Dustlands - Die Entführung
einen Krieger.
Darauf legen wir Ike.
Jack sagt ein paar Worte. Gute Worte. Über Freundschaft. Auch über anderes, aber hauptsächlich über Freundschaft. Dann zünden er, Ash und ich den Scheiterhaufen an.
Schweigend stehen wir da. Wir Freunde und die Free Hawks und die Weststraßenräuber. Wir gucken zu, wie die Flammen am Holz raufzüngeln, wie Ikes Kleider Feuer fangen.
Tommo steht allein, ein Stück abseits. Er lässt sich nicht in den Arm nehmen. Er lässt sich nicht trösten.
Lugh legt den Arm um Emmi. Sie weint.
Der furchtlose, liebenswürdige, lustige Ike. Mit den großen Händen und dem großen Herzen. Ich muss an Molly Pratt denken, die wunderbarste Frau, die je geatmet hat. Sie wartet bestimmt immer noch auf Ike. Er hat gewollt, dass sie Tommo kennenlernt. Er hat das Gefühl gehabt, er könnte ein guter Familienvater sein.
Jetzt wein ich auch.
Während wir Ike zurück zu den Sternen schicken.
I ch schüttel ihm die Hand. Creed. Mager, mit zerzausten Haaren, tätowiert. Barfuß. Der Anführer der Weststraßenräuber. Maevs neue Freunde und Verbündete.
Danke, sag ich. Ohne euch hätten wir das nicht geschafft.
Er verbeugt sich und küsst mir die Hand. Hat Spaß gemacht, sagt er. Er springt auf sein Pferd. Grinst breit, dass alle Zähne zu sehen sind. Wenn du mal wieder Randale machen willst, lass es mich wissen.
Dann gibt er seinem Pferd die Fersen. Mit einem Jip-jip-jip jagen er und seine Räuber über die Ebene davon.
Bist du sicher, dass du nicht mit uns kommen willst?, fragt Maev. Wir haben immer Platz für eine mehr.
Ganz sicher, sag ich.
Es ist lieb von dir, dass du den Jungen mitnimmst, sagt sie. Sie guckt rüber zu Tommo, der Lugh hilft, die Pferde fertigzumachen.
Jack sagt, Ike hätte es so gewollt. Und außerdem hat Emmi dann Gesellschaft. Hör mal, Maev, sag ich, ich weiß nicht, wie ich dir danken soll. Keiner von uns wär noch hier, wenn ihr nicht gewesen wärt.
Ich hätte auf Jack hören sollen, sagt sie. Hätte gleich mit euch kommen sollen. Aber wie heißt es so schön: Besser spät als nie. Sie schwingt sich auf ihr Pferd und nickt Nero zu. Er hockt auf Emmis Schulter und lässt sich von ihr ausgiebig den Schnabel reiben.
Du solltest deinem Vogel da danken, sagt Maev. Der hat’s in sich. Falls du den mal satt hast, nehme ich ihn dir gerne ab.
Ich glaub nicht, dass ich den satt krieg, sag ich.
Ich dreh mich zu Ash um. Sie lächelt. Ich merk, dass mir Tränen in den Augen brennen.
Ash, sag ich. Ich zieh sie an mich, und wir umarmen uns feste. Danke, sag ich.
Sie sagt nichts. Eine Weile stehen wir einfach so da. Dann löst sie sich von mir. Halt dich aus Schwierigkeiten raus, sagt sie.
Ich geb mir Mühe.
Lugh hilft ihr beim Aufsteigen, und sie schwingt sich hinter Maev aufs Pferd. Sie lassen uns drei Pferde hier, darum muss sie bei Maev mitreiten.
Lugh streckt die Hand aus. Maev nimmt sie. Danke, sagt er. Hierfür und … dafür, dass ihr Saba und Emmi geholfen habt. Vielleicht sehen wir uns irgendwann mal wieder.
Kann man nie wissen, sagt Maev.
Sie gucken sich an. Meine Hand, sagt sie. Er hält sie immer noch fest. Langsam lässt er los und tritt zurück.
Wiedersehen, sagt Ash.
Bis dann, sagt Maev.
Sie machen kehrt und galoppieren zu den anderen Free Hawks, die schon auf dem Grat auf sie warten. Als sie oben ankommen, halten sie an und gucken zurück. Dann lässt Maev ihr Pferd zum Abschied steigen, und sie sind weg.
Lugh starrt ihnen immer noch nach. Sie ist eine tolle Frau, sag ich und gucke Lugh an. Meinst du nicht? Lugh?
Hm?
Maev, sag ich. Sie ist eine tolle Frau.
Oh, sagt er. Ja. Scheint ganz nett zu sein. Dann beschäftigt er sich mit unseren Pferden.
Maev – nett?, murmel ich. Nett?!
Also, sagt Lugh, wo geht’s hin?
Wie wär’s mit Crosscreek?, frag ich. Es ist so schön da, Lugh, du glaubst es nicht.
Auf keinen Fall. Lugh schüttelt den Kopf. Das wär Zurückgehen. Für mich liegt das in der Vergangenheit. Wir haben mit Pa lang genug in der Vergangenheit gelebt. Wir müssen vorwärtsgehen, meinst du nicht?
Doch, sag ich.
Ich würd sagen, wir ziehen nach Westen, sagt er. Zum Großen Wasser. Das Land da ist fruchtbar. Angeblich duftet die Luft süß wie Honig.
Wer hat dir das gesagt?, frag ich.
Er zuckt die Achseln. Weiß ich nicht mehr.
Ich will einfach bloß, dass wir zusammen sind, sag ich. Irgendwo weit weg von hier. Irgendwo, wo’s sicher ist. Das Große Wasser also. Klingt gut. Was meinst du, Em?
Ich find auch, dass das gut
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