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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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und frei«, sagte Gaudior. »Komm weiter. Mehr kann ich dir von diesem Goldenen Zeitalter nicht zeigen.«
    »Müssen wir schon wieder aufbrechen?«
    »Die Zeit drängt.«
    Ja, die Zeit drängte wirklich. »Wo gehen wir jetzt hin?« fragte Charles Wallace das Einhorn.
    Gaudior stampfte unwillig auf. »Nicht in ein Wo ! Warum kann dein Menschenhirn das nicht endlich begreifen? Nicht in ein anderes Wo , sondern in ein anderes Wann . Solange wir nicht mehr wissen, bleiben wir in deinem gewohnten Wo. Hier wartet eine Erfahrung auf uns, und die müssen wir erst erkennen.«
    »Mehr darüber weißt du nicht?«
    »Ich bin nur ein ganz gewöhnliches Einhorn.« Gaudior schloß demütig die Augen. »Ich weiß nicht mehr als daß es hier, an diesem Ort, den du für den Blick zu den Sternen gewählt hast, etwas gibt, das für die Zukunft von entscheidender Bedeutung ist. Aber was immer das sein mag, geschieht erst in einem Wann, in dem die Unvergängliche Musik der Sphären bereits gestört ist. Also gehen wir jetzt in ein Wann der Menschheit.«
    »Kannst du mir sagen, wann dieses Wann war?«
    Das Licht in Gaudiors Horn begann zu flackern; Charles Wallace ahnte mittlerweile, daß das ein Zeichen von Sorge oder Ungewißheit sein mußte.
    »Es ist ein fernes Wann. Zunächst können wir ohne Furcht auf dem Wind reiten, denn noch sind die Uralten Harmonien ungestört. Aber es kann stürmisch werden, wenn wir in ein Wann der Dissonanzen kommen. Halte dich fest an. Ich werde dich nach Innen tragen.«
    »In – in wen bringst du mich?« Charles Wallace ließ Gaudiors Mähne durch seine Finger gleiten.
    »Der Wind wird es mir sagen.«
    »Du selbst weißt es nicht?«
    »Fragen! Immer nur Fragen!« Gaudior stampfte mit den silbernen Hufen, daß die Funken stoben. Das Licht in seinem Horn begann zu strahlen – und schon waren sie in den Lüften. Die glatten Flanken bebten, langsam entfalteten sich mächtige Schwingen und hoben sich in den Wind.
    Charles Wallace spürte, wie die Strömung sie aufnahm, sie brausend umgab und einhüllte; und er ritt auf dem Einhorn, ritt auf dem Wind, in grenzenloser Freiheit und Freude: der Wind, das Einhorn und der Junge wurden eins, ein einziges Gleiten und Treiben.
    Die Sterne, die Milchstraßen kreisten in ihren kosmischen Bahnen, und die Freude des Einsseins war stärker als alles, was diese Ordnung hätte stören können.
    Und dann waren sie – fast übergangslos – zwischen Felsen und Bäumen und hohem Gras am Ufer eines weiten Sees. Der Sterngucker-Felsen späterer Jahrhunderte war ein richtiger kleiner Berg. Das Wäldchen dahinter war jetzt ein mächtiger Wald, in dem riesige Farne und hünenhafte breitschattige Bäume standen, die Charles Wallace nicht kannte. Das Tal aus seinem Wann war nun ein See, der in der Sonne glänzte und bis an die fernen Berge reichte. Zwischen dem Berg und dem Ufer bildeten seltsame Behausungen aus Steinen und Fellen – halb Zelte, halb Hütten – einen Halbkreis.
    Überall herrschte Lachen und geschäftiges Treiben. Männer und Frauen webten oder formten aus der lehmigen Erde am Ufer Schüsseln und Töpfe und schmückten sie mit komplizierten geometrischen Mustern. Am Strand spielten Kinder, spritzten einander an und ließen Kiesel übers Wasser springen.
    Auf einer Klippe saß ein Knabe und spitzte mit einem scharfkantigen Stein einen Speer. Der Junge war hager und sonnengebräunt, das Haar schwarzglänzend wie eine Krähenschwinge, in den dunklen Augen spiegelte sich das Glitzern des Wassers. Das Gesicht wurde von den hohen, vorspringenden Backenknochen und den vollen, wulstigen Lippen geprägt. Der Junge widmete sich seiner Arbeit mit ungeteilter Aufmerksamkeit. Nur einmal schaute er kurz auf und ließ den Blick über den See schweifen: es roch nach Fisch. Dann wandte er sich wieder dem Speer zu, aber immer noch bebten, fast unmerklich, seine Nasenflügel, geübt darin, alle Gerüche aufzunehmen: das Grün des Grases, das Blau des Himmels, das warme rote Blut eines Tieres, das sich im Wald verbarg. Nur daß hinter ihm auf dem Felsen ein Einhorn stand, war dem Jungen offenbar entgangen – oder nahm er das herrliche Geschöpf als etwas ganz Selbstverständliches hin? Gaudiors Flügel waren wieder unter den glatten Flanken verschwunden; das Horn strahlte in mattem, beständigem Licht.
    Meg preßte die Finger ganz fest gegen Anandas Fell. Die Hündin wandte ihr den Kopf zu und schleckte ihr besänftigend mit der wannen roten Zunge über den Handrücken.
    Mit einer

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