Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
Vom Netzwerk:
denken will. Was spüren, was ich nicht spüren will. Ich darf nur an Lugh denken. Nur daran, Lugh zurückzuholen.
    Alles, was ich von dir will, ist der schnellste Weg nach Freedom Fields, sag ich. Von hier aus reit ich allein weiter.
    Allein, sagt er. Willst du behaupten, du brauchst mich nicht?
    Ich brauch dich nicht, Jack.
    Du irrst dich. Du brauchst uns alle. Du weißt es bloß noch nicht. Den Tonton wird’s nicht gefallen, dass du ihren König getötet hast. Sie werden jemanden dafür bezahlen lassen wollen. Ich würde fast Geld drauf setzen, dass sie ihr Opferritual durchziehen. Wenn du Lugh retten willst, brauchst du alle Hilfe, die du kriegen kannst. Und glaub mir, wenn wir erst in Freedom Fields sind, wirst du verdammt froh sein, dass wir bei dir sind.
    Ich lehn den Kopf an Hermes’ Flanke und mach kurz die Augen zu. Du lässt mich nicht allein reiten, sag ich.
    Nein, sagt er.
    Du kannst mich nicht aufhalten. Ich könnt jetzt einfach auf Hermes springen und wegreiten, so schnell ich kann.
    Wir würden dir folgen.
    In der Falle.
    Du weißt es immer besser, was?, sag ich.
    Das bilde ich mir ein, ja, sagt er. Und das bringt mich darauf, dass du den anderen etwas schuldest, weil du so unhöflich und selbstgerecht gewesen bist.
    Was?, sag ich.
    Eine Entschuldigung, sagt er. Weil du so verdammt undankbar bist.
    Ich kneif die Augen zusammen. Von einem Dieb lass ich mir keine Manieren beibringen, sag ich. Das bist du doch, oder, Jack? Davon lebst du.
    Vielleicht bin ich ein Dieb, sagt er, vielleicht aber auch nicht. Aber eins ist sicher: Ich bin nicht die, die sie den Todesengel nennen.
    Er weiß einfach, wo er mich treffen kann.
    Du Arsch, sag ich.
    Wenn du dich jetzt besser fühlst, sagt er.
    Er nickt mir knapp zu, dreht sich um und geht weg.

    A b jetzt gibt Jack ein schnelleres Tempo vor.
    Er sagt, er ist nicht sicher, wie lange wir bis Freedom Fields brauchen. Er sagt, es könnte eine Woche dauern oder auch zehn Tage. Hängt davon ab, ob wir unterwegs Schwierigkeiten bekommen.
    Zehn Tage. Dabei ist Mittsommer schon in zwölf Tagen.
    Die Sonne brennt auf uns runter, glühend heiß und gnadenlos. Die Luft flimmert, ist zum Schneiden dick. Das Atmen fällt schwer. Ich zieh mir das Shemag in die Stirn.
    Ash reitet mit Jack vor und schmeißt sich an ihn ran wie blöde. Sogar ihm müsst es langsam auffallen. Sie reitet so dicht neben ihm, dass ihr Bein seins berührt. Sie guckt ihn ständig an. Beugt sich zum ihm rüber und sagt irgendwas. Und dann wirft er den Kopf in den Nacken und lacht, als hätt er noch nie im Leben so was Witziges gehört.
    Nicht zum Aushalten.
    Das wär es jedenfalls, wenn es mir was ausmachen würd.
    Und das tut es nicht.
    Lügnerin, flüstert die Stimme in meinem Kopf. Lügnerin, Lügnerin, Lügnerin.

    W ir reiten durch die Abwrackerstadt durch und legen noch mal zwölf Meilen zurück, bis wir für die Nacht haltmachen. Jack nennt das hier echtes Bergland. Der Pfad schlängelt sich am Fuß von steilen, dicht bewaldeten Hängen lang. Die Berge stehen alle eng zusammen.
    Das Land hier gefällt mir nicht. Zu eng. Zu düster. Nicht genug Himmel.
    Unser Lager schlagen wir in den Ruinen von einem großen Steinhaus auf. Es steht an einem Flüsschen in einem kleinen felsigen Tal. Nero saust durch die Fenster rein und raus und scheucht die Tauben auf, die hier schlafen. Er krächzt vor Vergnügen. Ash und Jack schießen zwei von den Tauben fürs Abendessen. Alle schwatzen fröhlich bei der Arbeit. Sie machen ein großes Feuer und kochen darauf Wasser für Salbeitee. Epona rupft mit Emmis Hilfe die Tauben und nimmt sie aus. Dann steckt sie sie auf einen Spieß und hängt sie zum Rösten übers Feuer. Ich sitz allein ein Stückchen weg, rupf Grasbüschel aus und grübel über das nach, was Jack zu mir gesagt hat. Nach einer Weile kommt Emmi zu mir rüber. Darf ich mich zu dir setzen?, fragt sie.
    Ich zuck die Achseln. Mach, sag ich.
    Sie setzt sich neben mich. Eine Weile sagen wir nichts. Dann sagt sie: Tut mir leid, dass ich so frech gewesen bin. Und ich hätt dir nicht die Zunge rausstrecken dürfen. Lugh wär stinkwütend, wenn er das wüsst.
    Von mir wär er wohl auch nicht wirklich begeistert, sag ich. Dir gegenüber so durchzudrehen.
    Ich schätz, wir wären beide in Schwierigkeiten. Epona ist nett. Ash auch. Findest du nicht?
    Ich grunz.
    Tja, ich mag sie jedenfalls, sagt sie.
    Dazu sag ich nichts.
    Sie wären gern deine Freundinnen, weißt du, sagt sie.
    Hm, sag ich.
    Sie kniet sich vor mich

Weitere Kostenlose Bücher