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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ich.
    Erschrocken springt sie zurück. Dann sieht sie, wo ich hinguck. Und verzieht den Mund zu einem fiesen schmallippigen Lächeln.
    Ach, sagt sie, ich sehe, du bewunderst meine neue Halskette. Hab sie rumliegen sehen. Schon komisch, wie wenig manche Leute auf ihre Sachen aufpassen.
    Ich guck sie mit Hass in den Augen an. Zerr an meinen Ketten, die Fäuste geballt.
    Sachte, sachte, meine Schöne, sagt sie. Sie hebt das Rasiermesser in die Luft und guckt zu Emmi.
    Ich lass mich zurückplumpsen.
    Sie streckt die Hand aus. Packt in meine Haare. Und rasiert mir weiter den Kopf, bis ich keine Haare mehr hab. Bis ich ganz kahl bin.

    S ie nehmen Emmi die Ketten ab und lassen sie arbeiten: den Fußboden schrubben, Wasser schleppen und Geschirr spülen. Die ganze Drecksarbeit, die sie nicht selbst machen wollen.
    Und damit ich auch wirklich kapier, was Sache ist, damit ich kapier, dass sie ernst meint, was sie sagt, schlägt Miz Pinch Em, wenn sie sie dabei erwischt, wie sie mit mir spricht. Oder wenn sie nicht schnell genug arbeitet. Verpasst ihr eine Ohrfeige, kneift sie in den Arm. Einmal stellt sie ihr ein Bein, als sie gerade einen Eimer Wasser trägt. Und dann schlägt sie sie, weil sie es verschüttet hat.
    Em steht einfach wieder auf und arbeitet weiter. Sie gibt keinen Mucks von sich.
    Ich auch nicht. Aber ich ball die Fäuste, und meine Fingernägel bohren sich in meine Handflächen, so feste, dass es blutet.
    Wir segeln mit dem Wind. Halten an, wenn er sich legt, fahren weiter, wenn er weht. Aber wir halten mehr, als dass wir fahren. Ich krieg das Tages- oder Mondlicht immer nur kurz zu sehen, wenn die Pinchs reinkommen oder rausgehen. Hab keine Ahnung, wie viele Tage vergangen sind, Emmi auch nicht. Kommt mir vor, als ob wir schon ewig hier sind.
    Emmis Gesicht wird immer abgehärmter und blasser. Und nachts weint sie leise.
    Mir geben sie das beste Essen. Sie wollen, dass ich stark bin.
    Ich sitz die meiste Zeit auf meiner Pritsche. Ich bin an Händen und Füßen gefesselt und obendrein am Pfeiler angekettet. Dreimal am Tag lässt Miz Pinch mich frei, damit ich Arme und Beine bewegen kann, aber nur in der Hütte. Und Emmi hält sie solange ein Messer an den Hals.
    Aber nicht irgendein Messer. Mein Messer. Das, das ich in die Scheide in meinem Stiefel geschoben hatte. Das, das sie mir weggenommen hat. Miz Pinch lächelt, höhnisch, sie will mich reizen. Na los, sagt das Lächeln, versuch’s doch. Versuch’s einfach, dann siehst du mal, was passiert. Das würd ihr so gefallen. Em mit meinem Messer wehtun.
    Also bin ich frei, aber es nutzt mir nichts.
    Ich lass mir nicht anmerken, was ich denk. Lass sie den Hass nicht sehen, der in meinem Herzen brennt. Die Wut, die mich zerfrisst. Ich mach ein völlig ausdrucksloses Gesicht.
    Und beobachte sie. Beobachte ihn.
    Ich wart auf meine Gelegenheit.
    Wenn der Wind ordentlich weht, kommen wir morgen in Hopetown an.

Hopetown
    G leich außerhalb von Hopetown wirft Rooster Pinch den Anker vom Wüstenschwan.
    Miz Pinch macht mich vom Pfeiler los und ruckt mit dem Kopf.
    Ich schlurf mit meinen gefesselten Händen und Füßen hinter ihr her an Deck. Da steh ich dann und muss blinzeln im hellen Tageslicht. Bin wie betäubt. Seit sie uns gefangen haben, bin ich nicht mehr aus der engen dunklen Hütte rausgekommen. Das muss jetzt fünf, sechs Tage her sein. Ich kneif die Augen zusammen und guck nach, wo die Sonne steht. Mittag.
    Anderthalb Meilen vor uns liegt Hopetown. Die Stadt kauert am Fuß von einem staubigen Hügel und wuchert an den Hängen hoch. So viele Hütten und Häuser auf einmal hab ich noch nie gesehen. Hab wohl mal davon gehört, dass die Abwracker früher so gelebt haben, alle eng zusammengedrängt in großen und kleinen Städten. Aber ich hätt nie gedacht, dass ich so eine Stadt mal zu sehen krieg.
    Und ich wär auch nie drauf gekommen, dass so eine Stadt dann nur ein Haufen klappriger Hütten sein könnt, die sich gegenseitig stützen. Sieht aus, als würd das Ganze in sich zusammenkrachen, wenn man mal feste dagegen tritt.
    Welch prächtiger Anblick!, sagt Pinch. Nichts erfreut das Herz so sehr wie der belebende Trubel des Stadtlebens!
    Um uns rum herrscht Gedränge. Leute jagen, in Staubwolken gehüllt, am Wüstenschwan vorbei – in Wagen, die von wild aussehenden Wolfshunden gezogen werden, zu Pferd, auf Maultieren und Kamelen, zu Fuß. Sie strömen rein oder raus durch ein großes Tor in der zusammengestoppelten Palisadenwand, die Hopetown umgibt. Hab

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