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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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Anfang vom Spießrutengang stehen. Sie sehen siegessicher aus. Stark. Zäh. Maevs Blick brennt sich in meine Augen.
    Ich hab mein Leben in ihre Hände gelegt. Lughs Leben. Emmis. Was hab ich mir bloß dabei gedacht, einer Fremden zu vertrauen? Und selbst wenn man ihr vertrauen kann. Was, wenn sie es nicht hinkriegt? Was, wenn die Free Hawks gar nicht so tolle Kriegerinnen sind, wie sie gesagt hat? Was, wenn sie selbst bloß eine junge Frau ist, die sich aufplustert und angibt?
    Ich guck hoch zum Balkon vom Käfigmeister. Alle im Kolosseum drehen sich um und gucken da hin. Es wird ganz still.
    Vikar Pinch steht auf. Nimmt dem Käfigmeister das rote Tuch ab. Hebt den Arm.
    Ich halt den Atem an. Wenn sein Arm runterfällt, muss ich rennen. Meine Beine fühlen sich an wie Wasser. Völlig kraftlos.
    Da dreht Pinch sich zum Käfigmeister um. Beugt sich zu ihm und flüstert ihm was ins Ohr. Der Käfigmeister grinst.
    Er geht zum Rand vom Balkon. Hebt beide Arme hoch.
    Meine Damen und Herren!, schreit er. Das ist hier keine gewöhnliche Kämpferin! Das ist hier kein gewöhnlicher Tod! Bei diesem historischen Anlass will der König freie Sicht haben! Darum hat er verfügt, dass der Spießrutenlauf … hier lang führt!
    Und er breitet die Arme aus. So, dass sie auf einen Gang zeigen, der vom Käfig direkt zu seinem Balkon raufführt.
    Pinch hat den Spießrutenlauf geändert. Er hat ihn verlegt.
    Ich fang an, am ganzen Körper zittern. Mir wird übel.
    Die Leute reden alle durcheinander, brüllen, beschweren sich. Der Spießrutenlauf führt immer durch denselben Gang, immer, ohne Ausnahme. Die Leute zahlen mehr dafür, dass sie gleich am Gang sitzen, um dabei zu sein. Die Ersten stellen sich gegen die Tonton und die bewaffneten Wachen, schubsen und schieben sie.
    Nein!, schreit Epona im Käfig. Sie schmeißt sich gegen die Käfigstangen und brüllt: Nein, nein, nein!
    Vikar Pinch lächelt.
    Ich guck zu Maev. Ihr Kopf dreht sich hin und her – sie guckt zu den Free Hawks, zu mir, zum neuen Spießrutengang, wo die Leute sich schon drängen. Ich seh ihr an, dass sie fieberhaft überlegt, was sie tun kann. Aber es ist zu spät für einen neuen Plan, zu spät, um die Hawks neu aufzustellen. Die Wachen und die Tonton stehen sowieso schon am oberen und am unteren Ende vom Gang, um die Leute in Schach zu halten.
    Die Käfigwärter packen mich an den Armen und zerren mich bis vor den neuen Spießrutengang.
    Tja.
    Nach allem, was ich durchgemacht habe, läuft es jetzt darauf raus.
    Ich. Allein. Keine Maev. Keine Hawks. Kein Plan.
    Wenn ich mir nicht ganz schnell was einfallen lass, sterb ich im Spießrutenlauf.
    Nero ruft. Immer wieder, so drängend, wie ich ihn noch nie gehört hab.
    Er hockt oben auf dem Käfig. Als er sieht, dass ich zu ihm hinguck, ruft er noch mal und flattert rüber auf den Lichtmast. Und wieder zum Käfig. Dann zurück zum Lichtmast.
    Also doch nicht ganz allein.
    Es ist ein weiter Sprung. Könnten fast zwei Meter sein.
    Aber ich hab keine andere Wahl.
    Pinch hebt wieder den Arm. Das rote Tuch saust runter.
    Plötzlich lass ich mich zusammensacken. Überrumpel die Käfigwärter. Sie lassen locker. Ich kann mich losreißen und renn. Spring auf den Käfig und pack die Stangen. Kletter außen dran hoch, so schnell ich kann. Mit meinen nackten Füßen hab ich einen guten Halt.
    Ein Wärter stürzt sich auf mich. Packt meinen Fuß. Zieht. Ich häng nur noch an einem Arm. Ich tret zu. Treff ihn mit der Ferse im Gesicht. Seine Nase bricht. Blut sprudelt. Er schreit auf, lässt los, fällt zu Boden. Ich kletter weiter. Guck mich nicht um.
    Ich zieh mich aufs Käfigdach. Steh auf, renn über den Käfig.
    Vorsichtig! Vorsichtig! Fall nicht durch!
    Unter mir im Käfig stürzt Epona sich auf den Wärter, der noch bei ihr drin ist. Aus dem Augenwinkel seh ich, wie er durch die Luft fliegt. Braves Mädchen.
    Ich bin fast an der Seite, die dem Lichtmast am nächsten ist. Bleib kurz stehen. Guck zurück. Tonton und Wachen klettern überall am Käfig hoch, mir hinterher. Einer ist schon fast oben.
    Ich beguck mir die Lücke zwischen Käfig und Lichtmast. Geh zwei Schritte zurück. Nehm Anlauf. Spring vom Käfig ab und werf mich in die Luft.
    Ich reiß die Hände hoch. Taste mit den Fingern. Da! Ich krieg warmes Metall zu fassen. Schon krach ich gegen den Lichtmast. Ein heftiger Ruck läuft durch meine Arme, meine Schultern. Gerade noch geschafft. Ich zieh mich hoch. Fang an zu klettern. Kletter immer weiter hoch. Kletter durch

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