Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan
ich von einem Deputy, dass der Sheriff noch immer in Fontana sei. Ich saß einen Augenblick lang da, klopfte mit den Schlüsseln aufs Lenkrad und starrte Arthurs Blockhütte an.
Dann ließ ich den Motor an und fuhr vorn Parkplatz.
Obwohl sich am Himmel fette, schwarz-grüne Wolken zusammenballten, fuhr ich mit offenem Fenster, sodass der Wind mir ins Gesicht blies. Ich wusste, dass schon sehr bald Böen die Bäume peitschen und Regen auf den Teer und die Bergflanke prasseln würde, aber im Augenblick fühlte die Luft sich einfach gut an.
Auf dem Highway 19 fuhr ich zurück nach Bryson City. Drei Kilometer vor der Stadt sah ich ein kleines hölzernes Hinweisschild und bog auf einen Kiesweg ein.
Das Riverbank Inn lag fünfhundert Meter weiter unten an diesem Weg, am Ufer des Tuckasegee River. Es war ein einstöckiges, gelbes Stuckgebäude im Ranch-Stil der Fünfziger. Die sechzehn Zimmer breiteten sich links und rechts eines Büros in der Mitte aus, jedes mit eigenem Eingang vorne und einer Veranda hinten. Ein Halloween-Kürbis aus Plastik grinste neben jeder Tür, und an einem Baum neben dem Haupteingang hing ein elektrisches Skelett.
Den Charme des Inns machte offensichtlich seine Lage und nicht die Architektur oder die Dekoration aus.
Als ich vor dem Büro parkte, sah ich nur zwei andere Fahrzeuge, einen roten Pontiac Grand Am mit Nummernschild aus Alabama und einen blauen Ford Taunus aus North Carolina. Die Autos standen vor den Zimmern vier und sieben.
Als ich an dem Skelett vorbeiging, stöhnte es laut auf und ließ dann ein schrilles mechanisches Lachen hören. Ich fragte mich, wie oft Primrose diese Geschmacklosigkeit ertragen musste.
Der Empfangsbereich des Motels war ähnlich eingerichtet wie das High Ridge House. Ein Glöckchenstrang über der Tür, Chintzvorhänge, Astkiefer. Ein Holztäfelchen hieß mich willkommen und stellte die Besitzer als Ralph und Brenda Stover vor. Auf der Empfangstheke grinste noch ein Kürbis.
Ein Mann in einem Trikot der Redskins saß neben dem Grinsemonster und blätterte in einer Ausgabe der PC World. Er hob den Kopf, als die Glöckchen bei meinem Eintreten bimmelten, und lächelte mich an. Ich nahm an, dass es Ralph war.
»Kann ich Ihnen helfen?« Ralph hatte schüttere blonde Haare, und seine Haut war rosig und glänzend.
»Ich bin Dr. Tempe Brennan«, sagte ich und streckte die Hand aus.
»Ralph Stover.«
Als wir die Hände schüttelten, bimmelte sein Notfall-Armband wie die Glöckchen an der Tür.
»Ich bin eine Freundin von Primrose Hobbs«, sagte ich.
»Ja?«
»Mrs. Hobbs wohnt doch seit zwei Wochen bei Ihnen?«
»Ja.«
»Sie arbeitet bei der Absturzermittlung.«
»Ich kenne Mrs. Hobbs.« Ralphs Lächeln blieb unverändert.
»Ist sie hier?«
»Ich kann in ihrem Zimmer anrufen, wenn Sie wollen.«
»Bitte.«
Er wählte, wartete, legte wieder auf.
»Mrs. Hobbs antwortet nicht. Wollen Sie ihr eine Nachricht hinterlassen?«
»Ich nehme an, sie ist noch nicht ausgezogen.«
»Mrs. Hobbs ist noch registriert.«
»Haben Sie sie heute gesehen?«
»Nein.«
»Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesehen?«
»Ich kann unmöglich sämtliche Gäste im Auge behalten.«
»Mrs. Hobbs war seit Sonntag nicht mehr in der Arbeit, und ich mache mir Sorgen um sie. Könnten Sie mir bitte ihre Zimmernummer sagen?«
»Es tut mir Leid, aber das kann ich nicht.« Das Lächeln wurde breiter. »Das gehört zu unseren Grundsätzen.«
»Sie könnte krank sein.«
»Das Zimmermädchen würde mir einen kranken Gast melden.«
Ralph war so höflich wie ein Polizist bei einer Verkehrskontrolle. Okay. Höflich kann ich auch.
»Das ist wirklich wichtig.« Ich legte ihm die Hand leicht aufs Handgelenk und sah ihm in die Augen. »Können Sie mir sagen, was für ein Auto Mrs. Hobbs fährt, damit ich nachsehen kann, ob es auf ihrem Parkplatz steht?«
»Nein, das kann ich nicht.«
»Können wir gemeinsam zu ihrem Zimmer gehen?«
»Nein.«
»Können Sie nachsehen, während ich hier warte?«
»Nein, Ma’am.«
Ich zog meine Hand zurück und probierte es anders.
»Würde Mrs. Stover sich daran erinnern, wann sie Mrs. Hobbs zum letzten Mal gesehen hat?«
Ralph faltete die Hände und legte sie auf die Zeitschrift. Die Haare auf seinen Unterarmen wirkten auf der schweinchenrosa Haut weiß und borstig.
»Sie stellen dieselben Fragen, die die anderen auch schon gestellt haben, und meine Frau und ich werden Ihnen dieselben Antworten geben. Ohne offiziellen Durchsuchungsbefehl werden
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