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Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Durch Mark und Bein: 4. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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gelernt hatte.
    »Sequoya erfand ein Alphabet für die Cherokee-Sprache. Wenn Sie lang genug hier in der Gegend bleiben, wird Ihnen irgendjemand einen Aschenbecher kaufen, der mit den Symbolen verziert ist«, sagte sie.
    »Wie lautete Sequoyas Familienname?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Das sage ich Ihnen gleich.«
    »Guess.«
    »Wie?«
    »Der Name war Guess. Oder Gist, abhängig von der Transkription. Also warum?«
    »Jeremiah Mitchells Großmutter mütterlicherseits war Martha Rose Gist.«
    »Die Töpferin?«
    »Ja.«
    »Verdammt.«
    »Sie wissen, was das heißt?«
    Ich wartete nicht auf Ihre Antwort. »Mitchell war zum Teil Cherokee.«
    »Das ist eine Bibliothek!« Iris’ Worte versengten mir die Wange.
    Ich hob den Zeigefinger.
    »Legen Sie sofort auf!« Sie sprach so laut, wie ein Mensch es tun kann, ohne die Stimmbänder zu benutzen.
    »Gibt es im Reservat eigentlich eine eigene Zeitung?«
    »Die Cherokee One Feather. Und ich glaube, im Museum gibt es ein Stammes-Fotoarchiv.«
    »Muss Schluss machen.« Ich unterbrach die Verbindung und schaltete das Gerät ab.
    »Ich muss Sie bitten, die Bibliothek zu verlassen.« Die Hände in die Taille gestemmt, stand Iris da, die Gestapo-Beschützerin des geschriebenen Wortes.
    »Soll ich die Kästen zurückbringen?«
    »Das wird nicht nötig sein.«
     
    Ich brauchte drei Etappen, um zu finden, was ich suchte. Der Abstecher in die Redaktion des Cherokee One Feather, die sich im Gemeindezentrum des Stammes befand, zeigte mir, dass die Zeitung erst seit 1966 existierte. Es hatte zwar einen Vorläufer gegeben, The Cherokee Phoenix, doch die Macher der gegenwärtigen Zeitung besaßen davon weder Fotos noch alte Ausgaben.
    Die Cherokee Historical Association hatte Fotos, doch die meisten waren Werbebilder für das Freilufttheater Unto These Hills.
    Fündig wurde ich dann im Museum of the Cherokee Indian, das gleich auf der anderen Straßenseite lag. Als ich meine Bitte vorbrachte, führte man mich in ein Büro im Obergeschoss, gab mir Baumwollhandschuhe und ließ mich in ihrem Foto- und Zeitungsarchiv stöbern.
    Nach einer Stunde hatte ich die Information, die ich suchte.
    Martha Rose Standingdeer wurde 1889 an der Qualla Boundary geboren. Im Jahr 1908 heiratete sie John Patrick Gist und gebar im Jahr darauf eine Tochter, Willow Lynette.
    Mit siebzehn heiratete Willow einen gewissen Jonas Mitchell in der AME Zion Church in Greenville, South Carolina. Das Hochzeitsfoto zeigte ein zartes Mädchen in einem Glockenhut mit Schleier und einem Empirekostüm und mit einem Strauß Margariten in der Hand. Neben ihr steht ein Mann, dessen Haut viel dunkler ist als die seiner Braut.
    Ich betrachtete das Foto. Obwohl hager und unscheinbar, wirkte Jonas Mitchell auf merkwürdige Art anziehend. Heutzutage hätte er wohl für Benetton Modell stehen können.
    Willow Mitchell gebar Jeremiah 1929 und starb im folgenden Winter an Tuberkulose. Nach diesem Jahr fand ich keine Meldungen mehr über Jonas oder seinen Sohn.
    Ich lehnte mich zurück und überdachte, was ich erfahren hatte.
    Jeremiah Mitchell war zumindest zur Hälfte Indianer. Er war zweiundsiebzig Jahre alt, als er verschwand. Der Fuß musste der seine sein.
    Doch sofort schrillten meine deduktiven Alarmglocken. Die Zeitangaben passten nicht zusammen.
    Mitchell war im Februar verschwunden. Das VFS-Profil hatte ein postmortales Intervall von sechs bis sieben Wochen ergeben, was den Todeszeitpunkt in den Zeitraum von Ende August bis Anfang September legte.
    Vielleicht hatte Mitchell die Nacht nach dem Mighty High Tap überlebt. Vielleicht hatte er einen Ausflug gemacht, war dann zurückgekehrt und sechs Monate später an Unterkühlung gestorben.
    Einen Ausflug?
    Ein zweiundsiebzigjähriger Alkoholiker ohne Geld und Auto?
    So was kommt vor.
    Mhhm. Im Sommer an Unterkühlung sterben?
    Ratlos saß ich da, frustriert von einer Million Fakten, die ich nicht in Einklang bringen konnte.
    In der Hoffnung, dass Bilder meinem Kopfweh etwas zuträglicher wären, wandte ich mich dem Fotoarchiv zu.
    Wieder erregten Kleinigkeiten meine Aufmerksamkeit.
    Ich hatte fünfzig oder sechzig Aktenordner durchgeblättert, als eine Schwarzweißaufnahme mein Interesse weckte. Ein blumengeschmückter Sarg. Trauernde, einige in weiten, breitschultrigen Anzügen, andere im traditionellen Cherokee-Kostüm. Ich drehte sie um. Auf einem gelben Aufkleber stand in ausgebleichter Tinte: Charlie Wayne Trampers Begräbnis. 17. Mai 1959. Der alte Mann, der

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