Dustlands - Die Entführung
habe. Wir haben es wohl doch nicht richtig festgemacht. Es hüpft und rollt davon.
Der Wüstenschwan ist jetzt außer Kontrolle. Schleudert wild hin und her.
Passt auf!, schreit Maev.
Sie, Ash und ich weichen nach verschiedenen Seiten aus.
Rooster zieht fieberhaft an den Seilen vom Segel. Der Wüstenschwan kippt um. Überschlägt sich. Ein, zwei, drei, vier Mal. Ganz schnell. Wie ein Steppenläufer. Miz Pinch wird rausgeschleudert. Sie fliegt durch die Luft und landet hart auf dem Boden. Bleibt reglos liegen. Das Landschiff schrammt auf dem Kopf übern Boden und wirbelt eine riesige Staubwolke auf. Dann bleibt es liegen, und alles ist still.
Wir reiten rüber. Maev will absteigen, aber ich sag: Nein, lass mich das machen.
Ich steig ab und kauer mich hin, um unterm Schiff nachzugucken.
Rooster baumelt kopfüber runter. Eingeklemmt zwischen den Eisenpfeilern von der zertrümmerten Hütte. Augen und Mund stehen weit offen. Er sieht überrascht aus.
Vikar Pinch liegt auf der Erde, die langen Lockenhaare in einem Haufen neben ihm. Er ist völlig kahl und hat überall auf dem Kopf hässliche wunde Stellen. Sein Gesicht ist blutüberströmt. Sein rechtes Bein ist verdreht und liegt in einem komischen Winkel da.
Ich warte einen Augenblick, das Herz klopft mir bis zum Hals. Stille. Keiner von beiden rührt sich. Keiner von beiden atmet.
Sie sind tot, sag ich. Der König ist tot! Das heißt, Lugh ist in Sicherheit. Jetzt haben sie keinen Grund mehr, ihn zu töten.
Gut, sagt Maev.
Dann reit ich rüber zu Miz Pinch. Sieht aus, als hätt sie sich den Hals gebrochen, als sie auf den Boden geknallt ist. Sie liegt auf dem Rücken. Ihre Augen sind offen und starren zum Himmel hoch. Sie sind voller Wut, sogar im Tod.
Ich steig ab. Starr auf sie runter.
Dann leg ich einen Pfeil ein. Ziel. Das ist für Emmi, sag ich. Und schieß ihr mitten ins Herz.
Nero kommt angeflattert und landet auf ihrer Brust. Er breitet die Flügel aus und krächzt. Zupft mit dem Schnabel an ihrem Hemd. Pickt an ihrer Hand.
Lass das, Nero, sag ich. Komm.
Er fliegt auf meine Schulter. Ich lasse Hermes kehrtmachen und reite Richtung Berge.
Richtung Berge und Lugh.
W ir sind erst drei Meilen weit gekommen.
Wir bahnen uns gerade einen Weg über eine steinige Felskuppe, da guckt Ash sich noch mal um.
Da kommen sie, sagt sie.
Sie lässt ihr Pferd kehrtmachen, und Maev und ich folgen ihr zum Rand von der Felskuppe. Von hier aus können wir über die Ebene bis zu dem Feuer und dem Qualm über Hopetown sehen.
Wir können auch den Wüstenschwan sehen. Und die kleine Gruppe Tonton, zusammen vielleicht zehn, die darauf zureiten.
Besser, wir halten uns hier nicht auf, sagt Maev.
Wenn du deinen Bruder finden willst jedenfalls, sagt Ash.
Darktrees
U m kurz vor Mitternacht reiten wir ins Sommerlager der Free Hawks in Darktrees.
Nero fliegt vor, um uns anzukündigen. Emmi kommt angerannt, sobald wir in Sicht sind, und hüpft neben den Pferden her. Saba! Da bist du ja endlich!
Du solltest schlafen, sag ich.
Warum hast du so lange gebraucht?
Wir sind so schnell wie möglich gekommen, sag ich.
Ich schwing mich von Hermes runter. Sie springt an mir hoch und klammert sich mit Armen und Beinen an mir fest.
Sind sie tot?, flüstert sie. Hast du sie getötet?
Wegen denen musst du dir keine Sorgen mehr machen, sag ich. Und wie soll ich jetzt Hermes versorgen, wenn du wie eine Klette an mir hängst?
Ich geb ihr einen Klaps auf den Po, und sie lässt mich los. Aber sie klebt weiter an mir bei allem, was ich tu. Ich reib Hermes ab, geb ihm zu trinken und schick ihn dann zu den anderen Pferden und Ponys zum Weiden auf das struppige Gras auf den Lichtungen im Wald.
Emmi schwatzt und schwatzt, über Epona und dass wir in derselben Schlafhütte wie Maev schlafen sollen. Aber die ganze Zeit hält sie einen Zipfel von meinem Kittel fest und bleibt dicht bei mir.
Irgendwann dreh ich mich um und fall fast über sie. Ich knie mich hin und nehm ihre Hände. Sie zittern.
He, he, Emmi, sag ich. Ist ja gut. Ich bin ja hier.
Nein, bist du nicht, sagt sie. Du gehst weg, um Lugh zu suchen. Und vielleicht ist es gefährlich. Hast du selber gesagt.
Mir passiert schon nichts, sag ich. Ich bin im Nu wieder da. Und Lugh bring ich mit.
Kann ich wirklich nicht mitkommen?
Nein, sag ich. Ich hab Pa und Lugh versprochen, dafür zu sorgen, dass du in Sicherheit bist. Bis jetzt hab ich das nicht besonders gut gemacht.
Du hast es ganz gut gemacht, sagt sie.
Hey, sag ich. Ich
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