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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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anhalten. Warte, bis das Geräusch verhallt ist. Es ist das Geräusch von runterfallenden Steinen. Dazu ein schwaches Kratzgeräusch. Pinch, der sein kaputtes Bein nachzieht.
    Ich lass mich von Titans Rücken runterrutschen. Wart hier, flüster ich.
    Ein paar von den Hoodoos sind runder und glatter als die anderen. Zwischen denen entdeck ich einen Weg rauf. Ich fang an zu klettern.
    Der Boden unter meinen Füßen ist locker und trocken. Ich geh vorsichtig, versuch, kein Geräusch zu machen. Nero kommt nachsehen, was ich hier treibe. Er hüpft und flattert von Fels zu Fels, immer ein Stück vor mir. Ich halt mir den Finger an die Lippen, damit er weiß, dass er nicht kreischen oder krächzen soll.
    Ich komm am Gipfel an. Guck über den Rand. Nichts zu sehen von Pinch. Ich zieh mich ganz hoch. Der Gipfel von diesem Hoodoo ist ziemlich eben. Am Boden entdeck ich Schleifspuren von Pinchs kaputten Bein. Er kann nicht weit sein. Er muss üble Schmerzen haben.
    Ich nehm die Armbrust vom Rücken. Leg einen Pfeil auf die Sehne. Dann folg ich den Schleifspuren. Am Rand von meinem ebenen Hoodoo hören die Schleifspuren auf.
    Ich schick Nero in die Luft. Er fängt fast sofort an zu kreisen. Er hat Pinch gefunden. Offenbar ist er auf dem nächsten Hoodoo. Der schießt schnurgerade in die Höhe, wie ein zerklüfteter Schornstein.
    Pinch muss auf der anderen Seite sein.
    Der Abstand zwischen den zwei Hoodoos ist nicht groß. Vielleicht ein halber Meter. Es gibt nur eine kleine ebene Stelle, wo man landen kann. Dann führt ein schmaler Felsvorsprung nach links und verschwindet um eine Ecke.
    Er könnte gleich hinter der Ecke da stehen. Er hat noch seinen Bolzenschießer. Aber er ist verletzt. Er ist schwach. Vielleicht liegt er im Sterben.
    Der Teufel ist nicht so leicht zu töten.
    Ich guck hoch zu Nero, der immer noch über ihm kreist. Nero wirkt ganz ruhig.
    Ich spring über die Lücke und lande leichtfüßig. Jetzt bin auf demselben Hoodoo wie Pinch.
    Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Ich drück mich mit dem Rücken an die Felswand. Dann schieb ich mich langsam den Felsvorsprung lang. Auf die Ecke zu.
    Sei bereit.
    Ich beweg mich ganz langsam. Taste immer erst mit dem rechten Fuß vor. Ich mach kein Geräusch. Wenn ich Pinch besiegen will, muss ich ihn überrumpeln.
    Sei bereit.
    Der Vorsprung wird jetzt breiter. Breiter. Breiter. Ich bieg um die Ecke.
    Jetzt.
    Ich beweg mich blitzschnell. Halt die Armbrust bereit.
    Verschaff mir blitzschnell einen Überblick.
    Ich bin auf einem breiten Felsvorsprung an der Seite vom Hoodoo. Pinch sitzt auf einem Stein und ruht sein Bein aus.
    Er erschrickt und guckt hoch. Will nach seinem Bolzenschießer greifen.
    Ich lass den Pfeil fliegen, aber der streift bloß seine Hand.
    Pinch schreit auf, versucht aber trotzdem, den Bolzenschießer zu packen.
    Keine Zeit zum Nachladen.
    Ich stürz mich auf ihn. Stoß ihn vom Stein runter.
    Irgendwie hat er es doch geschafft, seinen Bolzenschießer zu packen. Er versucht, ihn mir unters Kinn zu rammen. Wir ringen miteinander, und ich schlag ihm das Ding aus der Hand.
    Aber er schafft es, mir die Faust unters Kinn zu rammen. Drückt sie in die weiche Stelle da.
    Ich krieg keine Luft mehr. Er drückt auf meine Luftröhre. Ich pack seine Hand mit beiden Händen. Versuch sie wegzuziehen. Tret um mich, wind mich.
    Aber er ist stärker, als ich gedacht hätt.
    Sein ekelhaft stinkender Atem und der Gestank von seinem Schweiß steigen mir in die Nase.
    Kein Entkommen diesmal, sagt er.
    Ich krall die Finger in seine Kleider. Dann in sein verbranntes Gesicht. Er kreischt und rollt sich von mir runter.
    Ich hechte nach meiner Armbrust. Den Köcher hab ich fallen lassen, als ich mich auf Pinch gestürzt hab. Jetzt liegen die Pfeile überall verstreut. Ich krabbel auf allen vieren rum, versuch, einen Pfeil in die Finger zu kriegen.
    Aber Pinch steht schon wieder. Hält seinen Bolzenschießer mit beiden Händen. Und zielt damit auf mich.
    Ich krabbel so weit wie möglich von ihm weg. Drück mich mit dem Rücken an den Stein.
    Pinch kommt auf mich zu. Sein Gesicht blutet, wo ich ihn gekratzt hab. Er sieht schrecklich aus. Blut und verbrannte Haut und abblätternde Goldfarbe.
    Irgendwas Scharfes schneidet mir in die Hand. Ich hab offenbar was in der Hand. Eine kleine Spiegelscherbe von Pinchs Gewand. Muss ich ihm abgerissen haben.
    Plötzlich fällt Sonnenlicht auf die Scherbe, und sie wirft es zurück, wie einen scharfen Pfeil aus Licht.
    Pinch reißt die Hand hoch.

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