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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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den Boden. Dann spring ich auch durchs Loch. Komisches Gefühl, auf die Art wieder in meine Zelle zu kommen.
    Ash nimmt zwei von den Flaschen, und ich auch. Die anderen müssten gerade die Männer freilassen, flüstert Ash. Sie macht den Haupteingang vom Zellentrakt einen Spaltbreit auf. Wartet einen Augenblick, dann schlüpft sie durch und geht die Stufen davor hoch, ganz langsam und vorsichtig.
    Gleich darauf kommt sie die Stufen wieder runtergerannt und reißt die Tür weit auf. Alle raus hier!, sagt sie.
    Das lassen die Frauen sich nicht zwei Mal sagen. Sie rennen an ihr vorbei und gucken nicht zurück. Als sie alle weg sind, als der Zellentrakt leer ist, nimmt Ash eine Fackel aus einem Halter an der Wand und sagt: Dann wollen wir mal dafür sorgen, dass hier die Post abgeht.
    Ich geh hinter ihr durch die Tür, raus auf den Übungsplatz.
    Sie hält eine von den Flaschen hoch. Grinst ganz fies. Die Abwracker haben die hier Cocktails genannt, sagt sie. Zwei müssten reichen. Wirf das Ding, und dann renn wie der Blitz.
    Ich halt ihr eine von meinen Flaschen hin.
    Mit Vergnügen, sagt sie.
    Sie hält die Fackel an den Lumpen, und er fängt sofort Feuer. Schnell zündet sie ihre eigene Flasche an. Wir werfen die Flaschen die Treppe runter und rennen wie der Blitz weg. Gleich darauf gibt es einen ohrenbetäubenden Knall. Der Boden unter unseren Füßen bebt.
    Wir bleiben stehen und gucken uns um. Flammen kommen aus dem Zellentrakt die Treppe raufgeschossen.
    Warte, bis das Feuer die Flaschen im Tunnel erreicht, sagt sie. Dann geht das hier erst richtig los.
    Die Kämpferinnen hüpfen rum, schreien, jubeln, umarmen sich. Sie klopfen Ash und mir auf die Schulter. Wir gucken uns um. Überall sind Free Hawks, und auf dem Boden liegen tote Wachen. Die männlichen Kämpfer strömen jetzt auch aus ihrem Zellentrakt.
    Sechs Hawks klettern überall auf dem Zaun um das Gelände rum, zerschneiden ihn mit Drahtscheren und rollen ihn zur Seite, damit alle rauskönnen. Andere Hawks stehen an einem Waffenstapel und werfen jedem, der vorbeikommt, Armbrüste und Speere und Schleudern zu.
    Überall in Hopetown schießen Flammen hoch in die Luft. Maev hat nicht gelogen, als sie gesagt hat, sie will die Stadt vom Erdboden wischen.
    Ich such nach jemandem. Silbergraue Augen und ein schiefes Lächeln. Aber ich kann ihn nirgendwo sehen.
    Ein Kämpfer läuft an mir vorbei. Ich halt ihn fest. Wo ist –? Er schubst mich zur Seite.
    Ich halt einen anderen fest. Ich such Jack, sag ich. Er ist ein neuer Kämpfer. Sie haben ihn erst vor ein paar Tagen reingebracht. Graue Augen, ist mit langen Haaren bis auf die Schultern hier angekommen …
    Ich weiß, sagt er. Er ruckt mit dem Kopf Richtung Männertrakt. Versuch’s mal im Loch. Da haben sie ihn gestern reingeworfen.
    Mein Herz setzt aus. Das Loch. Genau wie im Frauentrakt gibt es auch bei den Männern eine unterirdische Strafzelle aus Metall.
    Ich pack den Mann an den Schultern. Er ist doch wohl nicht mehr da drin?, frag ich.
    Tja, ich hab ihn nicht rausgelassen, sagt er und rennt davon.
    Ash!, brüll ich und seh mich nach ihr um. Ash! Da ist noch jemand im Loch …
    Da entdeck ich sie.
    Sie zündet gerade noch einen Cocktail an.
    Und zielt damit auf die Tür vom Männertrakt.

    A sh!, brüll ich. Nein! Nicht!
    Ich renn auf sie zu. Aber ich bin nicht schnell genug. Kommt mir vor, als ob die ganze Welt sich im Kriechtempo bewegt.
    Ash holt aus und wirft die angezündete Flasche die Treppe zum Männertrakt runter. Sie dreht sich um, kommt auf mich zugerannt. Wirft die Arme in Siegerpose in die Luft, ein breites Grinsen im Gesicht.
    Aaaash!, brüll ich. Der Boden bebt, Flammen kommen die Treppe hochgeschossen. Ich pack sie am Arm. Da ist noch jemand drin, sag ich. Sie haben ihn ins Loch gesperrt.
    Sie reißt die Augen auf. Zu spät, sagt sie.
    Nein, sag ich. Das kann nicht sein. Ich renn los und zerr sie hinter mir her.
    In dem Augenblick gibt es einen mächtigen Knall. Wir fliegen durch die Luft. Ich lande hart auf dem Boden. Guck hoch. Eine dicke schwarze Rauchfahne steigt zum Himmel auf. Ash rappelt sich auf und hilft mir auch hoch.
    Das müssen die Flaschen im Tunnel gewesen sein!, sagt sie. Die ganze Stadt brennt. Du kannst da nicht mehr rein, Saba. Das ist zu gefährlich!
    Ich kann ihn nicht da zurücklassen, sag ich. Wo sind die Schlüssel?
    Das ist Rubys Aufgabe. Ash guckt sich um. Steckt zwei Finger in den Mund und pfeift schrill. Eine kleine Frau am Waffenstapel hebt den Kopf.
    Ruby,

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