Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
nimmt Emmi an die Hand und kommt nach. Als wir zur Tür kommen, stellen sich zwei große, fies aussehende Männer davor. Mein Herz setzt aus. Sie haben lange schwarze Gewänder mit Lederrüstung drüber an. Genau wie die Männer, die Lugh mitgenommen haben. Das müssen Tonton sein – die, von denen Mercy mir erzählt hat.
    Der Käfigmeister ist nicht da, sagt einer.
    Für mich ist er da, sagt Miz Pinch. Sagt ihm, Miz Pinch ist da. Sagt ihm, ich hab was Besonderes für ihn.
    Sie gucken uns mit kalten Augen an. Der Ausdruck auf ihren Gesichtern ist umbarmherzig.
    Hast du mich nicht gehört?, sagt der Tonton. Ich hab gesagt, er ist nicht da.
    Wenn du weißt, was gut für dich ist, dann sagst du ihm, dass ich da bin, sagt Miz Pinch.
    Einer von den Tonton ruckt mit dem Kopf, und der andere macht die Tür auf und geht rein. Im Nu ist er wieder da.
    Ihr könnt reingehen, sagt er. Aber beeilt euch lieber.
    Wir gehen alle rein.
    Der Käfigmeister sitzt in einem weißen Raum an einem großen Steintisch. In der Wand hinter dem Tisch ist eine große Holztür. Dahinter ist gedämpft ein dumpfes Gebrüll aus vielen Kehlen zu hören.
    Überall auf dem Tisch steht halbgegessenes Essen – Fladenbrot und Platten mit gebratenem Fleisch, gekochte Taubeneier und Krüge mit Grog. Der Käfigmeister hat kaum hochgeguckt, als wir reingekommen sind. Er ist ganz damit beschäftigt, sich alles in den Mund zu stopfen. Er hat ein fettes rundes rosa Gesicht mit drei Kinnen, und an seinem Schädel kleben nur noch ein paar lange Haarsträhnen. Um den Hals hat er ein großes rotes Tuch hängen, wie ein Lätzchen.
    Aufgeblasene gierige Kröte. Vor dir hab ich keine Angst.
    Er nimmt sich einen winzigen gebratenen Spatz und stopft ihn sich in einem Stück in den Mund. Also, was gibt’s?, fragt er. Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, Miz Pinch. Ich bin nicht in Stimmung für Leute, die meine Zeit verschwenden.
    Miz Pinch wird ganz still. Wie eine Klapperschlange, die gleicht zubeißt. Deine Tontonwachen da draußen stehen völlig unter Chaal, Käfigmeister, sagt sie. Du kannst nur hoffen, dass mein – … dass gewisse Leute nichts davon hören, dass du die Zügel schleifen lässt.
    Er wird blass. Nimmt das rote Tuch ab und wischt sich den fettigen Mund und die dicken fettigen Finger dran ab. Aber … meine Wachen sind sauber, sagt er. Ich schwör’s.
    So sieht das für mich nicht aus, sagt Miz Pinch. Oder, Rooster?
    Doch, meine Liebe. Was immer du sagst, meine Taube.
    Ich guck Miz Pinch an, dann den Käfigmeister. Sie starren sich an. Die Tonton haben gar nicht auf Chaalblättern gekaut. Sie mag es bloß nicht, wie er mit ihr redet, und sie will sich rächen, indem sie ihm Ärger macht.
    Na? Worauf wartest du?, fragt Miz Pinch. Kümmer dich lieber drum.
    Ja, sagt er. Ja. Er zögert, kaut immer noch. Dann stemmt er sich von seinem Stuhl hoch und watschelt um den Tisch rum.
    DeMalo!, brüllt er. DeMalo!
    Die Tür hinterm Tisch geht einen Spalt weit auf, und sofort dringt der Lärm von draußen rein, ein ohrenbetäubendes Brüllen. Dann schlüpft ein Mann durch die Tür. Als er sie hinter sich zumacht, wird der Lärm wieder gedämpft.
    Es ist ein Tonton. Groß, wie sie offenbar alle sind, und von Kopf bis Fuß in Schwarz. Aber der hier hat eine Metallrüstung über dem Gewand statt einer aus Leder wie die anderen. Eine glänzende Brustplatte und Armbänder vom Handgelenk bis zum Ellbogen. Lange, hinten zusammengebundene schwarze Haare. Wachsame Augen. Ein starkes Gesicht mit breiten Wangenknochen. Man nennt Männer nicht schön, das weiß ich. Aber er ist es.
    Er sagt nichts. Wartet einfach ab.
    Der Käfigmeister, der gerade noch so großspurig gewesen ist, schrumpft. Er guckt an DeMalo vorbei und sagt:
    Ähm … diese … ähm, Miz Pinch meint offenbar, dass es Schwierigkeiten mit den Wachen an der Tür gibt. Ich habe ihr natürlich versichert, dass wir hier ein strenges Regiment führen, aber ähm … Ich wäre … ähm … sehr … ähm …
    Man sieht DeMalo nicht an, ob er überhaupt zugehört hat. Er geht zu der Tür, durch die wir reingekommen sind, geräuschlos wie eine Katze. Als er an uns vorbeikommt, bleibt er stehen. Genau vor mir.
    Er hebt den Kopf. Guckt mir in die Augen. Er hat tiefliegende Augen. Dunkel, fast schwarz. Voller Schatten.
    Die Zeit bleibt stehen.
    Ich kann mich nicht bewegen. Kann nicht atmen. Kann meine Augen nicht von ihm losreißen. Ich will auch gar nicht.
    Er guckt tief in mich rein.
    Findet meine

Weitere Kostenlose Bücher