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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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vorbei.
    Bei jedem Versuch muss ich zwei Finger ans Schlüsselloch legen, damit ich weiß, wo der Schlüssel rein muss. Sobald ich merk, er passt nicht, reiß ich die Hand weg. Ich beiß die Zähne zusammen. Meine Hände sind glitschig vom Schweiß. Er läuft mir übers Gesicht, in die Augen. Mein Herz klopft wie wild. Die Zeit läuft mir weg. Wenn das Feuer sich durch die Dachbalken gefressen hat, kommt hier das ganze Dach runter, und dann sind wir erledigt.
    Beeil dich, beeil dich, beeil dich, murmel ich.
    Der vorletzte Schlüssel passt. Ich dreh ihn rum. Spring auf. Pack den Griff, um die Falltür aufzuziehen, reiß aber sofort die Hand weg und fluch. Das Metall ist heiß. Ich werf mir den Umhang über die Hand, fass den Griff damit an und zieh die Tür auf.
    Dann streck ich die Hand ins dunkle Loch, suche. Seine Hand kommt mir entgegen, packt meine und hält fest. Ich lehn mich zurück und helf ihm beim Rausklettern. Er hustet. Ich werf meinen Umhang über uns beide.
    Hier lang, sag ich. Wir laufen Richtung Ausgang. Richtung draußen und frische Luft.
    Plötzlich das laute Stöhnen und Knarren von Holz. Ich zuck zusammen. Das Dach!, sag ich. Es stürzt ein!
    Noch ein lautes Knarren, dann stürzt an dem Ende vom Zellentrakt, wo der Ausgang ist, mit einem mächtigen Krachen das Dach ein. Staub und Dreck vermischen sich mit dem Qualm und wabern auf uns zu.
    Wir sitzen in der Falle!, sagt er.
    Andere Richtung!, sag ich.
    Wir machen kehrt, gehen den Weg zurück, den wir gerade gekommen sind.
    Denk nach, Saba. Du und Ash, ihr seid durch einen Tunnel reingekommen. Wie ist Ruby hier reingekommen? Auch so?
    Ein Tunnel!, brüll ich. Ich glaub, da am Ende ist ein Tunnel! Wir tasten uns zur Hinterwand vom Zellentrakt vor. Tasten die Ziegel ab, suchen nach einem Loch.
    Hier ist nichts, sagt er.
    Da muss was sein! Ich fall auf die Knie, taste die ganze Mauer unten ab, ganz nah am Boden, dann um die Ecke und –
    Hier!, sag ich. Komm! Ich leg mich auf den Bauch und kriech durch. Er kommt gleich hinter mir. Der Tunnel ist voller Rauch. Ich kriech, so schnell ich kann. Es ist ganz still, nur unser Keuchen ist zu hören, und wenn wir nach Luft schnappen. Dann wird der Tunnel breiter, die Decke ist jetzt höher, und wir können geduckt rennen. Der Rauch ist nicht mehr so dicht.
    Da vorne ist Licht!, sag ich.
    Dann haben wir das Ende vom Tunnel erreicht. Eine rostige Metallleiter. Blasses goldenes Licht fällt auf uns runter. Ich kletter die Leiter hoch. Jack kommt gleich hinter mir.
    Oben über dem Loch liegt Sackleinen. Ganz vorsichtig schieb ich es hoch. Stroh schwebt auf mich runter. Ich späh raus. Überall Stroh. Ich schieb das Sackleinen noch ein Stückchen höher.
    Der Tunnel kommt auf einem eingezäunten Hof zwischen zwei Hütten raus. Stroh auf dem Boden, drei Schweine schnuppern in einer Ecke. Sonst ist keiner zu sehen.
    In der Ferne sind Schreie zu hören. Es riecht mächtig nach Rauch.
    Die Luft ist rein, sag ich. Gehen wir.

    W ir klettern raus, setzen über den Zaun, laufen eine kleine Gasse lang und spähen um die Ecke.
    Die Hawks können stolz auf sich sein. Rauch steigt zum Himmel hoch. Ein heißer Wind ist aufgekommen und hilft, das Feuer von den Zellentrakten aus in der ganzen Stadt zu verbreiten. Er wirbelt Funken und brennende Holzstückchen auf und weht sie auf Dächer und in die klapprigen Hütten.
    Leute hetzen durch die Straßen Richtung Haupttor, beladen mit allen Wertsachen, die sie tragen können. Sie ziehen zum Platzen volle Samsonites hinter sich her, drücken große Bündel an die Brust und schieben Handkarren, die so hoch beladen sind, dass sie nicht drüber wegsehen können.
    Komm mit, sagt Jack. Er stürzt sich ins Gedränge, schlängelt sich zwischen den Leuten durch, und ich renn hinterher. Ich seh ein kleines Kind mit rotem Gesicht. Jemand zerrt es an der Hand hinter sich her. Es plärrt vor Angst.
    Der Todesengel ist hier ein bisschen zu bekannt, sagt Jack. Seine Hand schießt vor, und im Nu hat er einem Mann den Hut vom Kopf genommen und ihn mir aufgesetzt. So ist es besser, sagt er.
    Ich muss Ash finden, sag ich und such die Menge ab. Und die anderen Hawks. Meine Schwester ist bei ihnen.
    Ich hab mir immer eine Schwester gewünscht, sagt er. Das sind also die Hawks gewesen. Saubere Arbeit.
    Du kennst sie?, frag ich und such immer noch nach bekannten Gesichtern.
    Hab von ihnen gehört, sagt er. Bei meiner Arbeit komme ich ziemlich weit rum. Komm hier lang!
    Er nimmt meine Hand und biegt

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