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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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verstecken. Er ist nicht da. Trotzdem brennt der Herzstein.
    »Wir sind allein«, sag ich.
    »Ja«, sagt er.
    »Aber da ist noch jemand gewesen«, sag ich. »Bevor ich reingekommen bin.«
    »Nur du, ich und die Dienerin«, sagt er. »Und dann die beiden Wachen, aber mit denen bist du ja gekommen. Geht es dir gut? Du bist erhitzt.«
    »Mir geht’s gut«, sag ich, »bestens«.
    Er berührt mein Gesicht. »Wir haben so viel zu besprechen. Es gibt so viel, was ich dir erzählen möchte, so viel, was du wissen sollst. Aber wir haben die ganze Nacht Zeit. Morgen. Den Rest unseres Lebens. Ich habe etwas für dich.«
    Er geht zur Truhe und holt ein rotes Kleid raus. Er gibt es mir.
    »Noch ein Kleid«, sag ich. Widerwillig nehm ich es. »Hast du eine Schwester oder so was?«
    »Oder so was.« Er lächelt. »Zieh dich um, und dann essen wir.« Er geht raus und macht die Tür zu.
    An der Wand hängt ein Spiegel. Ich guck mich an. Er hat recht, ich bin knallrot im Gesicht. Der Herzstein brennt, aber ich hab jetzt keine Zeit, drüber nachzudenken, was das bedeutet. Nicht jetzt. Jetzt muss ich bloß raus hier, so schnell ich kann. Ohne Ärger, ohne Alarm auszulösen. Wie lang ist das her, dass ich Tommo allein gelassen hab? Ein paar Minuten, länger nicht.
    Die rote Hitze brennt hell in mir. Aber ich kann sie nicht einsetzen, um zu kämpfen. Nicht auf die normale Art. Das ist hier nicht der Käfig. DeMalo ist stärker als ich, körperlich und geistig. Das bedeutet, ich muss sie umwandeln. Muss versuchen, die rote Hitze mit meinem Kopf zu benutzen, nicht mit dem Bauch. Ich weiß, was er mit mir macht. Ich kenn die Gefahr. Ich darf mich nicht wieder so von ihm überwältigen lassen wie beim letzten Mal. Mich in ihm verlieren.
    Ich zieh das rote Kleid an und schnür es zu. Guck mich im Spiegel an, dreh mich hin und her. Das Kleid ist tief ausgeschnitten und sitzt eng an der Taille, wie was, was Molly tragen würde. Ich erkenn mich kaum wieder. Ich seh fraulich aus. So will er’s anscheinend haben.
    Wenn du den Schwachpunkt von deinem Feind kennst, stürz dich drauf. Ich muss in fünf Minuten hier raus sein. Die Zeit läuft. Ich steck mir Slims blaues Fläschchen in den Ausschnitt. Mein Bauch ist flatterig vor Aufregung. Ich atme tief durch, dann mach ich die Tür auf.
    Er steht am Tisch und gießt Wein ein. Guckt hoch. Wird still. »Du bist wunderschön«, sagt er. Er hält mir einen Becher Wein hin. Ich geh rüber und nehm ihn.
    »Trinken wir«, sagt er. »Auf eine neue Welt.«
    »Auf dich und mich«, sag ich. Wir trinken. Sein Blick ist schläfrig. Mitgenommen. Erschöpft. Irgendwie muss ich ihn ablenken, damit ich ihm was in den Wein tun kann.
    »Das Essen ist fertig«, sagt er. »Sollen wir essen?«
    »Du siehst müde aus«, sag ich. Ich nehm ihm den Becher ab und stell ihn neben meinen auf den Tisch. »Setz dich hin.« Er tut’s.
    Ich setz mich auf seinen Schoß, guck ihn an und leg ihm die Arme um den Hals. Verschließ meinen Körper vor dem Brennen des Herzsteins, vor der Hitze seiner Arme um meine Taille. »Tut mir leid, dass ich heut Morgen weggelaufen bin«, sag ich. »Aber … was ich da gefühlt hab, hab ich noch nie bei jemand gefühlt. Das ist alles zu viel für mich gewesen. Ich hab allein sein und nachdenken müssen. Über das, was du gesagt hast. Von wegen, wer ich bin und was ich sein kann … mir ist klar geworden, dass du recht hast. So wie es jetzt ist, das geht einfach nicht. Wir müssen eine neue Art zu leben finden. Eine neue Art, die Sachen zu machen.«
    Er lächelt.
    »So zu leben«, sag ich, »das alles durchzumachen, hat keinen Sinn, wenn wir nicht wenigstens versuchen, was zu verändern. Ich will die Welt besser machen. Mit dir.«
    »Ich wusste, dass wir füreinander bestimmt sind«, sagt er. »Schon als ich dich das erste Mal sah.«
    Ich flüster ihm ins Ohr: »Ich muss ständig an dich denken.« Ich rutsch von seinem Schoß, nehm seine Hand und führ ihn ins Schlafzimmer. Einfach so. Ich fass es nicht, wie leicht das ist. Die Macht von einem roten Kleid. Wir setzen uns nebeneinander aufs Bett. Ich streich ihm die Haare aus dem Gesicht. »Deine Augen sehen müde aus«, sag ich.
    »Ich … bekomme manchmal diese Kopfschmerzen«, sagt er. »Ich kann nichts gegen sie tun.«
    »Ich schon«, sag ich. »Leg dich hin. Ich bin gleich wieder da.«
    Ich schlüpf ins andere Zimmer, lauf zum Tisch und gieß Wein in die beiden Becher. Einer hat eine kleine Delle an der Seite. Ich hol das blaue Fläschchen aus

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