverlängerung beantragt. Ich hatte es zwar nicht ausdrücklich gesagt, der Annahme meines Dekans, ich sei noch immer mit der Opferidentifikation beschäftigt, aber auch nicht widersprochen. In gewisser Weise war ich es ja noch.
    Doch die Medienhysterie des heutigen Tages hatte in mir gewisse Befürchtungen aufkeimen lassen. Ich atmete tief durch, blätterte zu Mike Perrigios Nummer und drückte auf »Wählen«. Es klingelte siebenmal, und ich wollte eben wieder auflegen, als eine Frau sich meldete. Ich fragte nach Mike. Eine lange Pause entstand. Im Hintergrund hörte ich Lärm, das Weinen eines Kindes.
    Als Mike an den Apparat kam, war er brüsk, fast kalt. Für Vertretungen bei meinen Lehrveranstaltungen sei gesorgt. Ich solle mich in regelmäßigen Abständen melden. Freizeichen.
    Ich starrte noch immer mein Handy an, als es wieder klingelte.
    Die Stimme war total unerwartet.
    Larke Tyrell fragte, wie es mir gehe. Er habe gehört, ich sei wieder in Bryson City. Ob ich mich mit ihm am nächsten Tag treffen könne? Um neun Uhr im Angehörigenunterstützungs-Zentrum? Gut, gut. Ich solle auf mich aufpassen.
    Wieder starrte ich das kleine schwarze Gerät an und wusste nicht so recht, ob ich mich niedergeschlagen oder aufgemuntert fühlen sollte. Mein Chef in der Universität hatte den Medienwirbel offensichtlich mitbekommen. Das konnte nur schlecht sein. Aber Larke Tyrell wollte mit mir reden. Hatte der Oberste Leichenbeschauer sich vielleicht auf meine Seite geschlagen? Hatte dieses andere fremde Gewebe ihn vielleicht davon überzeugt, dass die große Fuß-Kontroverse nichts mit Absturzopfern zu tun hatte?
    Ich zog an der Kette der Nachttischlampe. Als ich dann in zikadenzirpender Stille dalag, hatte ich das Gefühl, dass meine Probleme sich jetzt endlich lösen würden. Ich war zuversichtlich, dass ich von jeder Schuld freigesprochen würde, und machte mir weder Gedanken um den Treffpunkt noch den Zweck des Treffens.
    Das war ein Fehler.

17
    Das Erste, was ich sah, als ich die Augen aufschlug, war ein Blatt Papier, das auf dem Fransenteppich lag.
    Der Wecker zeigte sieben Uhr zwanzig.
    Ich schlug die Decke zurück, holte das Papier und überflog den Text. Es war ein Fax mit

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