Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
waren das Hochzeitsgeschenk. Da gibt’s ein Wort dafür.«
Die Falten um seine Augen wurden vor Konzentration noch tiefer. »Mitgift. So heißt das Wort. Es war ihre Mitgift.«
»Was war ihre Mitgift?«
»Sie fragen doch nach dem Land am Running Goat oder?«
»Ja, Sir.«
»Sarahs Daddy hat es uns geschenkt. Und dann starb sie.«
»Victor Livingstone war der Vater Ihrer Frau?«
»Sarah Masham Livingstone. Das war meine erste Frau. Wir waren drei Jahre verheiratet, als sie starb. War noch nicht mal achtzehn. Ihr Daddy war so verzweifelt, dass er auch starb.«
»Das tut mir sehr Leid, Mr. Arthur.«
»Damals bin ich weg von hier und hab mich mit George Hensley in Tennessee eingelassen. Er hat mich auf die Schlangen gebracht.«
»Was ist mit dem Grundstück am Running Goat passiert?«
»Ein Kerl aus der Stadt kam zu mir und fragte mich, ob er es mieten könne, um dort einen kleinen Lagerplatz zu betreiben. Ich wollte mit dem Land ja nichts zu tun haben, also sagte ich Ja, warum nicht. Sah für mich aus wie leicht verdientes Geld.«
Wieder räusperte er sich und spuckte.
»Es war ein Lagerplatz?«
»Die kamen zum Fischen und zum Jagen hierher, aber wenn Sie mich fragen, war es für die vor allem ein Versteck vor ihren Weibern.«
»Gab es dort ein Haus?«
»Die haben da mit Zelten und Lagerfeuern und allem kampiert, bis ich das Blockhaus baute.« Er schüttelte den Kopf. »Schon komisch, was einige Trottel unter Spaß verstehen.«
»Wann haben Sie das Blockhaus gebaut?«
»Vor dem Krieg.«
»Hatte es einen ummauerten Hof?«
»Was für eine Scheißfrage ist denn das?«
»Haben Sie eine Steinmauer errichtet und einen Hof gebaut?«
»Wollte doch kein verdammtes Camelot bauen.«
»Sie haben das Land 1949 verkauft?«
»Könnte stimmen.«
»In dem Jahr, in dem Sie sich mit Thaddeus Bowman zerstritten.«
»Ja.«
»Luke Bowman erinnerte sich, dass Sie die Gemeinde seines Vaters gleich nach dem Tod von Edna Farrell verließen.«
Wieder vertieften sich die Runzeln.
»Wollen Sie mir da was unterschieben, Lady?«
»Nein, Sir.«
»Edna Farrell war eine gute christliche Frau. Die hätte Besseres verdient gehabt.«
»Hätten Sie etwas dagegen, mir zu sagen, wer das Lager kaufte?«
»Hätten Sie etwas dagegen, mir zu sagen, warum Sie sich in meine Angelegenheiten mischen?«
Ich änderte schleunigst meine Einschätzung dieses Edward Arthur. Weil er alt und schweigsam war, hatte ich angenommen, dass er auch geistig nicht mehr ganz auf der Höhe war. Aber der Mann vor mir war vorsichtig und gerissen wie Kasparow. Ich beschloss, mit offenen Karten zu spielen.
»Ich habe mit der Ermittlung nichts mehr zu tun, weil man mir vorwirft, mich unvorschriftsmäßig verhalten zu haben. Dieser Vorwurf ist falsch.«
»Ah, ja.«
»Ich glaube, dass mit diesem Blockhaus etwas nicht stimmt, und ich will wissen, was. Die Information könnte mir helfen, meinen Namen reinzuwaschen, aber ich habe das Gefühl, man wirft mir Knüppel zwischen die Beine.«
»Waren Sie dort?«
»Nicht drinnen.«
Er öffnete den Mund, aber ein Windstoß erfasste seinen Hut und trieb ihn davon. Lila Lippen öffneten sich über einem zahnlosen Gaumen, und ein vogelscheuchendünner Arm schnellte vor.
Ich rannte los, überholte den Hut und stoppte ihn mit dem Fuß. Dann wischte ich ihn ab und brachte ihn Arthur.
Der alte Mann zitterte, als er das Wagenrad wieder an sich nahm und an die Brust drückte.
»Wollen Sie Ihr Hemd, Sir?«
»Wird langsam kalt«, erwiderte er und ging auf den Schubkarren zu.
Nachdem er sein Hemd zugeknöpft hatte, half ich ihm, sein Werkzeug einzusammeln und zusammen mit dem Schubkarren in einem Schuppen hinter dem Blockhaus zu verstauen. Erst als er die Tür schloss, wiederholte ich meine Frage.
»Wer hat Ihr Land gekauft, Mr. Arthur?«
Er ließ das Vorhängeschloss einschnappen, zog zweimal daran und drehte sich dann zu mir um.
»Von diesem Grundstück sollten Sie sich lieber fern halten junge Dame.«
»Ich verspreche Ihnen, Sir, ich werde da nie alleine hingehen.«
Arthur betrachtete mich so lange, dass ich schon dachte, er würde nicht antworten. Dann kam er so nahe, dass sein Gesicht ganz knapp vor meinem war.
»Prentice Dashwood.«
Er spuckte das »Prentice« mit solcher Wucht, das Speichel mir aufs Kinn spritzte.
»Prentice Dashwood hat Ihr Land gekauft?«
Er nickte, und die wässrigen alten Augen verdüsterten sich.
»Der Teufel höchstpersönlich«, zischte er.
Als ich in Crowes Büro anrief, erfuhr
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