Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
der Mitte steht eine Hütte, dicht neben dem Mast. Ein Flickensegel bläht sich im Wind. Das Schiff kommt auf uns zu.
    Mittlerweile müssen sie uns gesehen haben. Ich guck mich um. Kein Versteck nirgends. Kein Hügel, nicht mal ein Felsen. Nur flaches Land überall.
    Ich nehm die Armbrust von der Schulter. Geb Emmi den Wasserschlauch.
    Okay, Em, sag ich. Jetzt hör mir gut zu. Wenn ich sag, hau ab, dann reitest du los. Keine Fragen, keine Widerworte, keine Tricks. Du drehst Nudd rum und reitest hier weg. Überlass ihm die Führung, dann bringt er dich zurück zu Mercy nach Crosscreek. Er kennt den Weg nach Hause. Und er weiß, wo man Wasser findet. Wenn Nudd es trinkt, heißt das, du kannst es auch trinken. Kapiert?
    Ja, sagt sie.
    Gut. Jetzt versprich mir, dass du tust, was ich sag.
    Sie zögert.
    Ich nehm ihre Hand und guck ihr in die Augen. Versprich’s mir bei Mas und Pas Leben. Wenn ich sag, hau ab, dann haust du ab.
    Ich versprech’s, sagt sie.
    Ich leg einen Pfeil ein. Mein Herz hämmert gegen die Rippen, mir zittern die Knie, ich atme flach und schnell.
    Das Landschiff jagt über die Ebene auf uns zu. Es ist sehr schnell. Vorne steht jemand. Lehnt sich zurück, zieht feste an etwas, das aussieht wie eine lange Holzstange.
    Ich ziel.
    Dann hör ich Rufe. Als das Schiff näher kommt, versteh ich auch die Wörter.
    Segel runter! Hol das Segel ein!
    Plötzlich reißt das obere Ende vom Flickensegel weg, vom Wind gepackt. Der Rest fällt in einem großen Haufen aufs Deck.
    Das Schiff ist außer Kontrolle.
    Der Anker!, brüllt eine Stimme. Wirf den Anker raus!

    I rgendwas fliegt hinten runter. Es hängt an einem langen Seil. Ein großer Metallklumpen. Sieht aus wie ein Angelhaken. Es knallt auf den Boden und hüpft hinter dem Schiff her, wirbelt jede Menge Staub auf.
    Aber das Schiff fährt weiter auf uns zu.
    Obacht!, schreit die Stimme. In Deckung!
    Ein scheußliches Quietschen ist zu hören.
    Eins von den Hinterrädern geht ab. Es prallt vom Boden ab und rollt davon. Das Schiff kippt nach hinten und knallt mit einem lauten Krachen auf den Boden. Stellt sich quer. Schleudert hin und her, quietscht und wirbelt überall Staub auf.
    Ich steh immer noch da, wie angewurzelt, mit der Armbrust im Anschlag.
    Saba!, schreit Emmi. Worauf wartest du?
    Ich pack Nudds Zügel, und wir hechten aus dem Weg. Nero flattert erschrocken hoch.
    Das Schiff schrammt über den Boden und bleibt liegen, genau da, wo wir gerade noch gestanden haben.
    Stille. Dann kippt das Schiff mit einem lauten Knarren nach vorn. Wieder Stille. Dann:
    An diesen Notbremsungen muss ich wirklich noch arbeiten, sagt die Stimme.

    D a ist ein kleiner alter Mann. Er hängt am Mast wie eine Eidechse an einem Baumstumpf.
    Du sagst kein Wort, flüster ich Em zu. Ich kümmer mich da drum.
    Einen guten Tag euch!, ruft der Mann. Ich … ähm … lasst mich nur rasch mein-
    Er greift in seinen Mantel.
    Keine Bewegung!, brüll ich.
    Ich renn zum Schiff und stell mich davor. Mit der Armbrust ziel ich mitten zwischen seine Augen.
    Hände hoch, sag ich.
    Warte!, sagt er. Wir kommen in friedlicher Absicht! Wir führen nichts Böses im Schilde!
    Lass den Mast da los. Ich geh zwei Schritte näher ran. Nimm die Hände hoch!
    Ich versichere es dir! Wir besitzen nichts, was zu nehmen sich lohnt, meine furchterregende Freundin!
    Wir?, frag ich. Wer ist da bei dir? Sag denen, sie sollen rauskommen.
    Habe ich wir gesagt? Ich meinte ich. Ich! Hier ist außer mir niemand! Ein Versprecher, ein Fehler in der Zwangslage!
    Ich schieß einen Pfeil ab. Er bohrt sich gleich über seinem Kopf in den Mast. Er kreischt erschrocken. Dann ruft er: Miz Pinch! Miz Pinch!
    Ein Kopf kämpft sich aus dem Segelhaufen. Eine Frau.
    Komm heraus aus deinem Nest, meine Taube, sagt er. Da ist … ähm … diese entzückende junge Dame, die dich gerne kennenlernen möchte.
    Sie hat zwar graue Haare, aber sie ist riesengroß, diese dürre Frau, die jetzt das Segel zur Seite schiebt und dann aufsteht. Sie hat einen langen Kopf wie ein Pferd, und ihre Haut ist voller Pockennarben, rot und wütend sieht sie aus. Sie wirft mir einen Blick zu und sagt zu ihm:
    Du bist ein Idiot, Rooster.
    Ich hab gesagt, Hände hoch!, sag ich.
    Beide heben sie die Hände übern Kopf. Sie sind das komischste Paar, das ich je gesehen hab.
    Er geht ihr nur bis zur Hüfte. Er hat einen dicken runden Bauch und magere kleine Vogelbeine und trägt einen Kochtopf als Helm auf dem Kopf. Sein Kittel ist aus Plunder

Weitere Kostenlose Bücher