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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Brust steckt ein Pfeil.
    Der steht so schnell nicht wieder auf.
    Nero ruft. Stürzt zu mir runter. Ich halt ihm den Arm hin, und er landet darauf. Ich streichel ihm über die Federn, küss ihn auf seinen weichen schwarzen Kopf, atme seinen staubigen Vogelgeruch ein. Verdammt nochmal, Nero, sag ich. Du hast dir ganz schön Zeit gelassen.
    Er hat eine Vorliebe für Nervenkitzel, der gute Nero. Solange irgendwo was los ist, ist er nicht zu halten. Er flattert mit den Flügeln, macht krah-krah und fliegt weg, um das Treiben von oben zu beobachten.
    Ich renn los. Steuer aufs dichteste Kampfgetümmel zu. Hawks, Weststraßenräuber und meine Freunde gegen die Tonton. Erregung fährt durch meinen Körper, macht meine Füße schneller.
    Im Laufen zieh ich einen Pfeil aus dem Köcher. Lad meine Armbrust. Fang an zu schießen, sobald ich ein schwarzes Gewand seh.
    Ike hat ein gefährlich aussehendes Langschwert in einer Hand und eine schwere Kette in der anderen. Damit haut er am Rand vom Getümmel um sich. Tommo steht in seinem Rücken und schießt fleißig mit der Schleuder.
    Als Ike mich sieht, grinst er. Also, das nenn ich mal einen Kampf!, schreit er.
    Ich stürz mich mitten ins Getümmel. Einmal kämpfen Jack und ich Rücken an Rücken. Dann Lugh und ich. Dann Ash und ich.
    Guck doch!, brüllt Ash plötzlich. Pinch! Er haut ab!
    Ich entdeck ihn sofort. Er hat es irgendwie geschafft, sich den Pfeil aus der Brust zu ziehen, und klettert gerade auf seinen großen weißen Hengst. Langsam, wegen der Schmerzen.
    Hab ihn!, sag ich. Ich renn direkt auf ihn zu. Er ist immer noch nicht ganz oben auf seinem Pferd, und ich verschieß meinen letzten Pfeil. Treff ihn damit an seinem kaputten Bein, und er schreit auf.
    Er versucht, den Pfeil rauszuziehen, und kämpft gleichzeitig mit den Zügeln. Das Pferd bäumt sich auf. Es schreit und tänzelt. Versucht, den Reiter abzuwerfen, dem es nicht traut.
    Ich stürz mich auf ihn. Pack ihn an seinem Käfigbein. Er tritt nach mir, und der Käfig trifft mich unterm Kinn. Ich flieg im hohen Bogen rückwärts durch die Luft. Komm so hart auf dem Boden auf, dass es mir die Luft aus der Lunge presst.
    Während ich mich noch wieder hochrappel, galoppiert er los. Richtung Hoodoos. Hektisch guck ich mich um. Kein Pferd in Sicht.
    Da seh ich Ash auf mich zugaloppieren. Auf dem schwarzen Mustang, den wir aus Pinchs Stall haben. Er ist schnell wie der Wind.
    Schnell!, brüll ich. Er entkommt! Gib mir Titan!
    Sie springt sofort ab. Ich schwing mich auf seinen Rücken.
    Warte!, sagt sie und greift mir in die Zügel. Wir haben sie schon fast besiegt, Saba. Du hast Lugh wieder. Emmi ist in Sicherheit. Lass ihn doch ziehen.
    Nein, sag ich.
    Ist der jetzt nicht egal?
    Mir ist er nicht egal, sag ich. Lass los, Ash.
    Dann komme ich mit, sagt sie.
    Das ist mein Kampf, sag ich. Sag den anderen nicht, wo ich hin bin. Versprich’s mir, Ash.
    Na gut, wenn du unbedingt willst.
    Sie lässt die Zügel los. Tritt zurück.
    Ich lasse Titan kehrtmachen.
    Saba! Hier! Sie wirft mir ihren halbvollen Köcher zu, und ich fang ihn auf. Viel Glück!
    Bin bald wieder da! Hüja! Hüja! Ich geb Titan die Fersen, und schon galoppieren wir über die Ebene auf die scharfen roten Finger der Hoodoos zu.

    T itan fühlt sich gut an unter mir. Stark und wild. Er spürt, dass die rote Hitze in mir brennt. In ihm brennt sie auch.
    Nero fliegt ein Stückchen voraus. Er kundschaftet den Weg aus.
    Vor uns ragen die Hoodoos auf. Aus der Nähe sehen sie noch seltsamer aus.
    Tiefe Furchen sind in ihre hohen steilen Seiten gegraben. Die Gipfel sind wie scharfe Spitzen. Sie stehen dicht zusammen. Aber jetzt entdeck ich tiefe Spalten. Ein paar dürre Bäume klammern sich an die unfruchtbare rote Erde.
    Ich hab Pinch beobachtet. Er ist durch eine Lücke zwischen den Felsen verschwunden. Langsam lass ich Titan auch durch die Lücke gehen. Jetzt sind wir auf einem schmalen Trampelpfad, der sich um die Felsen rumschlängelt. Die Hufabdrücke von Pinchs Pferd entdeck ich auf Anhieb.
    Es ist düster hier. Als ob man in einer tiefen Schlucht wär.
    Und still ist es. Eine drückende Stille. Als ob sogar die Felsen den Atem anhalten würden.
    Aber es gibt immer irgendwas, dem man lauschen kann. Sogar wenn es so still ist. Vor uns wiehert ein nervöses Pferd. Stampft mit den Hufen.
    Und es gibt immer was zu riechen. Da ist es auch schon. Nur ganz schwach. Säuerlich, süßlich, faulig. Pinchs Geruch.
    Dann hallt irgendwas von den Felsen wider.
    Ich lass Titan

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