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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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euch da hinten?«, ruft Slim.
    Plötzlich nehm ich einen von den Feuerstäben. Mit dem hinteren Ende voran schmetter ich ihn neben der Stelle, wo Slim sitzen müsste, durch die vordere Wand. Ich zieh ihn raus und schmetter ihn gleich noch mal durch. Dann verbreiter ich das Loch mit den Ellbogen und schieb mich selbst durch. Purzel neben Slim auf den Fahrersitz. Tracker krabbelt aus dem Weg.
    Slim guckt mich verdattert an.
    Ich ziel mit dem Bolzenschießer auf ihn. »Wer bin ich, du Scheißkerl?«
    »Was für ein Zeitpunkt für eine Identitätskrise«, sagt er.
    »Wir haben deine Ladung gefunden«, sag ich.
    »Ah«, sagt er. »Okay, es ist so …« Sein Blick zuckt zurück zur Straße. Er reißt die Augen auf. »Omeingott!«, sagt er.
    Ich guck, wo er hinguckt.
    Genau vor uns steigt eine dicke schwarze Rauchsäule zum Himmel auf. Sie prallt auf die Schwefelwolke wie Dampf, der gegen einen Topfdeckel drückt, dann verteilen die Rauchschwaden sich in alle Richtungen.
    »Da brennt was«, sag ich.
    »Das ist das Lost Cause«, sagt Slim. »Da ist sonst nichts. Molly ist in Schwierigkeiten.«
    Mein Herz krampft sich zusammen. Fängt an, wie wild in meiner Brust zu hämmern. Jack ist da. Er wartet da auf mich. »Wir müssen da rein«, sagt ich.
    »Darauf kannst du Gift nehmen«, sagt er. »Direkt über den Damm.«
    Vor uns schneidet ein breiter Fluss, der viel Wasser führt, die Straße. Die Straße geht einfach drüber weg. Auf beiden Seiten säumen Böschungen aus Fels- und Betonblöcken die Straße. Am anderen Ende verschwindet sie in einer Lücke zwischen den Bergen.
    Schwarzer Rauch wabert durch die Lücke. Wälzt sich über den Damm auf uns zu.
    Ich dreh mich um und schrei den anderen zu: »Feuer voraus! Es ist das Lost Cause!«
    Nero kommt runtergestürzt und schreit warnend. Slim fängt an zu husten. Zieht sich das Halstuch über Mund und Nase.
    Lugh streckt den Kopf durchs Loch. Sieht den Rauch. »Seid ihr verrückt? Halt! Wir drehen um!«
    »Wir fahren da hin«, sag ich. »Sag’s den anderen.«
    Er will mit mir streiten, aber da muss was an meinem Blick sein. Fluchend zieht er den Kopf zurück, und ich hör, wie er den anderen Anordnungen zuschreit.
    Ich zieh mir das Shemag über die Nase. Tracker winselt ängstlich. Ich drück ihn auf den Boden, bis er neben meinen Füßen liegt, zieh den Kittel aus und deck ihm damit den Kopf zu. »Bleib da, braver Junge.«
    Das Kompendalorium rast über den Damm. Der Rauch wabert und wälzt sich in dicken schwarzen Schwaden dahin. Stockt. Stößt irgendwo gegen. Reißt auf. Reiter tauchen aus der Wolke auf. Reiter in Schwarz.
    Schwarze Gewänder.
    Schwarze Reiter.
    Die Tonton.

    S ie galoppieren auf uns zu. Es sind sechs. Sie reiten dicht zusammen, immer zu zweit nebeneinander.
    Mein Magen krampft sich zusammen. Das ist meine erste Begegnung mit ihnen seit dem Kampf am Pine Top Hill.
    »Hätte ich mir denken können«, sagt Slim. »Diese Mistkerle von Tonton spielen gern mit Feuer.«
    Ich ruf nach hinten in den Wagen: »Tonton im Anmarsch! Lasst euch nicht blicken.«
    Der Damm ist schmal. Nicht mehr als zweieinhalb Meter breit. Kein Platz, um aneinander vorbeizukommen.
    »Sie kommen direkt auf uns zu«, sag ich zu Slim.
    »Wie steht’s um deine Nerven? Gut?«
    »Glaub schon«, sag ich.
    »Schon mal gespielt: Wer zuerst den Schwanz einzieht?«, fragt er.
    »Nein.«
    »Dann pass gut auf. Duck dich lieber. Schließlich ist auf dich ein Kopfgeld ausgesetzt.«
    Mein Herz setzt kurz aus. Unsere Blicke treffen sich. »Du hast es die ganze Zeit gewusst«, sag ich.
    »Ihr habt Glück gehabt, dass ihr ausgerechnet mich überfallen habt.«
    »Wer bist du?«
    »Ein Freund. Und jetzt runter mit dir, Engel.«
    Ich lass mich auf den Boden neben Tracker rutschen.
    »Hüa!«, schreit Slim. »Ab nach Ägypten, Moses! Hüa!« Wir donnern den Damm lang. Das Kompendalorium rattert und ächzt. »Hoffen wir, dass es nicht auseinanderfällt«, sagt Slim.
    Ich späh hoch. Den Bolzenschießer hab ich schussbereit in der Hand.
    »Schieß nur, wenn du musst«, sagt Slim.
    »Du wirst anhalten müssen«, sag ich.
    »Ich halt nicht an. Ich werd jetzt eine kleine Schau abziehen für die Feuerteufel da.« Er zieht ein großes weißes Taschentuch raus. »Die werden nur den alten Kauz Salmo Slim sehen. Und sein flohverseuchtes Kamel, das mal wieder durchgeht.«
    Er stellt sich hin und fängt an, mit dem Taschentuch überm Kopf zu wedeln. »Hilfe! Hilfe! Das Kamel geht durch!«, brüllt er. Mit der anderen Hand

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