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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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weiß ja nicht, wie’s dir geht, aber ich bin zum Umfallen müde. Zeig mir doch die Schlafhütte, von der du erzählt hast.
    Okay. He … Saba?
    Hm?
    Nimmst du mich … trägst du mich huckepack zur Schlafhütte? Sie sagt es ganz schüchtern und guckt dabei nicht mich an, sondern den Boden. Zieht mit der Stiefelspitze eine Linie in den Staub.
    Ich hab Emmi in unserem ganzen Leben noch nicht huckepack genommen. Lugh hat immer mit ihr gespielt. Er hat sie an den Händen festgehalten und fliegen lassen, immer im Kreis, bis sie beide ganz schwindelig gewesen und hingefallen sind. Oder sie ist ihm auf den Rücken gesprungen, und dann ist er mit ihr rumgelaufen und gesprungen, bis sie gequiekt hat vor Freude. Mir ist das gar nicht recht gewesen, wenn er seine Zeit mit ihr verbracht hat. Oder mit irgendjemand anders. Ich hab ihn immer für mich allein haben wollen.
    Ich guck auf sie runter. Auf ihren mageren schmuddeligen Nacken. Sie ist immer schon klein für ihr Alter gewesen.
    Sie ist erst neun, Saba. Versuch doch zur Abwechslung mal, nett zu ihr zu sein.
    Huckepack?, frag ich. Ich hab schon gedacht, du fragst nie.

    M enschenopfer. Maev runzelt die Stirn. Das ist doch … verrückt.
    Sie und ich sitzen im kühlen Morgenschatten auf einem Baumstamm, auf der Lichtung, auf der das Lager der Free Hawks ist. Ich vergewisser mich, dass Emmi nicht in Hörweite ist. Sie weiß nichts davon, und ich will nicht, dass sie es hört. Aber sie ist mit Nero drüben an der Schlafhütte. Sie spielen irgendein Zählspiel mit Zweigen, die sie auf den Boden gelegt hat. Nero zählt gerne.
    Ich weiß, sag ich. Aber das hat Helen erzählt.
    Und du glaubst ihr, sagt Maev.
    Ja, sag ich.
    Und sie sagt, es sind Tonton gewesen, die Lugh da hingebracht haben … nach Freedom Fields.
    Tief drin in den Black Mountains. Das hat sie gesagt.
    Ich frag mich, was sie da treiben, sagt Maev.
    Sie haben Helen getötet, deshalb hat sie nicht zu Ende erzählen können. Aber es hat mit Chaal zu tun.
    Alles hat mit Chaal zu tun, sagt Maev. Und die Tonton stecken mittendrin.
    Wir schweigen ein Weilchen, dann sag ich: Weißt du, Maev, als Vikar Pinch meine Geburtsmondtätowierung gesehen hat, da hat er geguckt, als ob er ein Gespenst gesehen hätt.
    Wie meinst du das?
    Ich glaub nicht, dass er die zum ersten Mal gesehen hat, das mein ich.
    Wo hast du die eigentlich her?, fragt Maev. So was hab ich vorher noch nie gesehen.
    Die hat mein Pa gemacht, sag ich. Er hat Lugh und mich tätowiert. Mittwinterzwillinge.
    Du meinst, da hat er sie gesehen? Bei Lugh?
    Da bin ich mir sicher. Woher hätt er sie denn sonst kennen sollen?
    Tja, Pinch ist jetzt tot, ist also egal. Jetzt werden sie es nicht mehr machen … du weißt schon, ihn opfern.
    Das wissen wir nicht sicher. Und wenn sie rausfinden, was mit ihrem König passiert ist, vielleicht werden sie dann so wütend, dass sie ihm doch was tun. Er ist erst in Sicherheit, wenn er da weg ist. Ich muss los.
    Ich steh auf.
    O nein. Sie steht auch auf und legt mir die Hand auf den Arm. Dazu bist du gar nicht in der Lage. Guck dich doch an. Du musst dich ausruhen und essen. Wir müssen uns um die Prellungen da kümmern. Epona hat dich ganz schön rangenommen im Käfig.
    Das ist egal, sag ich.
    Nein, ist es nicht. Du weißt nicht, was vor dir liegt. Du musst stark sein.
    Lass mich in Ruh, sag ich.
    Aber ich weiß, sie hat recht. Ich bin hundemüde, und mir tut alles weh.
    Komm schon, Saba, sagt sie. Ich bin nicht dein Feind. Ich bin deine Freundin.
    Meine Freundin, sag ich.
    Genau. Du bist wie ich. Eine Überlebenskünstlerin.
    Ich bin bloß stur, sag ich.
    Hör mal … ich frag das nur ungern, sagt sie, aber als deine Freundin und so darf ich das … Wann hast du dich eigentlich das letzte Mal gewaschen?
    Ich merk, dass ich mich nicht dran erinnern kann. Ich weiß nicht, sag ich. Ist wohl ein Weilchen her.
    Eher länger, würd ich sagen, sagt sie. Sie geht an mir vorbei den Pfad lang, weiter rein in den Wald. Ich hab eine Überraschung für dich, sagt sie. Hier geht’s lang.

    W ir kommen wieder aus dem dunklen Wald raus und stehen in blendend hellem Sonnenschein auf einem schmalen Felsvorsprung. Gleich vor uns rauscht Wasser eine Felswand runter. Es braust und plätschert über die Felsen in einen tiefen Teich. Das Sonnenlicht tanzt und funkelt auf dem Wasser.
    Maev verschwindet an der Seite über den Rand.
    Ich starr auf den Wasserfall. Er ist wunderschön. Sauber. Rein.
    Kommst du jetzt oder was?, brüllt Maev. Ihre

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