Dustlands - Die Entführung
ruft Ash. Ich brauch die Schlüssel!
Ruby kommt zu uns gerannt und wirft uns die Schlüssel zu. Ich fang sie mit einer Hand auf und will los. Ash hält mich am Arm fest. Das ist zu gefährlich, sagt sie.
Lass los, sag ich.
Sie flucht. Wer ist der Kerl? Was bedeutet er dir?
Jack, sag ich. Er heißt Jack.
Sie lässt mich los, und schon renn ich auf den brennenden Zellentrakt zu.
Saba!, schreit Ash. Komm zurück! Du hast keine Stiefel an!
Ich bleib nicht stehen.
R auch quillt aus der Tür zum Männertrakt. Ich wickel mir den Umhang um den Kopf, um Mund und Nase zu schützen. Dann stürz ich mich rein.
Dunkelheit. Kann kaum was sehen. Die Luft ist voll Rauch. Brennt mir im Hals, in der Nase, beißt in den Augen.
Es ist genau so wie in meinem Traum. Dem Feuertraum. Ich bin hier. Es passiert wirklich.
Jack!, schreie ich. Jack! Wo bist du?
Keine Antwort. Hungrige Flammen züngeln an den Holzbalken in den Wänden und in der Decke. Glühende Holzstücke knacken und zischen.
Er ist im Loch. Das hat der Mann gesagt. Aber wo ist das Loch? Ich weiß, es ist in den Boden eingelassen, aber wie tief drin im Zellentrakt? In der Mitte? Am anderen Ende? Es könnte überall sein. Wenn ich ihn nicht raushol, wird er in dem Metallkasten da bei lebendigem Leib gekocht.
Ich wag mich weiter rein, ganz vorsichtig, taste mich mit Händen und nackten Füßen vor. Die Augen hab ich wegen dem Qualm zugemacht. Ich bin noch nie hier drin gewesen, aber ich hoff, dass es genauso aussieht wie in unserm Trakt. Ein glühendes Holzstück landet auf meinem Umhang, brennt mit einem gierigen Zischen ein Loch rein. Ich reib darüber, mach das Feuer aus.
Jack!, schrei ich wieder. Jack! Wo bist du?
Keine Antwort. Ich geh weiter. Ruf noch mal. Geh ein paar Schritte. Dann noch einen.
Ich hör ein Herz schlagen. Mein Herz. Immer wieder. So laut. Es hallt in meinem Kopf wider.
Er muss hier drin sein. Aber was, wenn nicht? Was, wenn der Mann sich geirrt hat? Was, wenn jemand den Hawks gesagt hat, dass er im Loch sitzt, und sie ihn gefunden und rausgeholt haben? Dann wär er schon lange weg. Ich verfluch mich, weil ich Ruby nicht danach gefragt hab.
Ich huste. Der Rauch brennt mir im Hals. Das Atmen wird schwerer. Er ist nicht hier. Sonst hätt er mich doch gehört und würd schreien. Ich muss hier raus. Ich huste noch mal. Atme schnell und flach.
Ich gerat in Panik. Dreh mich im Kreis, blind.
Genau wie im Traum.
Ich bin schweißgebadet. Es ist so heiß hier drin. Mir ist irgendwie komisch, schwindelig oder so. Ich brauch Luft. Muss hier raus und die Tür finden. Ich sollte zurück zur Tür gehen.
Eine andere Stimme. Flüstern. Mercys Stimme.
Der Herzstein zeigt dir … der Herzstein … Herzstein … beeil dich, Saba …
Der Herzstein. Mit der Hand fummel ich unter meinem Umhang. Da ist er. Und er ist warm. Komisch. Er ist sonst immer kühl. Sogar an ganz heißen Tagen, auf meiner Haut bleibt er kühl. Er ist nur zwei Mal warm gewesen. Beide Male hab ich vor ihm gestanden. Ein warmer Herzstein bedeutet … er bedeutet irgendwas. Mercy hat es doch gesagt, aber ich kann … mich nicht erinnern … kann nicht … denken …
Der Herzstein zeigt dir …
Meine Finger schließen sich ganz fest um den Stein. Ein Mal noch. Ich werd … noch ein Mal nach ihm rufen. Ich geh zwei Schritte vor. Spür, dass der Herzstein noch wärmer wird.
Jack! Jack! Wo bist du?, ruf ich.
Ich warte.
Nichts.
Ich dreh mich um und will gehen.
Da.
Da hör ich es.
Hämmern.
Ganz leise eine Stimme.
Er ist hier.
N eue Kraft strömt durch mich durch. Ich stolper weiter. Meine Augen tränen. Ich kneif sie zusammen und guck in den Rauch. Mit dem Zeh stoß ich irgendwo an. Die Falltür vom Loch? Ich fall auf die Knie. Taste den Boden ab. Berühr heißes Metall. Die Tür. Ich wickel meine Hand in den Umhang und hämmer auf die Tür, damit er weiß, dass ich hier bin. Er hämmert von unten dagegen.
Jack!, brüll ich. Halt durch! Ich hol dich da raus!
Der Schlüssel. Schnell. Ich betaste die Schlüssel an dem Ring in meiner Hand. Mir bleibt das Herz stehen. Da müssen zehn Schlüssel dran sein. Alle gleich groß.
Jack!, brüll ich. Ich hab die Schlüssel. Muss nur den richtigen finden.
Er hämmert an die Falltür, er hat mich gehört. Ich taste die Falltür ab. Da ist es. Das Schlüsselloch. Ich probier den ersten Schlüssel aus. Muss schneller sein. Schneller. Zu schnell. Meine Finger sind so plump. Der Schlüssel rutscht immer wieder am Schlüsselloch
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