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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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ist da für dich drin?
    Statt auf meine Frage zu antworten, kommt er einen Schritt näher und fragt: Warum hast du mich da rausgeholt?
    Was?
    Warum hast du mich da rausgeholt?, fragt er. Da in Hopetown. Der Zellentrakt hat lichterloh gebrannt. Man muss schon verrückt sein, um da reinzugehen. Aber du hast das getan. Du hast dein Leben riskiert, um meins zu retten, und dabei hast du mich nicht mal gekannt.
    Der Herzstein brennt mir fast ein Loch in die Haut. Ich werd ihm auf keinen Fall diese jämmerliche Geschichte erzählen, die Mercy mir aufgetischt hat. Von wegen, dass der Herzstein warm wird, wenn man vor dem steht, was das Herz sich wünscht. Kaum zu fassen, dass eine erwachsene Frau so albern sein kann.
    Ich verschränk die Arme und starr runter auf meine Füße.
    Ich weiß nicht, sag ich. Ich hab’s einfach getan.
    Und ich weiß nicht, warum ich hier bin, sagt er. Ich bin einfach hier. Ich mein, es ist nicht so, als hätte ich nichts Besseres zu tun. Da sind Leute, die ich treffen muss. Ich hab … Geschäfte zu erledigen.
    Dann geh doch, sag ich. Ich hab dich nicht gebeten, mir hinterherzureiten. Ich komm prima alleine klar. Ich brauch deine Hilfe nicht. Na los, hau schon ab.
    Hast du mir nicht zugehört? Er packt mich am Arm. Ich kann nicht!
    Wütend starren wir uns an. Der Raum zwischen uns fühlt sich irgendwie bedrückend an. Er drückt gegen mich, das Atmen fällt mir schwer. Irgendwann sag ich: Also, bringst du mich jetzt nach Freedom Fields oder nicht?
    Er streicht sich übern Kopf. Ich muss verrückt sein, dass ich auch nur drüber nachdenke, murmelt er. Ja. Mach ich. Aber zuerst … muss ich mich abkühlen.
    Er zieht die Stiefel aus und reißt sich das Hemd übern Kopf.
    Ich starr auf seine Brust. Kann meine Augen einfach nicht losreißen. Als ich ihn das erste Mal ohne Hemd gesehen habe, da in Hopetown, hab ich nur auf seine Narben geachtet. Aber jetzt seh ich bloß, wie schlank und stark er ist. Mit breiten Schultern und Armen voller Muskeln. Er hat keine Haare auf der Brust, nicht wie Pa und Lugh. Es juckt mich in den Fingern, ihn da zu berühren. Rauszufinden, ob seine Haut sich so glatt anfühlt, wie sie aussieht.
    Sei vorsichtig, Engel, sagt er. Wenn du einen Mann so anguckst, kommt er wahrscheinlich auf alle möglichen … Ideen.
    Ich rühr mich nicht.
    Er greift nach dem Verschluss von seiner Hose. Zieht eine Augenbraue hoch.
    Du hast drei Sekunden, sagt er, dann fällt sie.
    Ich dreh mich um und renn.
    Als ich schon halb beim Lager bin, hör ich ihn immer noch lachen.

    M aev sitzt im Schneidersitz auf ihrer Pritsche in der Schlafhütte und guckt zu, wie ich die Sachen zusammenpack, die sie mir gegeben hat. Sie wirft einen Kieselstein von einer Hand in die andere.
    Was weißt du überhaupt über diesen Jack?, fragt sie. Ist doch komisch, dass der hier so aus heiterem Himmel auftaucht.
    Ich weiß ungefähr so viel über ihn wie über dich, sag ich. Nicht viel.
    Sie kaut auf der Unterlippe. Ich trau ihm nicht, sagt sie. Du etwa?
    Er sagt, er kennt den Weg nach Freedom Fields, sag ich. Wenn ich Lugh finden will, muss ich ihm trauen. Genau wie ich dir getraut hab, dass du mir hilfst, aus Hopetown rauszukommen. Ich hab dich nicht gekannt, aber ich …
    Du bist einfach ins kalte Wasser gesprungen?, fragt Maev.
    Ja, sag ich, genau. Ich bin ins kalte Wasser gesprungen. Und es hat sich rausgestellt, dass du okay bist.
    Ja, na ja …, murmelt Maev. Sie guckt mich nicht an. Ich würd dir ja ein paar Hawks mitgeben, aber ich muss einen Grenzstreit mit ein paar Abenteurern auf der Weststraße klären.
    Ich hab das Gefühl, dass sie nicht ganz ehrlich zu mir ist, aber ich sag: Du schuldest mir nichts.
    Da ist einfach … was an ihm. Sie runzelt die Stirn. Er hat Geheimnisse. Und er ist … ähm …
    Eingebildet?, frag ich.
    O ja.
    Nervtötend?
    Eindeutig.
    Aalglatt?
    Ganz genau, sagt sie. Dann schüttelt sie offenbar ab, was ihr Sorgen macht, und lächelt mich verschmitzt an. Aber er sieht gut aus, das geb ich zu.
    Ach, ja? Ich merk, wie meine Wangen heiß werden. Ich zuck die Achseln, guck sie nicht an. Ist mir gar nicht aufgefallen, sag ich.
    Er hat schöne Augen.
    Zu dicht zusammen.
    Ein nettes Lächeln.
    Zu viele Zähne. Und überhaupt, er ist nicht mein Typ.
    Sie wirft den Kieselstein nach mir und lacht. Nicht dein Typ! Das kannst du deiner Großmutter erzählen.
    Ich hab schon genug Ärger damit, Lugh zu finden, sag ich. Mehr brauch ich nicht.
    Bist du sicher?, fragt sie. Du siehst immer

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