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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ich.
    Guck dich doch an, sagt er. Du bist so eine schlechte Lügnerin. Also. Du magst ihn. Wo hast du ihn kennengelernt? Seine Stimme klingt ganz gepresst. Mit einem Ende von seiner Armbrust stochert er im Boden.
    In Hopetown, sag ich. Ohne ihn hätte ich dich nicht rechtzeitig gefunden.
    Er guckt mich von der Seite an. Muss ich ihn verprügeln?
    Sei nicht albern. Nein. Du musst ihn nicht verprügeln.
    Gut, sagt er. Weil ich jetzt nämlich ein gefährlicher Mann bin. Ein knallharter Mann.
    Knallhart, sag ich. Dass ich nicht lache.
    Wir schubsen uns mit den Schultern. Sitzen wieder eine Weile still da. Dann sagt er: Weißt du, was am schlimmsten gewesen ist? Außer dass ich von dir getrennt gewesen bin?
    Was?
    Wenn ich an Pa gedacht hab. Daran, wie ich an dem letzten Tag zu ihm gewesen bin. Was für Gemeinheiten ich zu ihm gesagt hab. Und dass er in dem Glauben gestorben ist, dass ich das wirklich über ihn gedacht hab.
    Er hat gewusst, dass du das nicht so gemeint hast, sag ich.
    Es ist meine Schuld, dass er tot ist, sagt Lugh. Ich fühl mich … als ob ich ihn getötet hätt.
    Wie kannst du das sagen?, sag ich. Die Tonton haben ihn getötet, nicht du. Du hast Pa geliebt, und er hat dich geliebt.
    Er sagt nichts. Starrt bloß auf den Boden.
    Du hast ihn nicht getötet, sag ich. Sag das nie wieder.
    Die Sonne geht langsam auf. Wir sitzen und schweigen.
    Und wir warten.

    S ie kommen!, brüllt Tommo auf seinem Aussichtsposten oben im Baum.
    Wie viele?, ruft Ike.
    Tommo hält drei Finger hoch.
    Was zum Teufel meint er damit?, fragt Ash.
    So schnell wie eine Eidechse klettert Tommo vom Baum runter. Kauert sich neben Jack hin.
    Jack hält sich den Weitgucker ans Auge. Lässt ihn langsam wieder sinken.
    Es ist Pinch, sagt er. Er hat Emmi wirklich dabei, aber da sind nur zwei Tonton bei ihm. Was spielt der für ein Spiel?
    Er wirft mir den Weitgucker zu.
    Und wirklich, da kommen nur drei Reiter über die Ebene auf uns zu. Sie reiten dicht nebeneinander. DeMalo und noch ein Tonton. Einer an jeder Seite von Pinch.
    Ich richte den Weitgucker auf Pinch. Er reitet einen großen weißen Hengst. Und er hat immer noch die Sachen von gestern Nacht an. Das lange goldene Gewand mit den Glitzersteinen und Spiegelscherben und Stückchen von Schimmerscheiben drauf. Aber es ist halb verbrannt und hängt in Fetzen an ihm runter. Das rechte Bein hat er ein bisschen abgespreizt. Es sind Metallstangen und Riemen drum, sieht fast aus wie ein Käfig. Sein Gesicht ist von einem goldenen Shemag verhüllt.
    Und vor ihm auf seinem Pferd sitzt Emmi. Er hält sie an seine Brust gedrückt, als ob er alles Recht der Welt dazu hätte. Sie sieht so klein aus, so mager, so blass. Aber das Kinn hält sie hoch. Sie will ihm nicht zeigen, dass sie Angst hat. Es gibt mir einen Stich ins Herz.
    Lugh reißt mir den Weitgucker aus der Hand, um selber durchzugucken. Emmi, sagt er. Sie sieht okay aus. Ich glaube, er hat ihr nicht wehgetan.
    Sonst reiß ich ihm auch den Kopf ab, sagt Ike.
    Dann ist das jetzt wohl der Endscheidungskampf, sagt Ash.
    Alle bereit?, fragt Jack.
    Wir legen Pfeile in unsere Armbrüste. Bleiben außer Sicht hinter den Felsen hocken und warten. Mein Herz klopft wie wild. Mein Mund ist trocken.
    Sie sind da!, sagt Tommo.
    Wir schieben die Köpfe über den Rand der Felsen. Zielen auf sie.

    E in kleines Stück vor dem Hügel haben sie angehalten. In Rufweite.
    Pinch lässt seinen weißen Hengst noch ein Stück vorrücken. Das Pferd wirft den Kopf hin und her und tänzelt ein bisschen.
    Als ob er seinem Reiter nicht traut.
    Emmi!, schrei ich. Bist du in Ordnung? Haben sie dir wehgetan?
    Nein! Ihre Stimme klingt ganz dünn. Mir geht’s gut.
    Eine klassische Schlachtstrategie, ruft Pinch. Zwinge deinen Feind dazu, bergauf anzugreifen. Aber hier ist kein Feind! Nur euer König!
    Mein König bist du nicht!, brüllt Ike.
    Ike!, zischt Jack. Das hilft uns nicht weiter!
    Tja, ist doch wahr!
    Ihr habt etwas vergessen!, ruft Pinch. Etwas Wertvolles! Der König geruht, es euch zurückzugeben!
    Lass sie gehen!, brüll ich.
    Er zieht einen Bolzenschießer unterm Gewand vor und hält ihn Emmi an die Schläfe.
    Er hat eine Abneigung gegen Kinder, sagt er. So laut. So schmutzig.
    Lass sie gehen!, sagt Lugh und steht auf. Du willst doch mich!
    Ich versuch, ihn wieder runterzuziehen, aber er reißt sich los.
    Du hast den König ernsthaft verstimmt, sagt Pinch. Er hat dich mit großer Sorgfalt ausgewählt, aber du bist zu dumm, um zu erkennen, welch große

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