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Durch Zeit und Raum

Durch Zeit und Raum

Titel: Durch Zeit und Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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versichert.«
    »Nichts Übles? Mag sein, nicht für Euch«, erwiderte der Pastor ungerührt. »Kommt!«
    Mit gesenktem Blick schob sich Higgins hinter Mortmain und Duthbert aus der Hütte.
    Es war wie ein schlimmer Traum. Brandon wollte schreien, um endlich zu erwachen – aber er schlief nicht, und der Traum war Wirklichkeit geworden. Wenn Brandon seiner Arbeit nachging, fühlte er Maddoks unsichtbare Nähe und Wachsamkeit. Nur manchmal verriet er sich durch ein Rascheln in den Zweigen, ließ sich kurz hinter einem schützenden Baumstamm oder in einem Winkel des Schuppens blicken. Wo immer Brandon sich aufhielt, war Maddok nicht fern – und das bewies, daß die Indianer wußten, was in der Siedlung geschah.
    Bald darauf starb ein Säugling am Sommerfieber. Es hatte in den heißen Monaten schon immer seine Opfer unter den Neugeborenen in der Siedlung gefordert; aber diesmal bot das traurige Ereignis den Vorwand, Zylles Schuld zu belegen.
    Pastor Mortmain ließ einen Mann aus der Stadt holen, der als Experte für die Entlarvung von Hexen galt. Er hatte bereits viele Frauen an den Galgen gebracht.
    »Das allein beweist demnach seine Befähigung?« gab Ritchie zornig zu bedenken.
    Die Siedlung war in heller Aufregung. Brandon konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, daß die Leute das erbärmliche Schauspiel genossen. Die Tochter von Higgins zeigte sich mit Duthbert auf der Straße, ohne die Augen vom staubigen Boden zu heben, aber Pastor Mortmains Sohn an ihrer Seite reckte das Kinn und lächelte; und es war ein herausforderndes, ein böses Lächeln. Die Leute lungerten vor den Hütten herum und starrten zum Pastor und dem Hexenjäger hinüber, die vor der Kirche standen. Nur Davey Higgins blieb im Haus und ließ sich nicht blicken, während sich die anderen Kinder nicht weniger eifrig als ihre Eltern an der Hexenjagd beteiligten.
    Der Alptraum ging weiter: Der Mann aus der Stadt verkündete dem Pastor und dem Ältestenrat sein Urteil; Zylle war jenseits aller Zweifel eine Hexe.
    Ein Seufzer der Erleichterung, ein Gruseln und Raunen, ein befriedigtes Aufatmen ging durch die Siedlung.
    Als Brandon an jenem Abend die Kuh vom Weideplatz holte, spuckte einer der anderen Jungen vor ihm auf den Boden und wandte sich angewidert ab. Davey Higgins band der Kuh seiner Eltern den Strick um den Hals und sagte: »Es ist Gottes Wille, daß die Hexe sterben muß.«
    »Zylle ist keine Hexe!«
    »Sie ist eine Heidin.«
    »Sie glaubt an Jesus Christus. Mehr als du.«
    »Sie ist der Hexerei überführt, und morgen wird man sie in die Stadt bringen und ins Gefängnis werfen. Aber gehängt wird sie hier bei uns.«
    »Damit wir alle zuschauen können!« sagte ein anderer Junge und leckte sich in freudiger Erwartung die Lippen.
    »Nein!« rief Brandon. »Nein!«
    Davey ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen. »Du sei ganz still, sonst könnte ich Pastor Mortmain gewisse Dinge berichten, die auch dich als Hexer ausweisen.«
    »Laß hören! Laß hören!« riefen die anderen, aber Brandon ließ Davey nicht aus den Augen, bis der schließlich errötete und brummte: »Nein, das war nur so herausgesagt. Brandon ist mein Freund. Er kann nichts dafür, daß sein Bruder eine Hexe zum Weib nahm.«
    »Wie konntet ihr es zulassen, daß sie Zylle und den Kleinen abführten?« fragte Brandon zornig Ritchie und seine Eltern. »Wie konntet ihr das zulassen?«
    »Mein Sohn«, erwiderte Richard Llawcae, »Zylle ist hier nicht länger ihres Lebens sicher. Die Wellen der Empörung gehen hoch, und manche Leute wollten Zylle ohne Verzug am Galgen sehen. Dein Bruder und ich gehen morgen in die Stadt, um uns an einige Freunde zu wenden. Wir glauben, daß sie uns helfen werden.«
    Aber das Fieber der Hexenjagd hatte alle erfaßt. Es gab keine Hilfe. Vernunft zählte nicht länger. Der Alptraum ging weiter.
    Die Gute Llawcae blieb in der Stadt, um für Zylle und den Kleinen zu sorgen; so viel war ihr gestattet worden, doch nicht aus mitleidvollem Verständnis. Die Leute fürchteten vielmehr, daß Zylle selbst ihrem Leben voreilig ein Ende setzen könnte oder die Siedlung auf andere Weise um den Genuß einer öffentlichen Hinrichtung bringen würde.
    Richard und Ritchie weigerten sich, den Galgen zu errichten.
    Der Gute Higgins wich ihrem Blick aus, als er sie beschwor: »Das dürft ihr nicht tun, oder man wird auch euch beschuldigen. In der Stadt wurden bereits ganze Familien verurteilt.«
    Richard erwiderte: »Es war einst ein anderer Zimmermann, der sich nicht

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