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Dustlands - Die Entführung

Dustlands - Die Entführung

Titel: Dustlands - Die Entführung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moira Young
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hin und nimmt meine Hand. Wir finden Lugh. Ich weiß es. Wir helfen dir alle. Ich und Ash und Epona und Jack.
    Bei Mercy wärst du in Sicherheit gewesen, sag ich und zieh meine Hand weg. Du hättest dableiben sollen, wie ich’s dir gesagt hab.
    Ich weiß, sagt sie. Aber ich bin stur. Wie du.
    Wir gucken uns an. Dann lächeln wir.
    Ja, sag ich. Das bist du wohl. Hör mal, Em, ich … es tut mir leid. Ich weiß, ich bin nicht sehr nett zu dir gewesen. Ich mein das nicht so, das weißt du doch, oder? Es ist bloß … ich mach mir Sorgen um Lugh. Ich hab Angst, dass … dass wir vielleicht nicht –
    Ich weiß, sagt sie. Ich mach mir auch Sorgen um ihn. Genau wie um dich. Ich hab’s fast nicht ertragen da in Hopetown, als du im Käfig gekämpft hast. Jeden Tag hab ich so eine Angst gehabt, dass du stirbst und mich verlässt …
    Ich verlass dich nicht, sag ich. Versprochen. Ich seufz. Ich werd versuchen, eine bessere Schwester zu sein, Emmi.
    Schon gut, sagt sie. Musst du nicht. Ich bin dran gewöhnt, so wie du bist. Sie gibt mir ganz schnell einen Kuss auf die Wange. Dann geht sie zurück ans Feuer zu den anderen. Ich bleib noch ein, zwei Minuten sitzen, bis der Kloß in meinem Hals weg ist. Dann geh ich auch rüber. Alle verstummen und gucken mich an. Nur Jack nicht. Der hockt weiter am Feuer und stochert mit einem Stock in der Glut.
    Ich hab was zu sagen, sag ich. Euch allen. Ich weiß, ich hab mich aufgeführt, als ob … mir eine Laus über die Leber gelaufen wär. Ich bin undankbar gewesen und zänkisch und … na ja … es tut mir leid. Und ich möcht euch sagen … ich möcht euch danken. Dafür dass ihr mit mir kommt. Dafür, dass ihr versucht, mir zu helfen, Lugh zu finden. Ich bin euch dankbar.
    Sie gucken mich an. Als ob sie auf mehr warten.
    Das ist alles, sag ich.
    Ash zuckt die Achseln. Wir tun das für uns alle, sagt sie. Nicht nur für dich und deinen Bruder. Das ist was Größeres.
    Wir finden Lugh, Saba, sagt Epona. Wir helfen dir, ihn zurückzuholen.
    Sie lächelt, und dann kochen und schwatzen sie weiter.
    Ich hab getan, was Jack gesagt hat. Ich hab das Richtige getan. Jetzt geh ich schnell weg. Aber mein Herz fühlt sich leichter an. Hoffnungsvoller.
    Eine Hand auf meinem Arm hält mich auf. Jack. Ich dreh mich um. Das hast du gut gemacht, sagt er.
    Und wie jedes Mal, wenn Jack mich berührt oder in meine Nähe kommt, wird mir überall heiß. Auf mir, in mir, um mich rum. Fass mich nicht an, sag ich.
    Er weicht einen Schritt zurück und hält die Hände hoch. Sein Mund ist eine schmale Linie. Tut mir leid, sagt er. Mein Fehler. Kommt nicht wieder vor.
    Er geht zurück zu den anderen. Ich hol den Herzstein aus der Weste und mach eine Faust darum. Halt ihn so lange fest, bis er wieder kühl ist.
    Dann guck ich zum Himmel hoch. Die ersten Sterne sind draußen. Und der Mond. Jede Nacht kriecht er über den Himmel, rückt immer näher an die Stelle ran, wo er an Mittsommer stehen wird. Nichts kann ihn aufhalten.
    Wir rennen um die Wette, der Mond und ich. Und ich kann es mir nicht leisten, dieses Rennen zu verlieren.
    Vielleicht ist es doch gar nicht so schlecht, ein bisschen Hilfe zu haben. Ich werd mich mit allem abfinden, wenn ich dadurch Lugh in Sicherheit bringe. Mit allem und jedem. Sogar mit Jack.

    W ir steigen ab und stehen am Rand von einem steilen Abhang. Unter uns liegt eine Schlucht mit einem ausgetrockneten Flussbett, und auf der anderen Seite von der Schlucht ist wieder ein Berg.
    Er ragt über uns auf, dunkel und zerklüftet und bedrohlich. Dahinter kommen noch mehr Berge, so weit das Auge reicht.
    Ist das der einzige Weg nach Freedom Fields?, frag ich.
    Nein, sagt Jack, ich will euch nur die schöne Aussicht hier zeigen!
    Er guckt mich böse an, und ich guck genauso böse zurück. Seit der Abwrackerstadt fauchen und knurren wir uns nur noch an.
    Die Berge da sehen furchtbar hoch aus, sagt Emmi.
    Sie heißen Devil’s Teeth, sagt Jack. Teufelszähne. Da. Ungefähr auf halber Höhe. Seht ihr das? Das ist der One-eyed Man. Da wollen wir hin. Das ist der Plan.
    Jack zeigt auf ein Haus, das sich an den Berghang gegenüber klammert. Sonst wär es mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Es ist aus demselben dunklen Stein wie der Berg. Lang und niedrig, in den Fels reingebaut. Ein schmaler weißer Pfad führt im Zickzack aus der Schlucht da rauf. Aus einem schiefen Schornstein kommt Rauch.
    Was ist der One-eyed Man?, fragt Emmi.
    Ein Gasthaus, sagt Jack.
    Epona runzelt die Stirn.

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