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Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition)

Titel: Dustlands - Der Herzstein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Regen wieder auf.
    »Er ist nicht hier«, flüster ich. »Er hat ihn hiergelassen.« Tränen laufen mir übers Gesicht. Ich wisch sie weg.
    »Ich hab ihm zwar gesagt, dass es ein lausiger Hut ist«, sagt sie, »aber … jedenfalls lohnt es sich nicht, deswegen zu weinen.« Dann starrt sie mich an. Lässt die Waffe sinken. Lässt ihr Pferd stehen und kommt auf mich zu. Dicht vor mir bleibt sie stehen. Sie guckt den Herzstein an.
    »Omeingott.« Sie flüstert es, als ob sie ihren Augen nicht trauen würde. Sie guckt mir in die Augen. »Jacks Herzstein.« Sie streckt die Hand aus. Schiebt mir das Shemag aus dem Gesicht. Ihre Finger streichen über meine Geburtsmondtätowierung. Sie zittern. Ich kann riechen, dass sie getrunken hat.
    »Du bist Saba«, sagt sie. »Was tust du hier? Wo ist Jack?«
    »Wie meinst du das? Er hat nach mir geschickt. Er ist in Schwierigkeiten. Ich hab eine Nachricht bekommen, dass ich mich bei Vollmond hier mit ihm treffen soll.«
    »Aber … wie? Ich versteh nicht. Ich hab gedacht, er wär bei dir«, sagt sie. »Ich meine …«
    »Saba!« Das ist Lugh.
    »Emmi!«, ruft Tommo. »Wir haben Molly gefunden.«
    Molly und ich starren uns an, während Lugh und Emmi und Tracker angelaufen kommen.
    »Molly!«, quietscht Emmi und stürzt sich auf sie. Wirft ihr die Arme um die Taille.
    Molly hält die Hände hoch. »Na, na, wer zum Teufel bist du denn? Slim?«
    Slim kommt auch zu uns. Seine Wunde ist verbunden, er stützt sich auf Maev. Sein Gesicht ist käsig und schweißnass.
    »Omeingott, Slim, was ist passiert?« Molly schiebt Emmi weg und stürzt zu ihm.
    »Die Tonton haben auf dem Damm auf mich geschossen«, sagt er. »Denen hat bestimmt das Kleid nicht gefallen.«
    Sie guckt sich zu uns um. »Wie bist du denn auf die da gestoßen?«
    Er legt ihr den heilen Arm um die Schultern und drückt sie an sich. »Ich bin überfallen worden. Eine lange Geschichte. Bist du in Ordnung?«
    »Ja. Ich hab ja damit gerechnet. Das Lost Cause, das letzte Bollwerk von Unmoral und zwielichtigem Gesindel. Sie wären bestimmt schon früher gekommen, wenn sie nicht gewusst hätten, dass ich sowieso keine Gäste mehr hab. Sie haben alles Ungeziefer gejagt und erledigt, und die Verweser trinken nicht und gehen nicht zu Huren. Ich bin die Mühe kaum wert, meinst du nicht?« Sie lächelt ihn irgendwie komisch an.
    »Tja, das war’s dann wohl mit der Lieferung«, sagt er.
    Mollys Blick zuckt zu uns. Jetzt ist ihr Gesicht verschlossen.
    »Ach, du kannst frei sprechen«, sagt Slim. »Sie haben die Waffen gefunden.«
    »Wir greifen zum Ersatzplan«, sagt sie. »Du lieferst an Bram und Cassie.«
    »Ich hab’s gewusst!« Maev sticht mit dem Finger nach Lugh. »Es gibt einen Widerstand. Er liefert Waffen, und das Lost Cause ist eine Anlaufstelle. Hab ich recht oder hab ich recht?«
    »Du liegst nicht falsch«, sagt Slim.
    Ich pack Molly am Arm. »Molly, bitte, warum hast du gesagt, du hast geglaubt, Jack wär bei mir?«
    »Er hat gesagt, er will hinter dir her. Als er hier gewesen ist, um mir das mit Ike zu sagen. Gleich danach. Er hat sich mit dir treffen wollen. Du hast nach Westen gewollt, richtig?«
    »Wann hast du ihn gesehen?«, frag ich. »Wie lang ist das her?«
    »Ich … ich weiß nicht genau. Zwei Monate, schätz ich, ich –«
    »Molly! Komm schon!« Ich schüttel sie. »Das ist wichtig!«
    Das Kopftuch rutscht hoch, und ich kann den rosigen, angeschwollenen Rand einer Wunde sehen, die anfängt zu verheilen. Ich schieb das Tuch weiter hoch.
    Sie ist gebrandmarkt worden. Mitten auf der Stirn.
    W.
    Das Zeichen kenn ich aus Hopetown. Die geschminkten Frauen und Jungen in der Paradise Lane, die sich für Chaal und Schnaps oder eine Handvoll Glasperlen zu einem Fremden gelegt haben. So haben die Tonton sie gekennzeichnet.
    W.
    Hure.

    W ir sitzen neben dem Kosmischen Kompendalorium auf umgedrehten Kisten und so was. Ein Blechfass mit Mollys Wurmkrautwhisky hat den großen Knall überlebt. Wir trinken alle davon. Sogar Emmi. Der Schnaps ist mörderisch, schlimmer als Ikes Kiefernharzwodka, und der hat einen schon fast blind gemacht. Er brennt höllisch in meiner Kehle.
    »Wie viele?«, frag ich Molly.
    »Zwei.«
    »Tonton«, sagt Maev.
    Molly nickt. »Außer mir und Jack war keiner hier. Nachdem er mir von Ike erzählt hat, hab ich – Jack ist der einzige Mensch, den ich kenn, der so weit reist, um eine schlechte Nachricht zu überbringen. Ich glaub nicht, dass ich’s ertragen hätte, wenn es jemand anders gewesen

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