Dustlands - Die Entführung
als wären es nur zwei. Sie sind zu Fuß. Die Pferde führen sie.
Das ist gut, sag ich. Ich würd die Pferde nicht gern verletzen.
Aber wenn’s ein Mensch ist, macht’s dir nichts aus, sagt Jack.
Die können selbst auf sich aufpassen, sag ich.
Erinner mich dran, dass ich’s mir nicht mit dir verscherze, sagt er. Meinst du, das Loch ist groß genug?
Ich hab dir doch gesagt, ich hab schon Hunderte von diesen Fallen gegraben, sag ich. Lugh und ich haben das ständig gemacht, wenn wir Wildschweine gejagt haben.
Emmi runzelt die Stirn. Sie sagt: Aber Saba, da sind doch gar keine Wi-
Hinter Jacks Rücken zieh ich mir einen Finger über die Kehle und guck sie bitterböse an. Sie klappt den Mund wieder zu.
Ich hoffe, mein Plan klappt. Damit Jack nicht rausfindet, dass ich in Wirklichkeit noch nie eine Fallgrube gegraben hab. Lugh und ich haben immer davon geredet, aber am Silverlake hat es kein Wild gegeben, das die Mühe gelohnt hätte. Jack und ich haben die hier an der Stelle gegraben, wo ich mit dem Fuß eingebrochen bin. Mitten auf der Hauptstraße durch die Stadt. Wie sich rausgestellt hat, ist da schon ein ziemlich großes Loch gewesen. Wir haben es nur noch ein bisschen tiefer machen müssen.
Mein Bettzeug wird ganz dreckig, murrt Emmi.
Wir haben das Loch damit zugedeckt, es an den Ecken beschwert und Gras draufgestreut. Jetzt würd man nie draufkommen, dass da ein Loch ist.
Pech für dich, sag ich. Das ist die Strafe dafür, dass du den Weitgucker kaputt gemacht hast.
Ich hab doch gesagt, ich versuch, ihn zu reparieren, sagt Jack.
Emmi streckt mir die Zunge raus.
Ich droh ihr mit dem Zeigefinger. Du wirst viel zu frech, Emmi, sag ich. Warte, bis wir –
Schsch! Jack legt den Finger an die Lippen. Wir kauern schweigend da und gucken uns nicht an. Warten einfach.
Dann hör ich Stimmen. Das leise Schnauben von einem Pferd.
Sie kommen, flüstert Jack.
Wir drücken uns flach an den Hang. Jack und ich nehmen unsere Armbrüste und laden sie. Emmi legt einen Stein in ihre Schleuder. Das Herz klopft mir bis zum Hals.
Die Stimmen gehen an unserem Versteck vorbei.
Dann: Aaaah! Jetzt sind sie wohl gerade ins Leere getreten. Und in unsere Falle gepurzelt. Die Pferde wiehern ängstlich.
Los!, brüllt Jack.
Wir springen auf und stürzen über den Gipfel rüber. Stürmen auf der anderen Seite den Hang runter. Die Pferde – zwei Stück – bäumen sich erschrocken auf und jagen davon.
Hände hoch, ihr Dreckskerle!, brüll ich. Oder wir schießen!
Jack, Emmi und ich stellen uns am Rand von der Fallgrube im Kreis auf. Wir haben die Waffen im Anschlag und zielen auf unsere Gefangenen.
Ich fass es nicht, sagt Jack.
W as zum Teufel macht ihr hier?, frag ich.
In einem Knäuel aus Armen und Beinen liegen Ash und Epona auf dem Boden der Grube und gucken zu uns hoch.
Das ist nicht ganz der Empfang, mit dem wir gerechnet haben, sagt Ash. Aber ich hab schon Schlimmeres erlebt.
Sie stehen auf. Epona streckt mir die Hand entgegen. Ich könnte ein bisschen Hilfe gebrauchen, sagt sie.
Eigentlich sollten wir euch da unten verrotten lassen, sag ich. Würd euch recht geschehen. Aber ich geb ihr die Hand, und Jack gibt Ash die Hand, und wir helfen ihnen raus. Sie bürsten sich ab.
Verdammt, Ash, sagt Jack. Das ist mehr als dämlich. Wir hätten auf euch schießen können. Ihr hättet euch ein Bein brechen können, als ihr da reingefallen seid. Warum habt ihr uns nicht Bescheid gesagt, dass ihr das seid?
Wir haben euch überraschen wollen, sagt Ash.
Tja, das habt ihr geschafft, sagt Jack.
Ich runzel die Stirn. Ich hab gedacht, die Hawks haben irgendwelche Scherereien, um die ihr euch kümmern müsst, sag ich. Maev hat was von einem Grenzstreit auf der Weststraße gesagt.
Hastig gucken sie sich an. Ziemlich schuldbewusst.
Sie weiß nicht, dass ihr hier seid, sag ich. Sagt jetzt nicht … sie hat euch die Aufsicht über Darktrees übergeben, und ihr habt euch einfach davongemacht.
Okay, sagt Ash, wir sagen’s dir nicht.
Haut ab, sag ich. Dreht sofort um und reitet zurück. Und vergesst bloß nicht, Maev zu erzählen, dass das alles euer Einfall gewesen ist und nichts mit mir zu tun hat.
Warte doch mal, sagt Epona. Wir meinen zufällig, dass Maev sich irrt. Dass sie euch wenigstens ein paar von uns hätte mitgeben sollen.
Das hier ist wichtiger als der Streit um die Herrschaft über die Weststraße, sagt Ash. Nach allem, was du erzählt hast – über Freedom Fields und die Tonton und das Chaal –, geht
Weitere Kostenlose Bücher