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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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vorhin ist sie noch am Leben gewesen, sagt Lugh. Wenn der Dreckskerl ihr irgendwas tut, ich schwöre –
    Ich glaub nicht, dass er das tut, sagt Jack. Wahrscheinlich will er sie eintauschen.
    Eintauschen? Wogegen?, frag ich.
    Ich weiß nicht mehr als du, sagt er. Er guckt zum Mond hoch. Die Zeit vergeht. Mittlerweile sind sie bestimmt hinter uns her, und es wird ihnen nicht schwerfallen, uns zu folgen. Wir haben unsere Spuren nicht verwischt.
    Ich will Emmi wiederhaben, sagt Lugh.
    Das wollen wir alle, sagt Jack.
    Also kämpfen wir gegen sie, sag ich. Wir kämpfen gegen Vikar Pinch und die Tonton. Wir holen uns Emmi zurück.
    Aber wir entscheiden, wo und wann, sagt Jack. Wir suchen uns eine gute Stellung.
    Was ist eine Stellung?, fragt Tommo.
    Das ist ein Ort, wo du im Vorteil bist, wenn du dich deinem Feind stellst, mein Sohn, sagt Ike. Damit er dich nicht wie ein Tier abschießen kann.
    Mir gefällt das nicht, sagt Ash. In Freedom Fields haben sie wenigstens nicht mit uns gerechnet.
    Was können wir sonst tun?, fragt Lugh. Wir können ja schlecht einfach zu ihnen hin und sie auffordern, uns Emmi zurückzugeben. So sind unsere Aussichten wenigstens ein bisschen besser.
    Meinst du?, fragt sie.
    Schweigen. Wir denken alle dasselbe. Dass das hier eine andere Größenordnung hat als alles, was wir bis jetzt durchgemacht haben. Mein Magen krampft sich zusammen.
    Hat keinen Zweck, so zu tun, als wäre es ein Kinderspiel, sagt Jack.
    Es ist unmöglich, sagt Ash.
    Es ist nicht unmöglich, sagt Jack. Nichts ist unmöglich.
    Unwillkürlich guck ich zum Himmel hoch. Als ob Nero genau in diesem Augenblick am Mond vorbeifliegen könnte. Aber da ist keine rettende schwarze Krähe.
    Tun wir’s, sag ich. Suchen wir uns eine gute Stellung.
    Und wo?, fragt Lugh.
    Pine Top Hill, sagt Jack. Von hier aus direkt im Norden.
    Gibt schlechtere Stellungen, sagt Ike.
    Da kann man schon von weitem sehen, wenn jemand kommt. Der Hang ist auf den letzten dreißig Metern ziemlich steil, sagt Jack. Und wenn ich mich recht erinnere, sind da lose Steine. Schlechter Boden für Pferde. Sie können also nicht auf uns zustürmen.
    Wir sollten uns da aufgestellt haben, lange bevor sie da sind, sagt Ash.
    Also, worauf warten wir noch?, fragt Lugh. Los.

    W ir reiten durch die Nacht Richtung Norden.
    Jack treibt uns gnadenlos an. Er lässt uns erst anhalten, als wir an einen kleinen Bach kommen. Wir lassen uns alle von den Pferden rutschen und tränken sie. Dann trinken wir selber auch.
    Wir sind fast da, sagt Jack.
    Lugh zittert. Er reibt sich die Arme und schlingt sie um seinen Körper. Die einzigen Kleider, die er hat, sind seine Hose und die Stiefel.
    Du hättest uns sagen sollen, dass dir kalt ist, sagt Jack.
    Er greift nach hinten und zieht sich das Hemd übern Kopf. Knüllt es zusammen und wirft es Lugh zu.
    Tut mir leid, dass es nicht sauberer ist, sagt er. Bin mit der Wäsche ein bisschen im Rückstand.
    Ich kann dir doch nicht dein einziges Hemd wegnehmen, sagt Lugh.
    Jetzt nimm schon, sagt Jack.
    Aber dann musst du frieren, sagt Lugh.
    Ach, ich bin heißblütig. Jack grinst. Außerdem guckt Saba gern meine nackte Brust an.
    Lugh guckt mich an. Runzelt die Stirn. Ist das wahr?
    Ich merk, wie ich knallrot werd. Das ist nicht wahr, sag ich. Du Dreckskerl, Jack.
    Alle lachen. Alle außer Lugh jedenfalls. Mit gerunzelter Stirn zieht er Jacks Hemd an.
    Wütend guck ich Jack an, und er zwinkert mir zu. Ich werd noch röter.
    Siehst du?, sagt er. Sie kann nicht dagegen an.
    Ich könnt ihn treten dafür, dass er mich schon wieder wie einen Trottel dastehen lässt.
    Aber ich könnt ihn auch küssen, weil er unsere gedrückte Stimmung ein bisschen aufgeheitert hat.
    Wenn man bedenkt, was uns vielleicht bevorsteht, ist das eine gute Sache.

    A ls die Sonne gerade im Osten aufgeht, kommt der Pine Top Hill in Sicht. Es wird wieder ein heißer Tag. Man kann fast hören, wie die Erde müde seufzt, als sie den Tag kommen sieht.
    Das ist er, sagt Ike.
    Vor uns liegt eine weite staubige rote Ebene, und direkt geradeaus ragt ein runder Hügel aus der Ebene. Auf dem Gipfel kann ich ein kleines Zwergkiefernwäldchen und ein paar große Felsen erkennen. Die werden uns gute Deckung geben. Und genau wie Jack gesagt hat, ist der Hang steil und voller loser Steine und rutschigem Schiefer.
    Wenn sie uns angreifen wollen, müssen sie ihre Pferde unten lassen und zu Fuß kommen. Und dann sind wir im Vorteil.
    Es ist ein seltsamer Ort, diese Ebene, wo wir in Stellung gehen

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